Donnerstag, 19. November 2015

Tod von Helmut Schmidt

Nun melde auch ich mich noch einmal zu Wort. Ich weiß, mein letzter Beitrag ist auch schon ein paar Wochen her. Ich hatte relativ viel um die Ohren und hatte schließlich keine Zeit mehr dazu hier etwas zu posten. Vor allem aber haben mich auch die Ereignisse der letzten zwei Wochen mitgenommen. Was soll man hier schon groß schreiben, wenn es Menschen gibt, die gerade einen geliebten Menschen verloren haben? Was soll man schreiben, wenn nicht nur Freunde und Familie um einen Menschen trauern, sondern eine ganze Stadt oder gar eine Nation? Welches sind die passenden Worte?

Es ist der 10. November 2015, der Todestag von Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt. Um ca. 15:30 Uhr meldete meine Nachrichten-App, dass Herr Schmidt verstorben sei. Diese Botschaft nahm ich erstmal so als gegeben hin. Es sterben schließlich jeden Tag Menschen und ab und zu gehört eben auch eine Berühmtheit dazu.
Auch die diversen Sozialen Netzwerke waren voll vom Tode Helmut Schmidts. Gerne geteilt wurde vor allem eines seiner Zitate, welches da lautet: "Willen braucht man und Zigaretten." Eigentlich enttäuschend, wenn man so großes Leistet wie Helmut Schmidt und alles, was nach seinem Tode übrig bleibt ist ein einziges Zitat.
Aber vielleicht ist es auch dem geschuldet, dass die sozialen Medien eher von jungen Leuten genutzt werden. Ich zum Beispiel bin gerade mal 23 Jahre alt und mein Interesse für berühmte Persönlichkeiten oder gar für Politiker besteht nicht seit der Stunde null in meinem Leben. Nein, es setzte erst später ein und ich glaube auch, dass das bei dem ein oder anderen hier genauso war.
Mein politisches Interesse, wenn man es denn so nennen darf, begann erst mit 15 oder 16 Jahren. Also genau die Zeit, in der man zum ersten mal wählen gehen durfte. Wobei der erste Wahlgang bei mir eher nach dem Motto ablief: Ich wähle die Partei, die meine Eltern wählen.
An den Politik-Unterricht in dieser Zeit kann ich mich um ehrlich zu sein gar nicht mehr so genau erinnern. War wohl nicht viel interessantes dabei. Wahrscheinlich sind große Politikernamen gefallen und somit eben auch der Name Helmut Schmidt, aber wirklich etwas über deren Amtszeit oder deren Taten ist bei mir zumindest nichts hängengeblieben.
Alles, was ich über das Leben von Helmut Schmidt weiß entstammt der letzten paar Tage aus Zeitungen und TV-Sendungen. Lediglich einmal habe ich Helmut Schmidt in einer Talkshow gesehen. Ich weiß selber nicht mehr genau um was es dort ging. Ich habe mich mehr darüber amüsiert, dass er tatsächlich so viel raucht. Immer wenn man ihn sah, hatte er eine Zigarette in der Hand oder er zog daran. Das Rauchverbot schien also tatsächlich erst fünf Meter um Helmut Schmidt herum zu beginnen.
Zu stören schien es aber auch niemanden. Im Gegenteil, jeder schien relativ froh zu sein Herrn Schmidt einmal zu erleben. Wenn Herr Schmidt etwas zum besten gab, dann war Stille und jeder lauschte, was unser Ex-Bundeskanzler zu sagen hatte. Wer hat schon das Privileg ein Rat bzw. die Meinung von einem Mann zu hören, der Anfang des letzten Jahrhunderts geboren wurde. Einem Mann, der einen Weltkrieg miterlebt hatte. Einem Mann, der die Nachkriegszeit erlebt hatte. Einem Mann, der ein unglaubliches Verständnis von Pflichterfüllung und eine Weitsicht hatte, wie kein anderer.
Doch nun ist auch diese Zeit vorbei. Helmut Schmidt ist von uns gegangen. Wir können Ihn nun nichtmehr um Rat fragen. Am 23. November ist seine Gedenkfeier im Michel. Anschließend wird er nach Ohlsdorf überführt und neben seiner Frau beerdigt.

Montag, 26. Oktober 2015

Wird Olympia 2024 in Hamburg stattfinden?

Auf die Plätze. Fertig. Los!
In den kommenden Wochen erhalten die rund 1,3 Mio. wahlberechtigten Bürger Hamburgs ihre Unterlagen, um über Olympische und Paralympische Spiele 2024 in unserer Hansestadt abzustimmen. Bis zum 29.11. geht das Referendum. Bis dahin müssen die Stimmen abgegeben sein. Aber was bedeutet Olympia? Warum bewirbt sich Hamburg für die Spiele 2024? Was macht Hamburg als Austragungsort so interessant? Und was macht unsere Bewerbung so einzigartig?

Seit knapp einem Jahr gibt es ein Thema über das jeder spricht. Zumindest hier in Hamburg. Was mit einer kleinen Schnapsidee begann ist nun in aller Munde. Es gab da eine Idee, einen Gedanken. Warum bewirbt sich Hamburg nicht für die Olympischen Spiele 2024? Was sagt die hamburger Bevölkerung dazu? Was meint Deutschland? Dank Facebook, Twitter und Co verbreitete sich dieser Gedanke schnell und fand auch Zustimmung. Aktionen wurden geplant und durchgeführt um ein Zeichen zu setzen, dass man für die Spiele 2024 in Hamburg ist.
In der Europa Passage wurde ein Miniatur-Stadion aufgebaut in das man eine Miniaturfigur setzen konnte. Dieses Stadion war so schnell voll, sodass es noch um einen weiteren Rang vergrößert werden musste.
Über Facebook wurde eine Veranstaltung erstellt, dass man sich an der Binnenalster trifft, um ein weiteres Zeichen für die Spiele 2024 in Hamburg zu setzen. Hierfür wurde extra ein Feuerwerk geplant, Fackeln wurden verteilt, die alle zu einem bestimmten Zeitpunkt entzündet wurden. Für diese Veranstaltung haben sich gut 7.000 Menschen auf Facebook gemeldet. An der Alster waren wir letztlich mit 20.000 und haben dabei sogar einen Weltrekord aufgestellt.
Das Hamburger Abendblatt hat sogar eine extra Kategorie eingeführt in der es ausschließlich um Olympia und die Bewerbung Hamburgs geht. An den einzelnen Universitäten werden Vortragsabende gehalten, in denen sich die Bürgerinnen und Bürger über die Bewerbung Hamburgs informieren können. Der Dialog mit den Bürgern ist eben mit das wichtigste.

Die Stimmung über die Olympischen Spiele in Hamburg ist also durchaus positiv. Aber es gibt eben auch immer Gegner. Leute, die dem ganzen Vorhaben eher skeptisch gegenüber treten, die das Vorhaben hinterfragen. Und das ist ok, das ist gut. Nur so werden die Spiele zu etwas einmaligem. Wozu brauchen wir die olympischen Spiele in Hamburg? Was geschieht mit den Bauten nach Olympia? Werden sie weiterhin genutzt und wenn ja, wie? Wie sieht es mit der Sicherheit aus? Was hat der normale hamburger Bürger von den Spielen 2024? Wozu ein solches Mammut-Projekt? Wie hoch werden die Kosten sein?
All dies sind wichtige und entscheidende Fragen, wenn es um die olympischen Spiele 2024 in Hamburg geht. In den vergangenen Jahrzehnten ging es oftmals darum mit wahren Wundern der Baukunst zu glänzen. Die Kosten für solche Bauwerke schossen in die Höhe. Nur damit alle Welt für ein paar Tage dieses Ereignis verfolgt. Über die Nachnutzung der Gebäude wurde nur selten bis gar nicht nachgedacht. Im Gegenteil. Die Austragungsorte rutschten teilweise in den finanziellen Ruin. Davor haben viele Angst, denn die Kosten bleiben letztlich auf uns Steuerzahlern liegen.
Ein wichtiger Punkt bei der Bewerbung ist daher auch der Dialog mit den Bürgern. Die Ängste und Sorgen der Bürger müssen wahrgenommen werden. Man muss die Leute über den aktuellen Stand informieren und zwar so, dass es jeder Laie verstehen kann. Und es hilft. Man plant das Olympia-Gelände nicht einfach irgendwie, sondern so, dass die Gebäude auch für später genutzt werden können. So soll beispielsweise die Sporthalle später für ein weiteres Cruise Center umgebaut werden. Die Schwimmhalle soll später als Schwimm- und Freizeitbad dienen soll. Oder auch das Leichtathletikstadion, welches sich in ein Wohngebäude verwandeln soll.

Es gibt inzwischen sogar schon einige ehemals Olympia-Gegner, welche durch die Bewerbung Hamburgs und der damit verbundenen Planung ins grübeln kommen und sich eventuell bis zum 29.11. doch für die Spiele 2024 in Hamburg entscheiden werden.
Jetzt, wo die Planung immer konkreter wird melden sich auch immer mehr Prominente zu Wort und loben die Bewerbung unserer geliebten Hansestadt. Nichts scheint dem Zufall überlassen zu sein. Nicht nur Olympia allein wird geplant, nein sogar die Nachnutzung der Gebäude.

Die gesamte Planung und erläuternden Texten sind in einer 84-Seiten-Broschüre zusammengefasst und an vielen Stellen der Stadt erhältlich. Wer weiter weg wohnt kann sich das PDF herunterladen.
Wer mehr über die aktuellen Geschehnisse der Olympia-Bewerbung erfahren will kann das hier tun.

Donnerstag, 22. Oktober 2015

Q wie Queere Geschichte I ABC eines Schwulen

Queere Geschichte? Was ist das denn? Geschichte ist klar, aber queer? Will er jetzt querbeet die wichtigsten geschichtlichen Ereignisse kurz zusammenfassen? À la Hape Kerkeling?

