Donnerstag, 8. Oktober 2015

N wie Nachrichten I ABC eines Schwulen

Wir alle sehen, hören, oder lesen Nachrichten. Manch einer interessiert sich eher für den lokalen Teil, andere informieren sich gerne über das Weltgeschehen. Der eine interessiert sich sehr für das politische Geschehen, der andere will eher über Fun & Freizeitaktivitäten informiert werden. Die einen sitzen pünktlich um 20 Uhr vor dem Fernseher um auch ja nicht die Tagesschau zu verpassen, den anderen ist auch diese Nachrichtensendung egal, weil auf anderen Sendern vielleicht eine bessere Sendung läuft. Fakt ist: Wir erhalten unsere Informationen über das aktuelle Geschehen. Egal ob wir nun Zeitung lesen oder eine Nachrichtensendung im Fernsehen gucken oder uns das allwissende Internet per App auf unserem Smartphone über wichtige Themen informiert.

Ebenso wie viele andere Jugendliche und junge Erwachsene gehöre auch ich zur letzten Kategorie. Die Auswahl der Nachrichten überlasse ich meinem Smartphone. Wenn also meine Nachrichten-App wieder mal meint, dass etwas wichtiges in der großen weiten Welt geschehen ist ploppt eine kleine Anzeige auf, die mich kurz über das Geschehen informiert. Beispielsweise über den Abgasskandal von VW und wie viele Autos nun betroffen seien oder über den FIFA-Skandal. Mit dabei können aber auch Themen der Börse sein, wie z. B. dass der DAX ein Rekordtief erreicht hat, unter die 10.000 Punktemarke gefallen ist oder auch diese wieder überschritten hat. Ebenso vertreten sind natürlich diverse Verkehrsunglücke wie der Absturz der Germanwingsmaschine in Frankreich oder der Flüge MH17 und MH370 sowie der Bergung eines der Wrackteile. Manchmal sind auch Mitteilungen über den Tod einer berühmten oder gar legendären Persönlichkeit mit dabei wie z. B. James Last.
Wie man sieht, sind die Themen also sehr weit gestreut. Man wird mit viel nützlichem und unnützlichem Wissen überhäuft. Meist sind es aber doch Themen über die man auch in den folgenden Tagen noch reden wird. Dennoch gehören diese Themen nicht immer zu denen, die mich persönlich interessieren, daher informiere ich mich zusätzlich noch über soziale Netzwerke und der ein oder anderen Websites über aktuelle Geschehnisse.

Mich als Teil der LGBTI-Community interessieren natürlich auch Neuigkeiten aus diesem Bereich. Am liebsten natürlich positive Nachrichten wie der Gleichstellung von Homo-Ehe und "normaler" Ehe in Irland oder den USA. Aber auch Nachrichten über das Coming Out eines 13-jährigen bei seinem besten Freund und der Reaktion darauf. Oder auch einer Demonstration von tausenden Leuten, die sich für den neuen Bildungsplan in BaWü aussprechen.
Aber leider ist nicht immer alles super toll und immer wieder kommt es zu traurigen Meldungen. An Schulhöfen wird "schwul" als Schimpfwort benutzt. Vorurteile zwingen einen Menschen eine Lüge zu leben. Das Ausleben der eigenen Persönlichkeit wird einem verwehrt, weil es den Eltern falsch erscheint. Und schließlich der Suizid des eigenen Kindes.
Zugegeben, der letzte verlinkte Artikel gehört nicht so ganz in das Themengebiet LGBTI und dennoch gehört er hierhin. Denn als betroffener einer diskriminierten Minderheit nimmt man die Dinge oft anders wahr, sodass man Diskussionen evtl. falsch deutet und so ein homophobes Verhalten erörtert, wo vielleicht gar keines ist.
Mir selbst ist es schon passiert. Aus einer Diskussion in der es eigentlich darum ging, dass zwei Frauen die Sorgen und Probleme ihres Sohnes nicht zu 100% erfassen und verstehen können, habe ich raus geschlossen, dass gleichgeschlechtliche Paare keine Kinder großziehen sollten. Also eine klare Abneigung gegenüber Homosexuellen.
Inzwischen habe ich aber die Gewissheit, dass ich da etwas falsch gedeutet habe. Ich weiß sogar, dass das Wissen über LGBTI-Menschen oft nur auf Halbwissen beruht und sich kaum oder nur wenige die Mühe machen und sich über dieses Thema informieren. Aber auch die diversen Zeitungsverlage und Nachrichtensender berichten nur sehr wenig über die Situation von LGBTIs. In den Sommermonaten liest und hört man zwar mal über den CSD, aber dass sind eher kleine Beiträge welche allgemein über die Besucheranzahl und den CSD allgemein informiert. Über Prügelattacken auf ahnungslose Schwule, Lesben und Transgender scheinen nicht erwähnenswert zu sein, denn wir leben ja in einem toleranten Land in dem so etwas nicht vorkommt. Jedenfalls der Berichterstattung mancher Zeitungen und Fernsehsendern zufolge.

Im vergangenen Jahr hat sich die ARD dazu entschlossen ihre alljährliche Themenwoche über das Thema Toleranz abzuhalten. Gezeigt wurden verschiedene Diskussionsrunden, Dokumentationen und Filme. Sie alle handelten von einer oder mehreren diskriminierten Minderheiten und ihrer Situation bzw. Stellung in der Gesellschaft. Berichtet wurde über Menschen verschiedenster Abstammung, sowohl religiöser, als auch ethnischer. Menschen mit körperlicher oder geistiger Behinderungen. Und natürlich über gleichgeschlechtlich liebende Paare, sowohl kinderlose, als auch Paare die Nachwuchs erwarten oder adoptieren wollen.
Über mehr solche Sendereihen würde ich mich freuen. Es muss nicht unbedingt eine komplette Woche sein, aber vielleicht ein Thementag oder ein Wochenende an dem man über eine diskriminierte Minderheit wahrheitsgemäß berichtet und nicht irgendeine Serie oder ein Film ein Klischee noch bekräftigt.




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