Montag, 22. Dezember 2014

Die Kraft des Unbewussten

Wissen manche Menschen was sie tun?
Diese Frage schwirrt mir schon länger durch den Kopf. Sie scheint mir ein ständiger Begleiter zu sein. Sie ist immer in meiner Nähe. Auf sie kann ich mich verlassen.
Aber warum stelle ich mir diese Frage? Jeder Mensch weiß doch was er tut, er bekommt es schließlich live und in Farbe mit. Ich habe mich nun auch schon länger mit der Frage beschäftigen können und weiß, daran liegt es nicht. Es ist nicht das, was wir bewusst tun, sondern was sich im verborgen abspielt.
Wann haben wir beispielsweise das letzte mal darüber nachgedacht zu atmen? Wie macht das überhaupt, atmen? Welche Muskeln benötigen wir dazu?
Nur sehr sehr wenige werden die Antworten darauf kennen. Wir tuen es einfach und zwar unterbewusst. Ebenso verhält es sich beim Autofahren. Wir müssen nicht lange überlegen den Fuß anzuheben, rüber aufs Bremspedal zu legen und leicht runter drücken. Nein, wir sehen etwas näher kommen und bremsen automatisch ab. Wir tun also Dinge, die uns gar nicht bewusst sind. Erst wenn wir uns näher damit beschäftigen wissen wir, was wir da überhaupt tun.

Wissen manche Menschen was sie tun?
Nein, das tun sie nicht - jedenfalls nicht alles.
Ein Vortrag, ein Satz, sogar ein einzelnes Wort kann die Gefühlslage eines Menschen verändern. So kann ein Mensch innerhalb von Sekunden unglücklich und voller Trauer sein. Man kann ihm aber auch ein Lächeln in sein Gesicht zaubern. Letzteres ist wohl das Schönste was man tun kann. Mitansehen wie sich die Lachfältchen im Gesicht ausbilden. Die Mundwinkel gehen langsam nach oben. Die Augen öffnen sich leicht und strahlen einen an.
Ein solches Schauspiel mitzuerleben ist meist auch nicht viel von Nöten. Ein Mensch der verzweifelt ist freut sich schon, wenn ein anderer ihm nur zuhört und eventuell den ein oder anderen Rat gibt. Jemand der wenig bis keine Rückmeldung bekommt, freut sich über jedes Feedback. Vor allem wenn es positiv ausfällt. Einem einsamen Menschen reicht es schon ein paar Worte mit seinem Gegenüber zu wechseln, auch wenn es nur kurz über das Wetter ist.
Wie man sieht bedarf es nicht viel einen Menschen glücklich zu machen, ihm das Gefühl zu geben, dass man ihn wertschätzt. Leider geschieht es aber viel zu selten. Viel öfter sollte man sich die Zeit nehmen und für andere da sein. Ihnen zeigen, dass sie einem wichtig sind. Gerade heutzutage, wo wir uns in einer so schnelllebigen Welt befinden ist Zeit das wohl kostbarste Geschenk was man machen kann. Wie wäre es also anstatt jetzt noch die letzten Geschenke für Weihnachten zu kaufen, die Zeit anders zu nutzen. Warum nimmt man sich nicht eine Flasche Wein, legt sich auf die Couch und verbringt den restlichen Abend mit seinen Liebsten?
Mir würde ein solcher Abend jedenfalls zusagen.

Mittwoch, 17. Dezember 2014

Bildungsplan

Erst Baden-Württemberg dann Niedersachsen. Wer kommt wohl als nächstes? Welches Bundesland wird nun einen Bildungsplan vorstellen? Wer wird sich diesmal dagegen aussprechen?
Man weiß es nicht. Es steht aber fest, dass es passieren wird. Es wird immer eine Gruppe von Menschen geben, die gegen alles was neu ist sind. Menschen, die nie darüber nachdenken, was sie anderen antun.