Nein werde ich wohl nicht. Dieser Artikel ist dafür viel zu kurz und außerdem wäre eine kurze Wiedergabe der wichtigsten geschichtlichen Ereignisse wohl eher eine eigene "kleine" Sendereihe.
Als ich begonnen habe mir Gedanken über dieses ABC gemacht habe, wollte ich sofort irgendwo etwas zu dem geschichtlichen Hintergrund der LGBTI-Bewegung schreiben. Aber wo fängt man da an? Wann gab es die ersten homosexuellen Menschen? War Adam vielleicht schon schwul? Oder beginne ich bei den Stonewall-Aufständen in New York? Aber was ist dann mit der Zeit davor, da muss es doch auch schon Schwule und Lesben gegeben haben?

Ohh ja, die gab es. Homosexualität ist ebenso bei uns Menschen verbreitet wie unter all den anderen Tieren. Es ist wohl das natürlichste auf der Welt. Mit wem ich letztlich zusammen bin und eine Beziehung führe ist doch egal. Die Hauptsache ist doch, dass ich meinen Partner / meine Partnerin liebe und ehre.
Adam könnte also sehr wohl schwul oder zumindest bisexuell gewesen sein. Nur leider hatte er nicht die große Wahl, er hatte nur Eva. Und so heißt es bis heute für viele streng religiöse Menschen: "Der Mann soll nicht beim Manne liegen, denn das ist ein Gräuel."
Und genau an dieser Stelle frage ich mich eines immer wieder. Wenn es tatsächlich einen Gott gibt und er die Erde geschaffen hat. Wenn er alles so erschaffen hat wie er es wollte und tatsächlich allwissend ist. Wenn er etwas gegen homosexuelles Verhalten hat, warum erschafft er dann zwei unterschiedliche Geschlechter. Hätte er nicht gewusst, dass es auch gleichgeschlechtlich-liebende Menschen geben wird? War die Rippe von Adam vielleicht nicht groß genug? Hat Gott sich vielleicht überarbeitet und war bei seinen letzten Taten etwas nachlässig?

Wie dem auch sei. Die Antwort auf all diese Fragen werden wir wohl nie erfahren. In der Theologie gibt es nunmal Dinge, die wir nie erfahren werden. Dinge, die nie abschließend geklärt werden können. Es werden immer offene Fragen bleiben. Und wenn man ganz ehrlich sein soll, dann hat die Religion schon für viele Streitereien gesorgt und dabei auch den ein oder anderen Krieg begonnen.
Religion muss aber nicht zwangsläufig schlecht sein. Sie hat auch schon die ein oder anderen guten Taten vollbracht. In gewisser Weise hat die Kirche sogar schon Homo-Ehen vollzogen. Ehen zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern. Einer der größten Streitpunkte im Jahr 2015.
Früher konnte man nämlich einen sogenannten geschworenen Bruder haben. Man konnte also eine Bindung zu einem gleichgeschlechtlichen Menschen eingehen, wobei die Liebe bis in den Tod anhalten sollte. Also einer Eheschließung gleichkam. Der eigentliche Zweck von geschworenen Brüdern war allerdings eine geistige Verwandtschaft herzustellen, wie es bei einer Taufpatenschaft der Fall ist.
Nachdem sich herumgesprochen hatte, dass auch gleichgeschlechtlich Liebende die Schwurbruderschaft eingegangen sind, wurde dieser Ritus von der Kirche und dem oströmischen Recht verboten. Einziges Überbleibsel ist der Begriff warmer Bruder für einen Schwulen. Ein Begriffswandel. Ein Umdenken in der Gesellschaft fand statt. Was gestern noch als Zeichen der Freundschaft galt, identifiziert man heute als "homosexuell", als nicht der Norm entsprechend. Plötzlich gilt man als Außenseiter. Zwischen 1970 und 1990 gehen die Sexualerfahrungen zwischen gleichgeschlechtlichen Menschen von 18 auf zwei Prozent zurück. Homophobie kommt in Mode. Die Leute haben angst als Schwuler oder als Lesbe zu gelten. Doch was ist so schlimm daran? Warum darf ich nicht den lieben, den ich liebe? Warum gehört Homosexualität auch heute noch zu einem Tabuthema? Warum wird im Geschichtsunterricht nicht auch die Geschichte der LGBTI-Bewegung behandelt? Warum hört man immer nur vom Nationalsozialismus und der Judenvefolgung? Was macht die französische Revolution so besonders, waren es die Stonewall-Aufstände nicht auch? Warum haben wir Geschichtsunterricht, wenn ein Teil unserer Vergangenheit einfach ausgelassen wird?
Der Geschichtsunterricht soll uns doch näher bringen, wie das Leben früher von statten ging. Er soll uns zeigen, wie die Menschen früher gedacht und gehandelt haben. Wir sollen erfahren wie der Alltag früher war. Wir erfahren plötzlich, dass Homosexualität nichts neues ist. Es ist keine neue Mode, die man mitmacht. Wir befinden uns nur in einem Zyklus in dem das Thema wieder häufiger zur Sprache kommt.
Historisch betrachtet ist das Anders-sein etwas vollkommen normales. Die Geschichte lehrt uns, dass es immer handelnde und leidende Menschen waren, die etwas verändert haben. Sie waren es, die für Veränderungen in unserem Denken und Handeln bewirkt haben. Sie zeigen uns, dass sich Vorstellungen grundsätzlich ändern können.


Donnerstag, 15. Oktober 2015

P wie Propaganda I ABC eines Schwulen

Unser gesamtes Handeln, unser gesamtes Wissen, einfach alles müssen wir einmal gelernt haben. Wir müssen lernen zu krabbeln und zu laufen. Wir müssen lernen zu sprechen und mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Wir lernen wie man das gesprochene Wort auf Papier bringen kann. Wir lernen Zahlen aufzuschreiben und mit diesen die wildesten Rechenoperationen durchzuführen. Wir lernen Menschen zu vertrauen. Sie geben uns Tipps, damit wir es besser / leichter im Leben haben sollen. Wir lernen aber auch Menschen zu Misstrauen, weil nicht jeder will, dass wir ein leichtes unbeschwertes Leben führen.
Letztlich wird unser Tun und Handeln also durch unsere Erfahrungen gelenkt. Wir vertrauen dem einen Menschen mehr, weil er uns noch nie enttäuscht hat. Wir können uns auch diesmal sicher sein, dass er uns nicht hintergeht, weil er es die 40, 50 oder 60 Male davor auch nicht getan hat. Wir glauben unseren Lehrern, Dozenten und Professoren was sie uns erzählen, weil sie diesen Beruf gewählt haben und dazu verpflichtet sind uns etwas beizubringen. Unserem Grundschullehrer glauben wir, dass er uns das Alphabet und dessen Aussprache korrekt beibringt. Dem Mathematiklehrer vertrauen wir, dass die Zahl π ungefähr der Zahl 3,14159265... entspricht. Ebenso wie e ungefähr der Zahl 2,71828182... entspricht. 
Es gibt noch genügend andere Beispiele die man hier anführen könnte, aber es soll ja nicht um die Beispiele gehen, sondern um dass was dahinter steht. Bestimmten Menschen vertrauen wir einfach blind. Wir glauben, dass sie schon irgendwie recht haben werden. Sie haben schließlich schon ein paar Jahre mehr auf dem Buckel, sie haben mehr erlebt, mehr gesehen von der Welt, auf ihr Urteil wird man sich schon verlassen können.
Aber dank Smartphone und Internet können wir das Wissen, welches uns gerade vermittelt wurde auch innerhalb von ein paar Klicks nachschlagen. Wir sind nicht mehr darauf angewiesen große Bibliotheken aufzusuchen und in Büchern nachzuschlagen. Nein, wir befragen einfach das World Wide Web. Manch einer befragt das allwissenden Google, ein andere stellt seine Frage dem großen Bing oder auch irgendeiner anderen großen Suchmaschienen-Persönlichkeit. Im Internet steht schließlich das Wissen von Milliarden von Menschen und jeder von Ihnen hat einen Teil dazu beigetragen. Physiker, Mathematiker, Germanisten, Historiker der verschiedensten Epochen usw. usw. 
Was im Internet steht muss also stimmen. Davon gehen wir jedenfalls aus. Das Internet - unser Lexikon 2.0

Aber ist es tatsächlich wahr? Können wir uns einfach so auf das verlassen? Ist alles was im Internet steht auch tatsächlich wahr? Reicht es wirklich aus sich eine Quellen anzuhören und diese Meinung als richtig zu akzeptieren? Wenn ja, was ist wenn diese Quelle rein der Propaganda wegen existiert?

Mit dem aufkommen des Internet und der Entwicklung der ersten Smartphones können wir innerhalb von Sekunden Dinge herausfinden, die man vorher ewig lange im Lexikon nachschlagen musste oder bei Bekannten und Verwandten nachfragen musste. Ebenso können wir aber auch Wissen welches eigentlich zur Allgemeinbildung gehört innerhalb kürzester Zeit nachlesen. Und die Informationen, die wir erhalten nehmen wir auch als wahrheitsgemäß war. Manche Dinge merken wir uns sogar und prahlen damit zu gegebener Zeit vor unseren Freunden. Ob unser Wissen nun eventuell nicht ganz der Wahrheit entsprechen könnte ist uns dabei auch egal. Ja, sie kann sogar propagandistische Züge haben oder sogar ganz der Propaganda dienen, also der Verbreitung ideologischer Ideen und Meinungen, um die Bevölkerung in einer bestimmten Weise zu beeinflussen. Dieser Beeinflussung bedarf noch nicht einmal großer Artikel. Es reichen sogar einfache Schlagzeilen oder Kommentare unter einem Beitrag aus, um die Meinung eines Menschen zu beeinflussen. Vor allem wenn unterschiedliche Schlagzeilen / Kommentare den gleichen Inhalt haben. Gerade dann macht sich kaum noch jemand die Mühe und hinterfragt das Ganze. Irgendwie wird es schon der Wahrheit entsprechen, wenn so viele dieser Meinung sind.
Um sich selbst ein Kommentar über etwas oder jemanden erlauben zu dürfen, sollte man jedoch immer beide Seiten der Medaille kennen. Man sollte sich mit einem Thema erstmal vertraut machen, bevor man sich ein Kommentar erlaubt, auch wenn das schwer ist.

