Donnerstag, 22. Oktober 2015

Q wie Queere Geschichte I ABC eines Schwulen

Queere Geschichte? Was ist das denn? Geschichte ist klar, aber queer? Will er jetzt querbeet die wichtigsten geschichtlichen Ereignisse kurz zusammenfassen? À la Hape Kerkeling?

Nein werde ich wohl nicht. Dieser Artikel ist dafür viel zu kurz und außerdem wäre eine kurze Wiedergabe der wichtigsten geschichtlichen Ereignisse wohl eher eine eigene "kleine" Sendereihe.
Als ich begonnen habe mir Gedanken über dieses ABC gemacht habe, wollte ich sofort irgendwo etwas zu dem geschichtlichen Hintergrund der LGBTI-Bewegung schreiben. Aber wo fängt man da an? Wann gab es die ersten homosexuellen Menschen? War Adam vielleicht schon schwul? Oder beginne ich bei den Stonewall-Aufständen in New York? Aber was ist dann mit der Zeit davor, da muss es doch auch schon Schwule und Lesben gegeben haben?

Ohh ja, die gab es. Homosexualität ist ebenso bei uns Menschen verbreitet wie unter all den anderen Tieren. Es ist wohl das natürlichste auf der Welt. Mit wem ich letztlich zusammen bin und eine Beziehung führe ist doch egal. Die Hauptsache ist doch, dass ich meinen Partner / meine Partnerin liebe und ehre.
Adam könnte also sehr wohl schwul oder zumindest bisexuell gewesen sein. Nur leider hatte er nicht die große Wahl, er hatte nur Eva. Und so heißt es bis heute für viele streng religiöse Menschen: "Der Mann soll nicht beim Manne liegen, denn das ist ein Gräuel."
Und genau an dieser Stelle frage ich mich eines immer wieder. Wenn es tatsächlich einen Gott gibt und er die Erde geschaffen hat. Wenn er alles so erschaffen hat wie er es wollte und tatsächlich allwissend ist. Wenn er etwas gegen homosexuelles Verhalten hat, warum erschafft er dann zwei unterschiedliche Geschlechter. Hätte er nicht gewusst, dass es auch gleichgeschlechtlich-liebende Menschen geben wird? War die Rippe von Adam vielleicht nicht groß genug? Hat Gott sich vielleicht überarbeitet und war bei seinen letzten Taten etwas nachlässig?

Wie dem auch sei. Die Antwort auf all diese Fragen werden wir wohl nie erfahren. In der Theologie gibt es nunmal Dinge, die wir nie erfahren werden. Dinge, die nie abschließend geklärt werden können. Es werden immer offene Fragen bleiben. Und wenn man ganz ehrlich sein soll, dann hat die Religion schon für viele Streitereien gesorgt und dabei auch den ein oder anderen Krieg begonnen.
Religion muss aber nicht zwangsläufig schlecht sein. Sie hat auch schon die ein oder anderen guten Taten vollbracht. In gewisser Weise hat die Kirche sogar schon Homo-Ehen vollzogen. Ehen zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern. Einer der größten Streitpunkte im Jahr 2015.
Früher konnte man nämlich einen sogenannten geschworenen Bruder haben. Man konnte also eine Bindung zu einem gleichgeschlechtlichen Menschen eingehen, wobei die Liebe bis in den Tod anhalten sollte. Also einer Eheschließung gleichkam. Der eigentliche Zweck von geschworenen Brüdern war allerdings eine geistige Verwandtschaft herzustellen, wie es bei einer Taufpatenschaft der Fall ist.
Nachdem sich herumgesprochen hatte, dass auch gleichgeschlechtlich Liebende die Schwurbruderschaft eingegangen sind, wurde dieser Ritus von der Kirche und dem oströmischen Recht verboten. Einziges Überbleibsel ist der Begriff warmer Bruder für einen Schwulen. Ein Begriffswandel. Ein Umdenken in der Gesellschaft fand statt. Was gestern noch als Zeichen der Freundschaft galt, identifiziert man heute als "homosexuell", als nicht der Norm entsprechend. Plötzlich gilt man als Außenseiter. Zwischen 1970 und 1990 gehen die Sexualerfahrungen zwischen gleichgeschlechtlichen Menschen von 18 auf zwei Prozent zurück. Homophobie kommt in Mode. Die Leute haben angst als Schwuler oder als Lesbe zu gelten. Doch was ist so schlimm daran? Warum darf ich nicht den lieben, den ich liebe? Warum gehört Homosexualität auch heute noch zu einem Tabuthema? Warum wird im Geschichtsunterricht nicht auch die Geschichte der LGBTI-Bewegung behandelt? Warum hört man immer nur vom Nationalsozialismus und der Judenvefolgung? Was macht die französische Revolution so besonders, waren es die Stonewall-Aufstände nicht auch? Warum haben wir Geschichtsunterricht, wenn ein Teil unserer Vergangenheit einfach ausgelassen wird?
Der Geschichtsunterricht soll uns doch näher bringen, wie das Leben früher von statten ging. Er soll uns zeigen, wie die Menschen früher gedacht und gehandelt haben. Wir sollen erfahren wie der Alltag früher war. Wir erfahren plötzlich, dass Homosexualität nichts neues ist. Es ist keine neue Mode, die man mitmacht. Wir befinden uns nur in einem Zyklus in dem das Thema wieder häufiger zur Sprache kommt.
Historisch betrachtet ist das Anders-sein etwas vollkommen normales. Die Geschichte lehrt uns, dass es immer handelnde und leidende Menschen waren, die etwas verändert haben. Sie waren es, die für Veränderungen in unserem Denken und Handeln bewirkt haben. Sie zeigen uns, dass sich Vorstellungen grundsätzlich ändern können.


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