Am Montag war es soweit, Hannover hat den Bildungsplan beschlossen. Mit diesem Beschluss wurde die Landesregierung dazu aufgefordert, die Vielfalt sexueller und geschlechtlicher Identitäten besser im Unterricht zu berücksichtigen.
Der Weg zu diesem Beschluss war aber nicht leicht. Einige Politiker sprachen ihre Bedenken aus, allen voran Karin Bertholdes-Sandrock (CDU). Sie fragte, ob es wirklich ein "Riesenproblem" sei, wenn sich die Schüler nicht outen könnten. Es wären schließlich nur ein bis zwei Prozent Homosexuelle unter den Schülern. Björn Försterling bejahte das Ganze, es sein ein "Riesenproblem". Mit 13 Jahren habe er gewusst, dass er schwul ist, habe sich aber erst 15 Jahre später, mit 28 Jahren getraut, sich zu outen. Dies liege u. a. daran, dass es keine Coming-Outs unter Schülern gab und auch keine Projekte wie SchLAu.
Viele Menschen habe Angst vor der "Frühsexualisierung" der Schüler. Sie glauben, dass es bald nur noch um Sexualkunde, Spermaschlucken und Analverkehr gehe. Im Unterricht würden verschiedene Stellungen des Kamasutra besprochen. Dies ist aber nicht der Fall. Im neuen Bildungsplan geht es lediglich darum Lebensvielfalt angemessen abzubilden und für mehr Akzeptanz zu sorgen.

Ein Neunjähriges Mädchen gab diesen herzlichen Brief
 an ihren Lehrer, nachdem er sich als
 Homosexuller outete.

Quelle: pic.twitter.com/JFfIRBnX4P
Wie dies gehen kann zeigt ein Grundschullehrer. Dieser fragte seine Schüler, während einer Anti-Mobbing-Woche, wer schonmal das Wort "schwul" als Beleidigung gehört habe. Fast alle meldeten sich. Daraufhin fragte er, wer Schwule als böse und falsch ansieht. Wieder ging fast jede Hand hoch. Nach Absprache mit dem Direktor outete sich der Lehrer vor seinen Schülern. "Sie sollten wenigstens eine schwule Person kennen und verstehen, dass Menschen über mich sprechen, wenn sie dieses Wort  benutzen", so der Lehrer.
Ein paar Tage später erhielt der Lehrer einen Brief von einer Schülerin: "Auch wenn Sie schwul sind, werde ich Sie immer noch genauso behandeln wie bisher. Ich denke über Sie noch genauso wie zuvor. Sie sind ein toller Lehrer", so beginnt der Brief der Neunjährigen. "Es war sehr mutig, dass Sie ein Geheimnis mit uns geteilt haben. Sie brauchen keine Angst zu haben, weil die ganze Klasse das genauso sieht wie ich. P.S.: Wir sind alle stolz auf Sie."
Beim lesen des Briefes schossen dem Lehrer die Tränen in die Augen. "Ich habe eine Menge Karten und Briefe im vergangenen Jahr bekommen, aber diesen werde ich für immer behalten."
Ein wunderschönes Beispiel wie man Schüler zu mehr Toleranz und Akzeptanz erziehen kann. Der Bildungsplan sieht eben nicht vor Sexualpraktiken zu erörtern. Es geht darum dem Ganzen ein Gesicht zu geben, den Schülern zu zeigen, dass es LGBT-Menschen gibt. Menschen wie du und ich - die gemeinsam mit einem Partner, ein glückliches Leben führen wollen.

Warum führen wir solche Diskussionen eigentlich? Ist es nicht vollkommen egal woher ein Mensch stammt? Ist es nicht egal welcher Kultur oder Religion er angehört? Welche Vorlieben ein Mensch hat? Warum gönnen wir manchen Menschen nicht ihr Glück?