P.S.:
Wie es der Zufall so will hat auch darkviktory in der neuen Folge von BrainFed (Folge 26) das Thema Propaganda und Meinungsbildung angesprochen. Wer sich die Folge ansehen will kann das hier tun.

Montag, 12. Oktober 2015

O wie Outing I ABC eines Schwulen

Wenn man mal darüber nachdenkt, so hat wohl jeder Tag eine besondere Bedeutung. Nicht nur, dass an jedem Tag mindesten eine Person Geburtstag oder Namenstag hat. Nein, es gibt für alles und jeden nochmal einen besonderen Tag. Es gibt den Schnitzel Tag (nein nicht nur im Restaurant). Den Tag der Komplimente. Den Tag der Arbeit, der Frau, Vatertag, Muttertag usw. usw. Am vergangenen Sonntag war der Tag des Coming Out. Diverse Webseiten haben Tips und Tricks verraten, wie man sich am besten vor seinen Mitmenschen outet. Zudem kann man auf diesen Websites auch verschiedene Coming-Out-Storys nachlesen.
Ich selbst habe auch schon ein ums andere mal über das Thema Coming Out geschrieben. Fragen wie: Was ist das Coming Out? Wie merke ich, dass ich schwul bin? habe ich bereits in anderen Beiträgen erörtert. Ebenso habe ich das innere Coming Out näher beleuchtet und beschrieben, wie wichtig es ist seine eigene Identität zu finden.
Aber warum das Ganze? Wozu sollte man sich überhaupt outen? Was ist so wichtig daran? Warum muss man sich als heterosexueller nicht outen? Und was macht das Coming Out so schwer?

Homosexuell, bisexuell, transsexuell, intersexuell, asexuell es scheint tausende von sexuellen Formen zu geben. Sie scheinen alle sehr in Mode zu sein. Prominente Persönlichkeiten outen sich in der Öffentlichkeit, egal ob Schauspieler, Musiker, Sportler oder CEOs einer bekannten Firma. Freunde und Bekannte kommen auf einen zu und sagen einem, dass sie eben nicht heterosexuell sind. Es scheint wie eine Epidemie zu sein, eine "Mode-Krankheit" wie Laktoseintoleranz, Lebensmittelunverträglichkeit, Yoga und Veganismus. Man macht einfach mit, weil es hip und angesagt ist.
Oder liegt das nur an mir? Erhalte ich vielleicht Informationen, welche nur innerhalb der Community kursieren? So kommt es mir zumindest manchmal vor. Fakt ist jedoch, dass das Thema LGBTI immer mehr in den Vordergrund rückt. Immer mehr Menschen reden über dieses Tabuthema. Politiker setzen sich für mehr Aufklärung an Schulen ein. Homosexuellen Paaren werden immer mehr Rechte zugesprochen. Die Zeit in der man seine Homosexualität noch verheimlichte ist passé. Die Ära des Coming Out ist gekommen. Heterosexuelle Menschen werden unterdrückt und versklavt. Wir sind überall und werden die Weltherrschaft an uns reißen.
Wäre da nicht das Coming Out und seine Folgen. Wir leben nämlich immer noch in einer Welt in der Heterosexualität als "normal" betrachtet wird. Was auch verständlich ist, denn 90-95% der Bevölkerung sind heterosexuell und wenn man das Thema Homosexualität oder Transsexualität anspricht, so reagieren manche Menschen abweisend und stellen alles non-heterosexuelle als widernatürlich dar. Doch in Wahrheit ist es das natürlichste was geschehen kann, denn verlieben tut man sich niemals in das Geschlecht, sondern in die Person und deren Charakter.

Zum Coming Out gehört, dass man vor den Spiegel tritt und sich selbst sagt, dass man schwul/lesbisch ist. Es ist einer der wichtigsten Schritte in der Identitätsfindung seine sexuelle Orientierung zu kennen. Anfangs fällt es einem oft schwer zu akzeptieren, dass man schwul oder lesbisch ist. "Schwuchtel" oder "schwule Sau" werden nämlich eher als Schimpfwort auf Schulhöfen benutzt. Homosexuell zu sein wird also erstmal als negativ angesehen. Wenn man allerdings weiß, dass man auf das gleiche Geschlecht steht, so bricht erstmal eine Welt in sich zusammen.
Doch mit dem inneren Coming Out ist es noch lange nicht getan. Ich selbst habe nun meine Homosexualität zwar als Teil meiner selbst anerkannt, aber meine Mitmenschen gehen immer noch davon aus, dass ich hetero sei. Das sogenannte äußere Coming Out steht also an. Es ist an der Zeit das Ganze öffentlich zu machen. Die meisten Fragen die einen in dieser Zeit quälen sind wohl, wie meine Mitmenschen reagieren werden. Trotz aller Aufklärungsmaßnahmen zum Thema LGBTI gehört dieses Thema auch weiterhin in die Tabuzone. Wie meine Mitmenschen auf mein Outing also reagieren werden ist mir nicht bekannt. Es beginnt ein Versteckspiel. Man selbst versucht so heterosexuell zu wirken wie es nur geht. Jede Äußerung, jede Bewegung, jedes Kleidungsstück wird genau geplant um auch ja nicht als Homosexueller aufzufallen. Man will eben nicht seine Freunde verlieren. Gleichzeitig quält einen aber auch das Versteckspiel. Immer und überall darauf bedacht zu sein möglichst heterolike zu sein. Eines Tages fasst man dann all seinen Mut zusammen und beginnt dem besten Freund / der besten Freundin zu erzählen, dass man homosexuell ist und hofft dabei natürlich auf eine positive Reaktion. Nach und nach erfahren so immer mehr Menschen von der eigenen Homosexualität.




Donnerstag, 8. Oktober 2015

N wie Nachrichten I ABC eines Schwulen

Wir alle sehen, hören, oder lesen Nachrichten. Manch einer interessiert sich eher für den lokalen Teil, andere informieren sich gerne über das Weltgeschehen. Der eine interessiert sich sehr für das politische Geschehen, der andere will eher über Fun & Freizeitaktivitäten informiert werden. Die einen sitzen pünktlich um 20 Uhr vor dem Fernseher um auch ja nicht die Tagesschau zu verpassen, den anderen ist auch diese Nachrichtensendung egal, weil auf anderen Sendern vielleicht eine bessere Sendung läuft. Fakt ist: Wir erhalten unsere Informationen über das aktuelle Geschehen. Egal ob wir nun Zeitung lesen oder eine Nachrichtensendung im Fernsehen gucken oder uns das allwissende Internet per App auf unserem Smartphone über wichtige Themen informiert.

Ebenso wie viele andere Jugendliche und junge Erwachsene gehöre auch ich zur letzten Kategorie. Die Auswahl der Nachrichten überlasse ich meinem Smartphone. Wenn also meine Nachrichten-App wieder mal meint, dass etwas wichtiges in der großen weiten Welt geschehen ist ploppt eine kleine Anzeige auf, die mich kurz über das Geschehen informiert. Beispielsweise über den Abgasskandal von VW und wie viele Autos nun betroffen seien oder über den FIFA-Skandal. Mit dabei können aber auch Themen der Börse sein, wie z. B. dass der DAX ein Rekordtief erreicht hat, unter die 10.000 Punktemarke gefallen ist oder auch diese wieder überschritten hat. Ebenso vertreten sind natürlich diverse Verkehrsunglücke wie der Absturz der Germanwingsmaschine in Frankreich oder der Flüge MH17 und MH370 sowie der Bergung eines der Wrackteile. Manchmal sind auch Mitteilungen über den Tod einer berühmten oder gar legendären Persönlichkeit mit dabei wie z. B. James Last.
Wie man sieht, sind die Themen also sehr weit gestreut. Man wird mit viel nützlichem und unnützlichem Wissen überhäuft. Meist sind es aber doch Themen über die man auch in den folgenden Tagen noch reden wird. Dennoch gehören diese Themen nicht immer zu denen, die mich persönlich interessieren, daher informiere ich mich zusätzlich noch über soziale Netzwerke und der ein oder anderen Websites über aktuelle Geschehnisse.

Mich als Teil der LGBTI-Community interessieren natürlich auch Neuigkeiten aus diesem Bereich. Am liebsten natürlich positive Nachrichten wie der Gleichstellung von Homo-Ehe und "normaler" Ehe in Irland oder den USA. Aber auch Nachrichten über das Coming Out eines 13-jährigen bei seinem besten Freund und der Reaktion darauf. Oder auch einer Demonstration von tausenden Leuten, die sich für den neuen Bildungsplan in BaWü aussprechen.
Aber leider ist nicht immer alles super toll und immer wieder kommt es zu traurigen Meldungen. An Schulhöfen wird "schwul" als Schimpfwort benutzt. Vorurteile zwingen einen Menschen eine Lüge zu leben. Das Ausleben der eigenen Persönlichkeit wird einem verwehrt, weil es den Eltern falsch erscheint. Und schließlich der Suizid des eigenen Kindes.
Zugegeben, der letzte verlinkte Artikel gehört nicht so ganz in das Themengebiet LGBTI und dennoch gehört er hierhin. Denn als betroffener einer diskriminierten Minderheit nimmt man die Dinge oft anders wahr, sodass man Diskussionen evtl. falsch deutet und so ein homophobes Verhalten erörtert, wo vielleicht gar keines ist.
Mir selbst ist es schon passiert. Aus einer Diskussion in der es eigentlich darum ging, dass zwei Frauen die Sorgen und Probleme ihres Sohnes nicht zu 100% erfassen und verstehen können, habe ich raus geschlossen, dass gleichgeschlechtliche Paare keine Kinder großziehen sollten. Also eine klare Abneigung gegenüber Homosexuellen.
Inzwischen habe ich aber die Gewissheit, dass ich da etwas falsch gedeutet habe. Ich weiß sogar, dass das Wissen über LGBTI-Menschen oft nur auf Halbwissen beruht und sich kaum oder nur wenige die Mühe machen und sich über dieses Thema informieren. Aber auch die diversen Zeitungsverlage und Nachrichtensender berichten nur sehr wenig über die Situation von LGBTIs. In den Sommermonaten liest und hört man zwar mal über den CSD, aber dass sind eher kleine Beiträge welche allgemein über die Besucheranzahl und den CSD allgemein informiert. Über Prügelattacken auf ahnungslose Schwule, Lesben und Transgender scheinen nicht erwähnenswert zu sein, denn wir leben ja in einem toleranten Land in dem so etwas nicht vorkommt. Jedenfalls der Berichterstattung mancher Zeitungen und Fernsehsendern zufolge.

Im vergangenen Jahr hat sich die ARD dazu entschlossen ihre alljährliche Themenwoche über das Thema Toleranz abzuhalten. Gezeigt wurden verschiedene Diskussionsrunden, Dokumentationen und Filme. Sie alle handelten von einer oder mehreren diskriminierten Minderheiten und ihrer Situation bzw. Stellung in der Gesellschaft. Berichtet wurde über Menschen verschiedenster Abstammung, sowohl religiöser, als auch ethnischer. Menschen mit körperlicher oder geistiger Behinderungen. Und natürlich über gleichgeschlechtlich liebende Paare, sowohl kinderlose, als auch Paare die Nachwuchs erwarten oder adoptieren wollen.
Über mehr solche Sendereihen würde ich mich freuen. Es muss nicht unbedingt eine komplette Woche sein, aber vielleicht ein Thementag oder ein Wochenende an dem man über eine diskriminierte Minderheit wahrheitsgemäß berichtet und nicht irgendeine Serie oder ein Film ein Klischee noch bekräftigt.




Donnerstag, 1. Oktober 2015

M wie Mr. Right I ABC eines Schwulen



Ja, diesmal sind es zwei Wörter.
Ja, man hätte nur ein einzelnes Wort benutzen können.
Und ja, es schließt in gewisser Weise an den vorletzten Beitrag an.

Mr. Right. Den einen unvergleichlichen Menschen. Der, auf den man sich immer verlassen. Der, der immer für einen da ist. Der, bei dem einfach alles perfekt ist. Egal, ob es nun das Aussehen ist oder die Frisur oder sein Lächeln. Einfach alles scheint perfekt.
Diesen einen Menschen zu treffen, Zeit mit ihm zu verbringen und mit ihm zusammen sein, ein gemeinsames Leben zu haben. Traum? Fiktion? Märchen? oder kann es tatsächlich Realität werden?

Manchmal glaube ich, dass es nur eines der ersten drei Varianten sein kann. Mr. Right, Mr. Perfect, oder wie auch immer man ihn nennen mag, scheint es nicht zu geben. Oder ist er nur schwer zu finden?
Mir ist durchaus bewusst wie schwer es ist einen Partner zu finden. Vor allem als Schwuler. Laut Statistik sind nämlich gerade einmal 5 bis 10 % homosexuell. Bei der derzeitigen Weltbevölkerung von 7,32 mrd. Menschen wären also 732 mio. homosexuell. Wenn man nun noch von einer 50/50 Verteilung von Männern und Frauen ausgeht, so sind also 366 mio. Männer homosexuell und somit mögliche Partner für mich.
Jetzt suche ich aber nicht Weltweit nach einem Partner, sondern nur in Deutschland. Hier liegt die Bevölkerungszahl aber nur noch bei rund 83 mio. Also deutlich weniger. Es gibt also nur noch 4,15 mio potenzielle Partner, unter denen sich "The one and only" befindet.
Das hört sich nun alles sehr pessimistisch an. 4,15 mio Menschen sind doch eigentlich eine recht stolze Zahl. Jedoch nicht, wenn man den Vergleichswert von 37,35 mio. möglichen Partnern heranzieht, wenn ich heterosexuell wäre.
Manch einer würde jetzt vielleicht sagen: "Dann werd doch einfach hetero, wenn du mehr Auswahlmöglichkeiten haben möchtest." Aber darum geht es mir nicht. Ich möchte keine große Auswahl haben. Ich möchte den einen finden, der zu mir passt und mit dem ich mein Leben verbringen möchte. Diesen einen Menschen unter 37 mio. zu finden ist nunmal wahrscheinlicher als unter 4 mio.

Aber genug der Zahlen und Statistiken. Niemand findet den passenden Partner, wenn er ständig zu Hause vorm PC sitzt und Statistiken wälzt. Man muss mit den Menschen in Kontakt treten. Man muss Kneipen, Lokale und Discos besuchen. Man muss sich einfach unter die Leute wagen.
Aber auch das ist manchmal gar nicht so leicht. Gerade am Anfang des Coming-Out-Prozesses, wenn man sich selbst noch nicht ganz sicher ist, ob man tatsächlich homosexuell ist. Wenn man selbst noch nicht so recht weiß, ob man schwul/lesbisch ist bzw. es noch nicht wahr haben möchte.
Aber auch diese Angst, kann man nehmen. Es gibt genug Kneipen in denen Jugendtreffs abgehalten werden und wo man erste Kontakte in die Szene knüpfen kann. Hier ist so ziemlich egal welche sexuelle Orientierung man hat oder in welchem Stadium des Outings man ist. Wichtig ist schließlich nur, dass man zusammen einen netten Abend verbringt. Und ja, es gibt tatsächlich Heterosexuelle, die oft und regelmäßig in so einer Szenen-Kneipe auftauchen.

Nun ist es aber auch nicht jedermanns Sache einen Jugendtreff zu besuchen. Vielleicht will man eher Zeit mit Schul- oder Studienfreunden verbringen. Mit Leuten, die man schon länger kennt und mit denen man schon einiges erlebt hat. Aber auch diese wollen eventuell einen Partner haben und können sich auf Dating-Portalen anmelden. Ja, es gibt tausende. Nicht, nur für Heterosexuelle.
Mr. Right zu finden ist aber dennoch nicht so leicht. Für manche scheint es nur darum zu gehen Sex zu haben. Freunde mit gewissen Vorzügen, Freundschaft +, Sexfreundschaft, Mingle oder wie man es auch nennen mag. Eine feste Bindung scheinen nur noch wenige zu wollen.
Woran das liegt? Das hat wohl mehrere Gründe. Manche denken wohl der Sex sei entscheidend. Andere warten wohl auf Mr Perfect, wollen auf den Sex aber nicht verzichten. Aber gibt es ihn überhaupt? Mr. Perfect?
Eine Beziehung einzugehen bedeutet nämlich immer sich auf einen Menschen einzulassen, Ihn mit all seinen Macken zu akzeptieren. Ein Mensch hat schließlich nicht nur positive Eigenschaften.
Mr. Right zu finden ist nicht leicht, aber das wäre ja auch langweilig. Vielleicht scheitert es manchmal auch einfach nur daran, dass wir uns nicht auf einen anderen Menschen einlassen. Vielleicht wollen wir mit aller Kraft diesen einen wunderschönen, unverwechselbaren, einmaligen, Supertypen kennenlernen. Aber lassen ihn letztlich doch ziehen, weil wir uns nicht auf ihn einlassen. Wer weiß? Wer weiß?

Montag, 28. September 2015

Wir leben im 21. Jahrhundert


Diese Redewendung kennt wohl jeder. Wir alle werden sie schon einmal gehört haben. Ja, vielleicht haben wir sie selbst sogar einmal benutzt. Aber was bedeutet diese Redewendung eigentlich? Wann benutzen wir sie? Was wollen wir damit zum Ausdruck bringen? Was drücken wir überhaupt damit aus?

Wir schreiben das Jahr 2015, bald sogar 2016. Allein diese Tatsache beweist, dass wir im 21. Jahrhundert leben. Daran lässt sich nichts ändern und das werden auch alle wissen. Dennoch kommt es immer wieder zu Situationen in denen wir diese eine Tatsache, dass wir im 21. Jahrhundert leben, gerne zu Gehör bringen. Oft tun wir dies, um aufzuzeigen in was für einer offenen, toleranten und modernen Gesellschaft wir uns doch befinden.
In Wahrheit belügen wir uns aber nur selbst. Es ist zwar durchaus korrekt, dass wir im 21 Jahrhundert leben. Es ist aber ebenso nur eine grobe Zeitangabe wo wir uns in der Zeit befinden. Ein Zeitfenster von 100 Jahren, in denen ganze Generationen geboren werden, aufwachsen und auch sterben.
In all diesen Jahren entwickelt sich die Menschheit weiter. Wissenschaftler und Forscher werden immer wieder Neues entdecken. Der technische Fortschritt ist unaufhaltsam. Besondere Entdeckungen, Erfindungen und Ereignisse werden ganze Generationen prägen. Was die Zukunft bringen mag, dass wird niemand vorhersagen können. Niemand weiß wie unsere Gesellschaft in 25, 50 oder 100 Jahren sein wird. Die Begründung, wir würden im 21. Jahrhundert leben und somit in einer modernen, weltoffenen und toleranten Gesellschaft leben ist demnach hinfällig.