Es ist doch egal, ob nun ein Mann oder eine Frau den Arbeitsplatz erhält. Die Hauptsache ist doch, dass die Arbeit erledigt wird. Ebenso ist die kulturelle oder religiöse Abstammung nicht wichtig. Das Jahr 2014 ist nun bald rum und wir haben es immer noch nicht geschafft den Menschen als Individuum zu betrachten. Einen Menschen eben nicht anhand von Vorurteilen zu beurteilen, sondern ihn als Mensch, als Individuum zu sehen. Wir urteilen viel zu schnell über Menschen.Wir sollten uns viel öfter darauf einlassen unser Gegenüber näher kennen zu lernen. Ich als deutscher will auch nicht ins Ausland und dort als Nazi beschimpft werden. Ebenso wenig wollen andere beschimpft und diskriminiert werden.

"Ab 2015 will ich keinen Menschen mehr, anhand von Vorurteilen, verurteilen." Wäre das nicht ein guter Vorsatz für das neue Jahr?

Samstag, 13. Dezember 2014

Weihnachten

Nun ist es wieder soweit. Weihnachten steht vor der Tür. Das Fest der Liebe. Wo man auch hinschaut, überall befindet sich Weihnachtsbeleuchtung. Alles wird festlich geschmückt. Bei dem einen mehr, bei dem anderen etwas weniger und dennoch überall gleich. Die Festtage wird man mit den engsten Verwandten verbringen. Der ganze Stress und der Trubel wird für einen Moment vergessen. Man ist glücklich nochmal beisammen zu sitzen und sich über alles mögliche zu unterhalten.

Weihnachten, das Fest der Liebe. Aber stimmt das? Ist diese Sichtweise noch zeitgemäß? Weiß überhaupt noch jemand warum wir Weihnachten feiern?
Manche werden jetzt sagen: "Natürlich weiß ich das." aber letztlich wird nur ein kleiner Teil es tatsächlich wissen. Für viele wird Weihnachten nur eines der Feste sein, wo man sich Geschenke macht. Der Trend beweist es. Die Geschenke werden immer größer und teurer. Man scheut weder Kosten noch Mühen. Das einzige was zählt sind die strahlenden Augen beim öffnen der Geschenke und zu sehen, dass man das Richtige besorgt hat.
An Heiligabend ist jeder froh. Der Stress hat endlich ein Ende. Tage, Wochen vorher ist man durch Einkaufszentren gerannt, um dieses eine Geschenk zu kaufen, was sich das Kind so sehr wünscht. Wie immer haben Kinder aber nicht nur einen Wunsch und so zieht man weiter um das nächste Geschenk zu suchen. Viel zu groß wäre die Enttäuschung, wenn das Kind nicht das bekommen würde, was es sich gewünscht hat. So wird auch diesmal wieder am Ende des Jahres der Umsatz der Geschäfte steigen, genau wie in den Jahren davor.

Weihnachten, das Fest der Liebe. Oder doch nicht?
Kinder bekommen all das geschenkt, was sie sich wünschen. Kein Geschenk scheint zu teuer. Kein Weg zu weit. Alles scheint möglich zu sein. Was vielen nicht bewusst ist, dass die Kinder so eine entscheidende Grundkompetenz nie erlangen. Sie werden nie oder erst sehr spät lernen mit Enttäuschungen zurecht zu kommen. Aber genau das wird jedem Menschen eines Tages widerfahren. Irgendwann wird für jeden der Zeitpunkt kommen, wo er enttäuscht wird. Besser wir lernen es schon im Kindesalter oder als Jugendlicher.
Alles was wir in diesem Alter erlernen hilft uns in unserem späteren Leben. Auch wenn wir mal nicht das bekommen, was wir wollen, so wissen wir dennoch, das deshalb nicht die Welt untergeht. Wir können dennoch so weitermachen wie bisher. Wir lernen mit Misserfolgen umzugehen. Es hat schließlich auch seine schönen Seiten, wenn wir nicht all das bekommen, was wir uns wünschen. So verbringen wir nämlich mehr Zeit mit unseren Liebsten. Wer weiß schon, ob diese Situation im nächsten Jahr wieder so sein wird?
Weihnachten ist eben doch nicht nur ein Fest der Geschenke. An solchen Feiern kann man auch vieles für das spätere Leben lernen. Es kommt eben nicht darauf an was mir Geschenkt wurde, sondern vielmehr das mir etwas Geschenkt wurde. Das sich ein Mensch hingestellt hat und überlegt hat, woran ich wohl Freude haben könnte. Der sich die Zeit genommen hat über mich nachzudenken und das jeweilige Geschenk zu besorgen. Das ist das schönste an dem Ganzen.