Ja, wir leben im 21. Jahrhundert, aber das ist einzig und allein unserer heutigen Zeitrechnung zu verdanken. Zudem sollte uns auch bewusst sein, dass es gerade einmal die Anfänge des 21. Jahrhunderts sind. Das vorige Jahrhundert ist noch nicht so lange her. Ein Jahrhundert in dem Krieg und Zerstörung wüteten. Ein Jahrhundert, in dem Angst und Schrecken herrschten. Zwei Weltkriege fanden statt, die Kuba-Krise, der kalte Krieg und ständig die Angst vor einem weiteren Weltkrieg. Über Jahre hinweg war Deutschland in Ost und West geteilt. 40 Jahre dauerte diese prägende Phase an. Bis zum 09. November 1989. Der Tag, an dem die Berliner-Mauer gefallen ist und somit auch die Grenze zwischen BRD und DDR geöffnet wurde. Nach Jahren konnten sich alte Freunde, Bekannte und Verwandte endlich wiedersehen, in den Armen liegen und miteinander reden. Eine Nation, ein Land, ein Volk war wieder vereint.

Wir wollen eine moderne, weltoffene und tolerante Gesellschaft sein. Begründen tun wir es aber damit, dass wir im 21. Jahrhundert leben. Wir tun so als ob wir mit jedem Tag, jeder Woche, jedem Monat und jedem Jahr ein Stück toleranter und weltoffener werden. Doch wer wir sind und wer wir werden entscheiden allein wir. Jeder von uns entscheidet selbst, welchen Weg er geht und somit auch, ob er ein moderner, toleranter und weltoffener Mensch ist.

Donnerstag, 24. September 2015

L wie Liebesleben I ABC eines Schwulen

Als ich mir über dieses ABC gedanken gemacht habe, war mir relativ schnell klar, dass es bei dem Buchstaben L um das Thema Liebe bzw. das Liebesleben eines Schwulen gehen sollte. Allerdings habe ich mir nie genauer Gedanken dazu gemacht, um was es genau dabei gehen sollte. Außerdem habe ich das Thema Liebe schon einmal in einem anderen Beitrag behandelt, sodass es unnötig wäre zweimal darüber zu schreiben.
Die logische Schlussfolgerung daraus wäre also, dass es nun um das Thema Liebesleben gehen wird. Aber wen wird das Interessieren? Was könnte man überhaupt dazu schreiben? Was sagt das Liebesleben eines einzelnen schon über eine ganze Gruppe aus? Und warum sollte ich über mein Liebesleben reden? Nur weil ich schwul bin? Habe ich allein aus diesem Grund kein Anrecht mehr auf eine Privatsphäre?

Doch, die habe ich. Jeder hat ein Anrecht darauf über private Angelegenheiten zu schweigen. Was bei mir im Bett passiert, dass geht wohl nur meinen Freund und mich etwas an. So wie es bei jedem anderen Paar auch der Fall ist.
Und dennoch beschleicht mich das Gefühl über das Liebesleben eines Schwulen berichten zu müssen. Es ist nochmal an der Zeit, dass euch jemand sagt, dass Ihr da etwas falsch verstanden habt. Denn in der Liebe und dem Liebesleben geht es nicht nur darum Sex zu haben. Sondern auch darum einen Menschen zu kennen, dem man zu 100 % vertrauen kann. Und zwar blind.  Einen Menschen zu kennen, dem man nicht Misstrauen braucht, der immer für einen da sein wird und alle Entscheidungen gemeinsam getragen werden.
Aber die Dinge ändern sich. Und das ist ok, das ist gut. Nur so kann sich etwas weiterentwickeln. Was gestern vielleicht noch ein Tabuthema war, darüber spricht man heute offen und ehrlich ohne jegliches Schamgefühl.
Welches Extrem der beiden nun besser sein mag, darüber lässt sich streiten. Letztlich muss man nämlich beide Extreme einmal austesten um später einen geeigneten Mittelweg zu finden.

Über Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte, wurde über das Thema Sex kein Sterbenswörtchen gesprochen. Es war nunmal eines der Tabuthemen. Aber mit jeder neuen Generation setzen auch Veränderungen ein. Nach und nach wurde immer offener und immer freier über das Thema geredet und diskutiert. Inzwischen sind wir sogar soweit, dass wir Liebe und Sex kaum noch voneinander unterscheiden können.
In einem Entwurf eines neuen Bildungsplans steht dann etwas von sexueller Vielfalt und nur kurze Zeit später heißt es, dass den Schülerinnen und Schülern bald gelehrt wird, was sie von einer Prostituierten alles erwarten könnten. Was natürlich ein Gerücht ist. Jeder hat den Begriff 'sexuelle Vielfalt' für sich interpretiert, wobei einige natürlich ausschließlich an den Geschlechtsverkehr an sich gedacht haben. Tatsächlich gemeint war mit sexueller Vielfalt aber, den Kindern und Jugendlichen zu zeigen, dass man sich nicht unbedingt in das andere Geschlecht verlieben muss. Gemeint war aufzuzeigen, dass es eben nicht nur Heterosexuelle, sondern auch Homosexuelle oder Transgender gibt. Und es eben keine Schande ist, wenn man so empfindet.
Die Debatte um den Bildungsplan - Worum geht es?
Aber die Macht, die ein einzelnes Wort hat, ist manchmal nicht zu überblicken. Allein schon die Tatsache, dass in dem Entwurf eines Bildungsplans das Wort 'sexuell' auftaucht, scheint viele verstört zu haben. Kaum sind die magischen drei Buchstaben gefallen, schon kreisen die Gedanken nur noch um das Thema Sex. Daran zu denken, was sich der Autor des Schriftstückes bei dieser Wortwahl vielleicht noch gedacht haben könnte, spielt wohl keine Rolle.

Machmal ist es schon erschreckend wie sehr man doch auf seine Wortwahl achten muss, um genau das auszudrücken, was man möchte. Sogar wenn es nur ein erster Entwurf, ein möglicher Lösungsansatz ist, an dem man noch Verbesserungen durchführen kann und muss.



Montag, 21. September 2015

Ewiges Leben

Es ist ein uralter Menschheitstraum. Ein Wunschdenken jedes einzelnen von uns. Jeder hat schonmal darüber nachgedacht, wie es wäre ewig zu leben.
Ewiges Leben, dass ist auch Glaubensinhalt aller Religionen. Es bezeichnet den Seins-Zustand, in dem ein Lebewesen nie stirbt bzw. durch den das Leben mit dem biologischen Tod nie endet.

Aber was bedeutet es ewig zu leben? Hat das ewige Leben wirklich nur Vorteile? Will ich tatsächlich niemals sterben können? Hat man nicht irgendwann genug gesehen? Muss nicht irgendwann auch mal gut sein? Endet nicht alles irgendwann einmal?

Die Frage nach dem ewigen Leben. Etwas, worüber sich ganze Generationen schon den Kopf drüber zerbrochen haben. Es gibt verschiedene Blickwinkel auf dieses Thema und niemand kann die Frage zu 100 Prozent beantworten. Ein Restzweifel bleibt immer bestehen.
Aus religiöser Sicht ist das ewige Leben nicht nur der verbleib auf der Erde. Mit dem ewigen Leben wird hier eher die Seele eines Menschen gemeint. Der Glaube an ein leben nach dem Tod. Einem weiteren Lebenszyklus - der Reinkarnation.
Wenn wir aber vom ewigen Leben sprechen, dann meinen wir meist auch unser eigenes. Wir wollen nicht wiedergeboren werden. Wir wollen unser derzeitiges Leben weiterführen. Wir wollen nicht auf dem Sterbebett liegen und darauf warten, dass es endlich vorbei ist.

"Es geht nicht darum ewig zu leben, Jacky. 
Der Trick ist ewig mit sich selbst leben zu können."

- Captain Teague (Pirates of the Caribbean 3)

Was wäre, wenn die Wissenschaft tatsächlich eines Tages ein Medikament oder eine Maschine entwickelt hätte, die ewiges Leben möglich mache? Wie viele Leute würden in den Genuss kommen ewig zu leben? Wäre es wirklich erstrebenswert? Würde es uns glücklich machen?
Ich bezweifele dies. Natürlich ist es ein unglaublich verlockendes Angebot nie mehr sterben zu müssen. Oder zumindest nicht an Altersschwäche. Ein Werbeslogan wie: "Mit uns werden Sie ewig Leben." ist natürlich verlockend. Ewig Leben. Zu sehen, wie sich die Menschheit in Zukunft entwickeln wird. Jeden Fortschritt zu sehen. Sowohl medizinisch als auch technisch. Jeden Winkel der Erde einmal zu sehen und eventuell sogar fremde Planeten. Ein solches Angebot ist wohl nur schwer abzulehnen.
Eines Tages wird man aber auch alles gesehen haben. Man wird vielleicht hunderte von Jahren alt sein. Man wird sämtliche Kriege miterlebt haben. Sehen, wie sich die Menschheit nach und nach vernichtet. Ein friedliches zusammensein wird wohl nie zustande kommen. Und eines Tages wird man feststellen, dass die Ewigkeit doch etwas zu lang ist. Man sieht Freunde, Bekannte und Verwandte sterben. Das Ewige Leben kann sich eben nicht jeder leisten. Denn hinter jeder neuen Errungenschaft steckt auch eine Lobby, die daran Geld verdienen möchte.
Plötzlich steht man ganz alleine da. Alt und grau. Man ist einer der ältesten Menschen dieser Zeit. Aber niemand nimmt einen so richtig wahr. Hier und da erscheint mal ein Artikel im Internet oder in der Zeitung. Aber man wird von niemandem mehr so richtig wertgeschätzt. Die alten Freunde werden alle schon längst verstorben sein. Die Trauer um alte Bekannte wird unendlich groß werden. Nach und nach wird man niemanden mehr haben mit dem man über die alten Zeiten reden kann. Sogar für die eigene Familie ist man nur noch eine Belastung. Man selbst gehört eben zu einer anderen Generation. Dinge, die in Zukunft modern, cool und hip sind, davon wird man selbst nichts mehr verstehen. Man selbst wird aus einer Zeit stammen, die man nur noch aus dem Geschichtsunterricht kennen wird.
Wieder einmal stellt man fest, dass die Ewigkeit doch sehr lange ist. Und eines Tages wird man sich die Frage stellen, ob es nicht besser wäre zu sterben. Ob es nicht endlich ein Ende haben sollte.

Donnerstag, 17. September 2015

K wie Kinder I ABC eines Schwulen


 Es ist eines der wenigen Wunder, die man als Mensch miterleben darf. Manchmal fragt man sich, wie so etwas überhaupt sein kann. Wie ist das möglich? Aus einer einzelnen Eizelle entsteht ein ganzer Mensch. Gerade einmal 9 Monate sind dazu nötig.
Aber damit nicht genug, denn die Schwangerschaft war nur zum warm werden. Nach der Geburt fängt es erst richtig an. Denn nun muss man immer ein Auge auf die Kinder werfen. Man muss sie füttern und wickeln. Wenn sie anfangen zu schreien, gehen sofort die Alarmglocken an. Denn niemand möchte, dass es dem eigenen Kind schlecht geht. Und so sucht man verzweifelt nach einer Lösung, warum das eigene Kind so am schreien ist. Mal hat es hunger. Ein anderes mal, will es einfach nur auf den Arm genommen werden. Doch am schlimmsten ist es, wenn das Kind schmerzen hat. Beispielsweise wenn es die ersten Zähnchen bekommt.
Doch all der Stress, die Wut und die Sorgen sind vergessen, wenn man diesem jungen Geschöpf in die Augen sieht. Wenn man dieses wunderschöne Lächeln sieht und man anhand der Reaktion erkennt wie sehr sich das eigene Kind doch gerade freut. Es ist ein wunderschönes Gefühl, wenn ein Säugling nach der Hand greift und es mit seinen eigenen kleinen Patschhändchen gerade einmal schafft den kleinen Finger zu umschließen.

Kinder zu bekommen, oder besser gesagt Kinder zu haben, dass war auch ein Traum von mir. Lange Zeit habe ich mir meine Zukunft immer so ausgemalt, dass ich eine Frau und Kinder habe. Dass ich ein Haus besitze und ein Auto. Dass ich einen Job habe der mir Freude bereitet und ich genug Geld verdiene.
Aber wie gesagt, es war ein Traum. Ein Traum, der sich wohl nie bewahrheiten wird. Der wie eine Seifenblase in der Luft zerplatzte. Vom einen in den anderen Moment war alles anders. Als würde eine Welt zusammenbrechen.
Der Grund: Mein inneres Coming Out. Ich hatte endlich selbst den Mut und die Erkenntnis mir einzugestehen, dass ich schwul bin. Plötzlich wurde mir klar, dass ich eben nicht zu all den Menschen gehöre die auf das andere Geschlecht stehe. Mir wurde klar, dass mein ganzes bisherige Leben aus einer einzigen Lüge bestand. Alles beruhte nämlich auf der Tatsache, dass ich hetero sei.

Inzwischen hat sich aber alles wieder etwas gelegt. Ein Traum mag zerplatzt sein, aber wer sagt, dass man nicht auch einen anderen Traum haben darf. Eine Welt ging für mich unter, doch gleichzeitig entstand eine Andere, eine schönere Welt. Eine Welt in der es egal ist ob du homo oder hetero bist. Eine Welt, in der es kein Unterschied macht, ob du dich nun als Mann oder als Frau fühlst. Eine Welt, in der das Außergewöhnliche als Bereicherung gesehen wird und nicht als Schande.
Ebenso wie mir wird es wohl auch manch anderen das Coming Out erstmal getroffen haben. Man muss selbst erstmal lernen damit umzugehen. Man muss sich selbst erstmal mit dem Thema auseinandersetzen. Homosexualität ist nunmal ein Tabuthema, wozu sich viele nicht gerne äußern.
In den letzten Jahren hat sich aber auch einiges positiv für LGBT-Menschen entwickelt. Das darf man nie vergessen. Aber gleichgeschlechtlichen Paaren ist es auch heute noch untersagt ein Kind wie ein heterosexuelles Paar zu adoptieren. Dabei gibt es diverse Statistiken und Gutachten, welche keinen Nachteil zeigen, wenn ein Kind bei gleichgeschlechtlichen Paaren aufwächst. Und dennoch wehren sich viele gegen die die vollkommene Gleichstellung von homo und hetero Paaren. Auch unser Gesetzgeber, der einiges bewirken könnte.

Montag, 14. September 2015

Fehler 1043!


Kennt ihr das Gefühl einen Fehler begangen zu haben? Ich meine nicht die kleinen Fehler, bei denen man einfach sagen kann: "Ist passiert und beim nächsten Mal passe ich besser auf." Nein, ich meine die großen Fehler, über die man sich tagelang ärgert. Fehler, wo wir genau wissen dass es falsch ist, es aber dennoch tun. Wieso? Weil wir in diesem einen Moment keinen Gedanken daran verschwenden, was wir eigentlich da tun. Weil wir keinen anderen Rat wissen. Weil wir manchmal nur schlechte Entscheidungen treffen können.

Jeder wird wohl das Sprichwort "Das Leben ist kein Ponyhof" kennen. Wenn man aber mal genauer darüber nachdenkt, so ist dieses Sprichwort vollkommen falsch. Besser würde passen: "Das Leben ist ein Ponyhof." Wir sind schließlich nicht zu besuch um die ganzen Ponys zu streicheln, zu füttern, auszuführen und eventuell sogar zu reiten. Nein, wir sind auf dem Ponyhof, weil wir uns um alles kümmern müssen. Wir arbeiten nämlich hier. Wir stehen morgens früh auf, gehen in den Stall, kümmern uns um die Tiere, geben ihnen zu essen und zu trinken. Und nicht nur morgens. Nein auch Mittags und Abends. Zudem helfen wir noch während der Schwangerschaft, dass es dem betreffenden Tier auch gut geht. Nach der Geburt kümmern wir uns auch noch um das Jungtier. Wir sind also die Mutter für alles.
Aber wenn wir sagen, dass wir auf einem Ponyhof arbeiten, dann sehen viele nur die schönen Seiten des Jobs. Die Leute sehen immer nur wie süß diese kleinen Ponys sind. Sie sehen nur wie toll es ist diese Tiere zu füttern und zu streicheln. Sie sehen, die tollen Reitstunden, aber was da für eine Arbeit drin steckt den kompletten Hof zu unterhalten sieht kaum jemand. Niemand sieht, dass das Stalltor dringend mal repariert werden muss. Niemand sieht, dass die Tiere täglich raus auf die Weide gebracht werden müssen. Niemand sieht, dass man als Gutsbesitzer einen 24/7 Job erledigt, dass man keinen Urlaub einfach so machen kann. Gesehen werden nämlich immer nur die schönen Seiten.
"Manchmal sind die einzigen Entscheidungen, die wir treffen können, schlechte. Das schlimme ist, wir müssen uns entscheiden"
Ähnlich wie bei dem Ponyhof, scheint es auch bei dem eigenen Leben zu sein. Nicht nur, dass wir selbst für unser Tun und Handeln verantwortlich sind und dafür sorgen, dass unser eigener Organismus gesund ist und fortbesteht. Nein, es scheint auch, dass jeder immer nur die schönen Seiten unseres Lebens betrachtet. Niemand scheint auch mal darüber nachdenken zu wollen, dass mein Gegenüber vielleicht gerade eine schwere Zeit durchlebt, dass er gerade vollkommen überfordert mit der Gesamtsituation ist, dass er alles macht und tut um mehr Anerkennung zu erhalten, doch es scheint niemanden zu interessieren. Es scheint, als ob es normal sei, dass man alles gibt, dass jede Leistung die man erbringt als selbstverständlich angesehen wird. Man kann machen und tun was man will, doch nie reicht es aus. Sogar in der eigenen Familie. Auch hier scheint es niemand zu würdigen, dass man sich in der Schule anstrengt. Niemand sieht, dass man nun aktiver im Haushalt hilft. Niemand scheint zu merken, dass man darauf achtet weniger zu essen, um abzunehmen. Niemand scheint die neue Frisur zu würdigen. Keiner sieht, dass man nun etwas mehr Sport treibt, weil man etwas an seinem Körper verändern möchte. Was es auch sein mag, alles scheint falsch zu sein.
Alles ist falsch. Ich kann nichts richtig machen. Mich nimmt so wie so keiner wahr.
Aber wir wollen wahrgenommen werden. Das Leben hat nämlich erst einen Sinn, wenn wir es mit anderen teilen. Wenn wir wissen, dass andere Interesse an uns und unserem Leben haben. Wenn es aber nicht der Fall ist, so versuchen wir auf anderen Wegen das Interesse an uns und unserem Leben zu steigern. Und dafür begehen wir auch gerne mal den ein oder anderen Fehler. Sogar wenn er riesengroß ist und wir genau wissen dass es falsch ist.

Donnerstag, 10. September 2015

J wie Jugend I ABC eines Schwulen

Früher war alles besser!

Ein bekannter Satz, den wohl jeder schon gehört hat. Wenn ich aber einen bekannten Comedian sinngemäß zitieren darf, so stimmt das nicht ganz. Denn früher war alles früher, aber noch lange nicht besser. Wir können aber aus unserer Vergangenheit lernen und zumindest versuchen es besser zu machen. Vor allem wenn wir sehen, dass etwas falsch läuft.