Mittwoch, 10. Dezember 2014

13-Jähriger outet sich bei seinem Freund

Dies wichtigste Stütze in unserem Leben sind unsere Freunde. Ihnen vertrauen wir unsere größten Geheimnisse an und wissen, dass sie dort sicher sind.
Eine Konversation zwischen zwei 13-Jährigen bestätigt dies. Einer von Ihnen offenbarte sein größtes Geheimnis. Die Reaktion darauf ist wunderschön.

Die große Schwester hat den SMS-Verlauf auf Twitter gepostet. Mit der Reaktion hat sie selbst aber nicht gerechnet. Ihr Tweet wurde 30.000 mal retweetet und fast 50.000 favorisiert. Aber seht es euch selbst an:


Als alles gesagt ist kommt die erlösende Antwort: "Wir sind seit drei Jahren befreundet. Wen kümmert es schon, was die Leute sagen werden? Du bist großartig und egal was passiert, ich bin froh, dass du mein bester Freund bist. Es gibt nichts, wofür du dich schämen musst. Als Bruder werde ich zu dir halten. Es ist nichts falsch daran, schwul zu sein, mein Freund."


Erstaunlich wie viel Größe und welch eine Reife ein 13-Jähriger besitzen kann. Manch ein Erwachsener hat diese noch lange nicht.

Sonntag, 7. Dezember 2014

Homophobie in der Schule


 
In letzter Zeit denke ich oft an meine Schulzeit zurück. Natürlich stelle auch ich mir die Frage: Was wäre wenn? Wäre ich heute jemand anderes? Wenn ja, wer wäre ich?
Solche Fragen sind immer schwer zu beantworten. Fest steht, dass man sie nie mit Gewissheit beantworten kann. Aber warum frage ich mich das?

Als Jugendlicher stellte ich fest, dass ich Gefühle für das gleiche Geschlecht hatte. Zunächst war das keine großes Problem, jeder hat schließlich mal eine solche Phase. Daher machte ich mir auch keine großen Gedanken darüber. Irgendwann werden sich schon Gefühle für das andere Geschlecht entwickeln. Dieser Zeitpunkt trat nie ein. 
Weder in der Schule noch zu Hause wurde das Thema Homosexualität angesprochen. Es war ein Tabuthema und niemand traute sich es anzusprechen. "Schwuchtel", "Homo", "schwul", all diese Worte galten für alles Negative. Auch ich benutzte sie. Ich hatte angst davor diskriminiert zu werden, als Außenseiter zu gelten. In meiner Klasse wurde ein Mitschüler gemobbt und ist schließlich von der Schule gegangen. Das wollte ich auf keinen Fall selber durchmachen. Ich zog mich aus dem Gesellschaftsleben zurück. Ich wollte nicht das jemand merkt, dass ich schwul war und schon gar nicht darauf angesprochen werden.

Inzwischen kann ich ganz gut mit meiner Homosexualität umgehen. Mir ist es egal, ob nun ein Fremder weiß das ich schwul bin oder nicht. Diese wissen schließlich nicht, was Schwule, Lesben und Transgender alles durchmachen müssen. Aber warum wird diese Gruppe in der Gesellschaft nicht anerkannt? Was ist so schlimm daran, dass sich zwei Menschen lieben?
Wie heißt es in dem Film Transcendence: "Der Mensch fürchtet sich vor dem, was er nicht versteht." Aber anstatt sich zu informieren und es wenigstens versucht zu verstehen, wird es tot geschwiegen. Die Ablehnung homosexueller Menschen kommt also von der puren Unwissenheit. Dabei kann man sich heutzutage so leicht informieren. Es gibt unzählige Internetseiten zum Thema Homosexualität. Manche Menschen werden ehrenamtlich tätig und kommen an Schulen, um die Jugendlichen aufzuklären. Es werden Seminare für alle Altersgruppen angeboten, und es wirkt. Die Zahl homophober Menschen ist gesunken. Immer mehr Leute tolerieren und akzeptieren Homosexuelle.