Ich selbst bin noch nicht sonderlich alt, aber dennoch weiß ich, dass hier und da ein paar Verbesserungen nötig sind. Ich selbst habe beispielsweise relativ lange gebraucht um überhaupt zu begreifen, dass ich nicht hetero bin. Überall um mich herum wurde sich immer nur darüber unterhalten, dass man als Mann eine Frau hat und umgekehrt. Dass es auch homosexuelle oder transsexuelle Menschen gibt, davon war nie die Rede. Ich bin aber auch in einem Gebiet aufgewachsen, in dem man fast ausschließlich nur heterosexuelle Menschen sieht. Der Gedanke, dass ich schwul sein könnte kam mir also nie in den Sinn. In meiner kindlichen Naivität gab es einfach keine gleichgeschlechtlichen Paare.
Den Gedanken, wie es wäre mit einem Jungen / einem Mann zusammen zu sein, hatte ich schon immer. Jedoch habe ich mich selbst nie näher damit beschäftigt und das Ganze eher verdrängt, sodass ich auch mein inneres Coming Out erst spät hatte. Im Nachhinein würde ich sagen mir fehlte eine Bezugsperson, die mir sagte, dass es auch LGBT-Menschen gibt und dieses auch vollkommen normal sei.
Selbst im Aufklärungsunterricht ging es nur um die Liebe zwischen Mann und Frau. Nie wurde darüber gesprochen, dass es auch Schwule, Lesben und Transgender gibt. Sowohl diese Information, als auch die AUFKLÄRUNG, dass es normal ist wenn sich zwei Männer oder zwei Frauen lieben fehlte komplett.
Die Folgen: Wörter wie "schwul", "Schwuchtel", "Homo" und "Homofürst" wurde als Schimpfwort oder als Ausdruck allen Übels benutzt. Auch die diversen Lehrer haben nichts dagegen unternommen. Vielleicht auch weil sie selbst nicht wussten, wie sie es anstellen sollten.
Inzwischen gibt es aber genug Vereine und Verbände, die ihre Hilfe anbieten und sogar extra Workshops für Schulen anbieten. Man muss nur den Kontakt aufbauen.

Den LSVD (Lesben- und Schwulenverband) gibt es seit dem 18.02.1990. Es gibt ihn also seit 25 Jahren. Der Verein ist demnach gerade mal zweieinhalb Jahre älter als ich selbst. In dieser Zeit hat sich der Verein für die Rechte von LGBT-Menschen bundesweit eingesetzt und auch schon einiges erreicht.
Leider tun sich aber auch heute noch relativ viele schwer damit sich zu outen. Nicht nur, weil schwul oder Schwuchtel auch heute noch als Schimpfworte benutzt werde, sondern auch, weil das Themengebiet LGBT nur selten im Unterricht behandelt werden.

Montag, 7. September 2015

Mauern in unserem Kopf

Am 05. November ist es soweit. Der neue James Bond kommt in die Kinos. Zum vierten mal wird Daniel Craig als 007 auf der Leinwand zu sehen sein. Auch wenn dies im Vergleich nicht sonderlich lange ist, so wird dennoch darüber diskutiert, wer wohl der nächste Bond-Schauspieler sein könnte.

Jüngst hat sich das Bond-Urgestein Pierce Brosnan eingeschaltet. In einem Interview mit dem Männermagazin "Details" sagte er, er könne sich sehr wohl einen schwarzen oder auch einen schwulen Bond vorstellen. Allerdings glaube er, dass die Produzentin Barbara Broccoli einen schwulen Bond nicht auf die Leinwand lasse. Damit offenbarte Brosnan auch, wie festgefahren die Strukturen im Hollywood-Geschäft seien.
In diesem Zusammenhang begrüßte Brosnan die Entscheidung seiner Landsleute, die sich im Mai für die Gleichstellung der Homo-Ehen ausgesprochen hatten. "Genug des Schämens. Es ist ein großartiges Zeichen des zukunftsorientierten Denkens für eine Nation, die so von der Religion geschunden wurde."

Ob der nächste Bond nun schwarz oder schwul oder vielleicht beides wird, steht in den Sternen. Pierce Brosnan hatte jedenfalls den Rat: "Lassen Sie uns zunächst mit einem großartigen schwarzen Schauspieler als James Bond beginnen." Gemeint war damit Idris Elba, der schon seit einiger Zeit im Gespräch ist der neue 007 zu werden.
Die Bond-Kollegen scheinen das aber nicht so zu sehen. Roger Moore hatte in der Vergangenheit schon für einigen Wirbel gesorgt. Er sagte dem Blatt "Paris Match": Ein schwarzer Bond sei zwar eine 'interessante Idee', aber unrealistisch.
Ian Fleming, dem Autor des original Bonds zufolge, ist der Geheimagent der Sohn eines Schottischen Vaters und einer Schweizer Mutter. Seine frühe Kindheit verbrachte er demnach im Ausland. Mit elf Jahren verwaist, lebte er dann bei einer Tante im Südosten Englands und wurde später in Edinburgh ausgebildet.

Bedeutet das nun, dass James Bond weder schwarz noch schwul sein darf? Muss der Doppelnullagent wirklich von einem Engländer gespielt werden? Muss er tatsächlich europäisch aussehen? Wäre es wirklich so falsch unseren großartigen 007 als schwarzen darzustellen? Ist das so unrealistisch einen Schwarzen in England, Schottland oder Irland aufwachsen zu sehen? Und wenn wir schon bei unrealistisch sind, wie erklärt man die vielen verschiedenen Gesichter des James Bond?

Wir alle haben es mit Vorurteilen zu tun. Wir haben feste Meinungen und Weltbilder. Uns wird etwas gesagt und sofort entsteht ein Bild in unserem Kopf. Wir sehen einen Moslem und das erste an das wir denken ist Krieg, Terror und Zerstörung. Auch ich kann mich davon nicht freisprechen. Wir hören einen Namen und schon beginnen wir uns diese Person im Geiste vorzustellen.
James Bond zum Beispiel. Für ganze Generationen ist es ein weißer gutaussehender Mann, der schon diverse Damen an seiner Seite hatte. Er ist immer gut gekleidet, meist im schwarzen Anzug. Sein Lieblingsgetränk ist Martini, geschüttelt nicht gerührt. Er ist Geheimagent, im Dienste ihrer Majestät der Königin von England mit der Lizenz zu töten. Wenn der Name James Bond ertönt oder sein Kürzel 007, dann denken wir an Pierce Brosnan, Roger Moore oder Sean Connery. Die jüngeren wahrscheinlich eher an Daniel Craig, wobei dieser dem Bond-Image schon einen neuen schliff verpasst hat. Hier und da haben sich auch welche über diesen Imagewandel beschwert, aber letztlich wurde er doch als einer der Bonds anerkannt. Warum sollte er sonst nun zum vierten mal als 007 auf der Leinwand erscheinen?
Raphael Holzdeppe
Justin Gatlin
Aber gut das ist ein Beispiel, kann also auch eine Ausnahme sein. Aber ist es das, eine Ausnahme? An wen denken wir beispielsweise bei Thomas Müller, dem Durchschnittsdeutschen? Oder wie sieht es mit Raphael Holzdeppe, Justin Gatlin oder Mohamed Farah aus?
Mohamed Farah
Letztere sind alle drei schwarze. Sie sind bei der Leichtathletik-WM 2015 angetreten. Raphael Holzdeppe ist deutscher, Justin Gatlin ist Amerikaner und Mohamed Farah ist Brite. Wäre man diesen dreien auf der Straße begegnet, hätte wohl niemand mit solchen Namen oder gar diesen Nationalitäten gerechnet. Oder?


Donnerstag, 3. September 2015

I wie Infektionen I ABC eines Schwulen




HIV/Aids, Hepatitis A/B, Tripper, Chlamydien, Syphilis... die Liste an sexuell übertragbaren Infektionen (STI) scheint unendlich lang. Wer sich da sorgen über eine mögliche Ansteckung macht, kann schnell mal die Lust verlieren. Dazu gesellt sich die Angst vor dem Arztbesuch oder besser gesagt die Angst vor dem Testergebnis. Die Angst, dass das Ergebnis doch positiv sein könnte.
Aber warum habe wir diese Angst? Was lässt uns davor zurückweichen einen Test zu machen? Ist es die Angst bewusst mit einer Krankheit leben zu müssen? Sind es die möglichen Veränderungen in unserem Leben? Oder doch etwas anderes?

Eigentlich ist es ganz einfach. Man geht zum Arzt, lässt sich auf die verschiedenen STI's untersuchen und wartet auf das Testergebnis. Je nachdem ob dieses nun positiv oder negativ ausfällt, kann man weitere Schritte einleiten. Wobei ein negatives Resultat natürlich immer am Besten ist. Zudem sollte man nie unterschätzen: Je früher eine Krankheit bzw. eine Infektion erkannt wird, desto größer sind auch die Chancen einer vollständigen Genesung.
Und dennoch fürchten sich viele vor dem Gang zum Arzt. Die Angst vor dem Testergebnis scheint gigantisch zu sein. "Wenn man es mir nicht ansieht, kann ich auch nicht krank sein." So scheinen viele zu denken. Was auch nachvollziehbar ist, denn warum sollte ich mich Tag für Tag mit dem Gedanken rumschlagen, dass ich HIV oder andere STI's habe. Es ist doch immer gut gegangen.
Natürlich kann es bisher immer gut gegangen sein, aber was sagt meine Vergangenheit schon über meine Zukunft aus? Und wenn es schon immer gut ging, ist es dann nicht an der Zeit auch mal etwas schlechtes zu erleben?
Ich will hier niemandem irgendeine Infektion oder Krankheit wünschen, es hat schließlich niemand verdient. Aber ist es nicht so, dass wir die guten und schönen Dinge im Leben erst richtig wertschätzen, wenn wir auch die negativen Dinge einmal erlebt haben?