Aber wie sieht die Aufklärung an Schulen aus?
Meine Schulzeit liegt noch nicht lange zurück, daher kann ich mich noch gut daran erinnern. Nie wurde das Thema von einem Lehrer aufgegriffen. Letztlich musste ich mich selber mit dem Thema auseinandersetzen, worunter mein Selbstwertgefühl gelitten hat.
Auch heute scheint niemand das Thema Homosexualität anzusprechen. Dabei sollte es im Unterricht behandelt werden. Vor allem in Sexualkunde. Das Stillschweigen der Lehrer kommt nämlich einer Legitimation von Homophobie gleich. Jeder sollte sich das vor Augen führen und überlegen, ob er das will.

Freitag, 5. Dezember 2014

Schwul als Synonym für "scheiße"

Unsere Umgangssprache kreiert schonmal recht seltsame Umdeutungen von Worten. Wir alle benutzen solche Worte beinahe täglich, ohne uns große Gedanken darüber zu machen, was es tatsächlich bedeutet. Eines dieser Wort lautet "geil". Es steht eigentlich für sexuelle Erregung, aber unserer Umgangssprache hat daraus kurzer Hand ein Ausdruck für "toll" oder "super" gemacht.Eine weitere Bedeutungsänderung hat das Wort "schwul" genommen. Unter deutschen Jugendlichen gilt es als Synonym für "scheiße" oder für Dinge, welche nicht richtig laufen bzw. schlecht sind. Der leichtfertige Gebrauch des Wortes "schwul" hat dabei weitreichende Folgen. Die Gefühle von Homosexuellen werden verletzt. Viele Jugendliche trauen sich nicht offen zu ihrer Homosexualität zu stehen, weil sie Angst davor haben diskriminiert und ausgegrenzt zu werden. Wer Gefühle für das gleiche Geschlecht verspürt, reagiert verunsichert, wenn sich in der Sprache der Altersgenossen eine latente Homophobie erkennen lässt.

Sind es nur Jugendliche, die einen solchen Sprachgebrauch verwenden?

Leider nein. Auch unter Erwachsenen lässt er sich feststellen. So wird das Wort "schwul" auch gerne bei Werbeanzeigen verwendet. Die rheinlandpfälzische Stadt Zweibrücken kam um einen solchen Skandal nicht herum. In einem Schülerkalender wollte die Stadt Jugendliche vor dem übermäßigen Alkoholkonsum warnen. Dagegen ist erstmal nichts einzuwenden, allerdings war die Herangehensweise falsch gewählt. Die Stadt warnte vor dem übermäßigen Alkoholkonsum mit dem Slogan: "Nüchtern cool, saufen schwul". Nach der Empörung des LSVD und dem Bericht von Zeit online zog die Stadt Zweibrücken die Kalender zurück.Diese Kampagne ist leider kein Einzelfall. Auch die Werbeagentur "Scholz&Friends" hat sich ein solches Fauxpas geleistet. Diese Agentur sollte für die Steakhouse-Kette Maredo ein Plakat entwerfen. Ein Entwurf hatte folgende Aufschrift: "Tofu ist schwules Fleisch". Auf der Homepage der Steakhouse-Kette wurde sofort Stellung genommen. Darin nahm man Abstand von der Kampagne. Dennoch bildete sich ein Online-Protest auf Twitter. Prominente Unterstützung bekam der Protest von Volker Beck.

Es ist schwer zu verstehen, mit welcher Arglosigkeit viele Menschen das Wort “schwul” für alles Negative verwenden. Sogar bei einer öffentlichen Kampagne. Es zeigt, dass in unserer Gesellschaft immer noch das Bewusstsein fehlt, dass Lesben und Schwule großer Diskriminierung ausgesetzt werden.