Mein erster Post auf diesem Blog befasst sich mit dem Thema Sterbehilfe. Zu diesem Zeitpunkt wieder ein aktuelles Thema, da sich eine krebskranke Frau dazu entschieden hatte am 01.11.2014 zu sterben. Dazu zog sie extra nach Oregon, da dort die aktive Sterbehilfe erlaubt ist.
Eine halbes Jahr zuvor habe ich selbst miterlebt, wie eine gute Bekannte an Krebs gestorben war. Sie hat immer und immer weiter gekämpft und hat schließlich ein halbes Jahr länger gelebt, als es die Ärzte vorhergesagt hatten. Eine erstaunliche Leistung wie ich finde.
Aber was hat dies nun mit dem Thema oben zu tun? Krebs und STI's haben nun nicht so viele Gemeinsamkeiten. Auf diese kommt es mir aber auch nicht an. Es ist der Fall an sich, der das ganze zusammenfügt. Die Bekannte, um die es sich hier dreht, hatte nämlich auch Angst zum Arzt zu gehen. Über Wochen und Monate hinweg hat sie sich über Knötchen am Hals beschwert. Die Angst, dass es Krebs oder etwas ähnliches sein könnte, war für sie wohl enorm groß. Durch Zureden und Mut machen hatte sie sich dann endlich dazu entschlossen zum Arzt zu gehen. Diagnose: Krebs, Metastasen im ganzen Körper. Die Entscheidung zu warten und zu hoffen, dass eventuell doch alles in Ordnung ist, war wohl falsch gewesen.
Vielleicht wäre sie heute noch am Leben. Vielleicht hätte sie den Krebs besiegen können. Man weiß es nicht. Ihr deshalb einen Vorwurf machen will und kann ich ihr nicht machen. Ich glaube nämlich, dass ich in der Situation ganz ähnlich reagiert hätte.
Dieser Vorfall regt aber auch zum nachdenken an. Vor allem, wenn man das Ganze live miterleben konnte. Der Besuch beim Arzt wird plötzlich in ein ganz anderes Licht gerückt. Das Testergebnis wird nicht mehr als mögliche Horror-Nachricht gesehen, sondern als Chance eine Krankheit zu erkennen und zu bekämpfen. Und wenn die Tests regelmäßig stattfinden, kann eine Infektion sogar frühzeitig behandelt werden. Die Denkweise hat sich also komplett geändert.
Liegt darin vielleicht die Angst? Dass man eben nicht mehr als gesunder Mensch gilt? Dass der Besuch beim Arzt automatisch eine Krankheit voraussetzen muss?

Montag, 31. August 2015

Ereignisse/Gemeinsamkeiten verbinden

Die Nachrichten sind voll davon. Jeden Tag hört, liest oder sieht man wie Flüchtlingsunterkünfte in Brand gesteckt werden, wie neue Zeltplätze aufgebaut werden und es zu neuen Krawallen kommt. Inzwischen werden 800.000 Flüchtlinge bis zum Ende des Jahres hier in Deutschland erwartet. Niemand weiß wie man mit diesen Massen umgehen soll. Längst ist nicht mehr von einem Flüchtlingsstrom die Rede, sondern von einer Völkerwanderung.

Aber was geht mich das Ganze an? Warum soll ich ein Teil meiner geliebten Heimat opfern und diesen Flüchtlingen zur verfügung stellen? Warum sollen wir unsere Bedürfnisse zurückstellen? Was hab ich schon mit diesen Flüchtlingen zutun?

Die Zeiten, in denen in Deutschland Krieg, Tod und Zerstörung wüteten sind schon etwas länger her. Viele von uns haben den Krieg oder kriegsähnliche Zustände garnicht mitbekommen. So wie für mich beispielsweise. Ich kenne solche Situationen nur aus Geschichtsbüchern. Und meine Großeltern, die den zweiten Weltkrieg miterlebten, haben nie darüber gesprochen. Ich gehöre also zu denjenigen, die sich den Krieg und damit verbundenen Ängste, Sorgen und Leiden garnicht vorstellen kann.
Ob nun aber ein Besuch in einem Kriegsgebiet daran etwas ändern würde, kann ich mir nur schwer vorstellen. Ich werde nämlich nur ein Tourist sein. Ich werde nach ein oder zwei Wochen einfach sagen können: "Und jetzt geht es ab nach Hause." Ich werde mir also nie Gedanken darüber machen müssen, ob meine Eltern oder meine Geschwister noch leben. Ich werde mir nie die Frage stellen müssen, ob ich meine Wohnung am Mittag unversehrt vorfinden werde. Ich werde nie die Sorgen haben, ob ich überhaupt genug zu essen und zu trinken für die kommenden Tage haben werde. Ich werde also nie nachvollziehen können, wie sich ein Flüchtling fühlt. Jemand, der alles verloren hat und nun ein neues Leben in einem neuen Land beginnen möchte. Denn seines wird vom Krieg und Terror regiert. Ein Land, in dem es nicht mehr lebenswert ist.

Vor ein paar Wochen habe ich mir durch Zufall eine Doku auf YouTube angeschaut. Thema dieser Dokumentation ist der Krieg zwischen Ägypten und Israel im Juni 1967. Zu dieser Zeit ankerten 14 Schiffe aus unterschiedlichen Nationen im Bittersee. Sie waren dort gefangen. Eine Weiterfahrt durch den Suezkanal war nicht möglich.
Am 5. Juni 1967 brach ein 6-Tage-Krieg aus. Und die 14 Schiffe waren zwischen den Fronten gefangen. Sie waren wie ein paar Schaulustige, die das Kriegstreiben bewunderten. Teilweise fingen sie sogar an zu jubeln, wenn irgendwo auf dem Land wieder ein Gefecht zugange war. Nach einiger Zeit haben sich die unterschiedlichen Besatzungen sogar auf ihren Schiffen getroffen. Es war wie eine eigene kleine Nation, in der jeder willkommen war. egal welche Nationalität man nun hatte. Das Schicksal wollte es so, dass diese Menschen auf dem Bittersee gefangen waren und sie versuchten das Beste daraus zu machen. Der Krieg, der um sie herum passierte, war für die Schiffsbesatzungen nur ein Schauspiel. Jedenfalls bis zu dem Augenblick, an dem die ersten Leichen im Bittersee trieben und von den Matrosen geborgen wurden. Denn plötzlich wurde allen klar, in welcher Situation sie sich befanden.
Um sie herum herrschte Krieg und Zerstörung. Zwei Nationen kämpften gegeneinander. Tausende von Menschen ließen ihr Leben auf dem Schlachtfeld. Und auf dem Bittersee? Hier war es egal welche Nationalität man hatte. Im Gegenteil. Hier feierten sogar Menschen miteinander, die eigentlich feindlich gesinnt waren. Aber dieses Feind war erloschen, da diese Meinung nur auf irgendwelche Propagandareden beruhten.
"Simba, alles was du siehst lebt in einem empfindlichen Gleichgewicht zusammen. Als König musst du ein Gespühr dafür haben und alle Geschöpfe respektieren. Von der winzigen Ameise bis hin zur graziösen Antilope."
- Mufasa aus "Der König der Löwen" 

Das Ereignis bzw. die Gemeinsamkeit auf dem Bittersee gefangen zu sein, verband diese Männer. Anfangs waren bestimmt noch ein paar Berührungsängste, aber man konnte dem anderen eben nicht so leicht aus dem Weg gehen. Zudem schienen die Besatzungen auch Interesse daran zu haben den Nachbarn auf dem anderen Schiff kennen zu lernen. Sie alle steckten in der gleichen Situation und haben versucht das Beste daraus zu machen.

Aber es muss nicht immer nur Krieg und Zerstörung sein, die Menschen verbindet. Demnächst findet wieder das Festival "Burning Man" in Nevada statt. Es dauert insgesamt acht Tage und Endet traditionell am ersten Montag im September. Einerseits ist das Festival eine große Kunstausstellung, andererseits aber auch ein Ort intensiver Selbstdarstellung und natürlich eine große Party.
Auch hier ist es, wie bei so vielen Festivals, egal wo du herkommst oder wer du bist, die Hauptsache ist doch, dass man zusammen Spass hat. Es gibt da etwas, da ähneln sich unsere Interessen, da sind wir gleich. Da gibt es etwas, darüber können wir reden. Und je mehr Zeit wir miteinander verbringen, je mehr wir miteinander reden, je mehr wir uns kennenlernen, desto besser lernen wir uns auch kennen. Wir können viel leichter einschätzen, was den anderen bewegt. Wir wissen, wo seine Stärken und Schwächen liegen. Irgendwann sehen wir nämlich nicht mehr den Syrer, den Araber, den Moslem, den Franzosen, den Italiener, den Deutschen usw. usw. Sondern wir sehen einen Bekannten, oder sogar einen Freund in unserem Gegenüber. Wir sehen einen Menschen, den ich kennenlernen durfte. Wir sehen jemanden, der das kostbarste mit uns Teilte, dass er/sie hat. Jemanden, der uns ein Teil seiner Zeit und seiner Aufmerksamkeit schenkte.
Anstatt einfach Menschen nach ihrem Äußeren oder nach ihrer Herkunft zu verurteilen sollten wir vielleicht erst überlegen, was diese Menschen schon alles erleben mussten. Wir sollten viel mehr Respekt vor der Biografie der Anderen haben. Wir sollten auf solche Menschen zugehen, anstatt sie auszuschließen. Wir können nämlich nur von der Erfahrung der anderen profitieren.