Diskriminierung hat in der Öffentlichkeit nichts zu suchen. Weder Frauen, noch Ausländer noch andere sozialen Gruppierungen unserer Gesellschaft gehören im 21. Jahrhundert in der Öffentlichkeit verbal diskreditiert. Auch wenn das Wort “schwul” in der Jugendsprache akzeptiert ist , sollte es nicht in den allgemeinen Sprachgebrauch einziehen. Es Aufgabe der Erziehung, homphobes Vokabular zu sanktionieren. Da fehlt der Gesellschaft anscheinend aber noch das Gespür, das bei anderen Worten schon vorhanden ist. 
Das Wort “Neger”, welches abfällig für Schwarze verwendet wurde ist mittlerweile in weiten Teilen der Bevölkerung als diskriminierend akzeptiert und wurde sogar aus neueren Übersetzungen von Pipi Langstrumpf entfernt. So schwer ist es also gar nicht. Denn Diskriminierung fängt schon bei der Sprache an.

Montag, 1. Dezember 2014

Menschen wie dich braucht die Welt

     Ein Fall den die ganze Nation bewegt. Tuğçe A. wäre am Freitag 23 Jahre alt geworden. Doch diesen besonderen Tag und all die besonderen Tage darauf hat sie nie erleben können.

     Es ist der 15. November 2014. Der Tag der das Leben der Studentin maßgeblich verändern wird. Sie ist in einem Schnellrestaurant. Dort erkennt sie, dass zwei Mädchen von Männern belästigt werden. Sie zögert nicht lange und eilt den beiden Mädchen zur Hilfe.
     Als Tuğçe wieder aus dem Lokal herausgeht, geschieht das Unfassbare. Sie wird selbst zum Opfer. Die Männer, die eben noch die beiden Mädchen aus dem Lokal belästigt haben, schlagen nun auf die 23-Jährige ein. Diese kann sich nicht mehr auf den Beinen halten und fällt auf das Pflaster des Parkplatzes. Sie fällt ins Koma, aus dem sie nie wieder erwachen wird.

     Am vergangenen Freitag dann die erschreckende Botschaft. Der Hirntod wurde festgestellt. Tuğçe hat es nicht geschafft. Rund 1500 Menschen versammelten sich vor der Klinik, um sich von der Studentin zu verabschieden.
     Zwei Tage später wurden dann die lebenserhaltenden Maßnahmen beendet. In Berlin trafen sich ca. 150 Menschen, um an Tuğçe und ihrer Zivilcourage zu erinnern. "Menschen wie dich braucht die Welt" oder "Unsere Heldin" stand auf verschiedenen Schildern.
     Auch nach dem Tod der Studentin hilft sie noch anderen Menschen. Drei Ärzteteams entnahmen ihr mehrere Organe, nachdem die lebenserhaltenden Geräte abgeschaltet worden waren.

     Die Polizei hofft nun auf weitere Zeugen. Ein 18-Jährige sitzt bereits in Untersuchungshaft. Er soll einer der Angreifer gewesen sein. Gegen ihn wird wegen Körperverletzung mit Todesfolge ermittelt.
     Die genaue Todesursache steht noch nicht fest. Bisher ist noch unklar, ob die 23-Jährige durch den Schlag tödlich verletzt wurde oder durch den Aufprall auf das Pflaster des Parkplatzes. Eine Obduktion des Leichnams soll Gewissheit bringen.

Der Bundespräsident teilte mit, dass die Vergabe eines Verdienstordens geprüft werde. In einem Beileidsschreiben an die Familie betonte Gauck nach Angaben des Präsidialamts, die junge Frau habe "unser aller Dankbarkeit und Respekt verdient". Sie werde immer ein Vorbild bleiben. "Wo andere Menschen wegschauten, hat Tuğçe in beispielhafter Weise Mut und Zivilcourage bewiesen."