Montag, 27. April 2015

Teenager - auf der Suche nach sich selbst

Pubertät. Es ist die wohl wichtigste Zeit in unserem Leben. Es ist die Zeit, wo die Eltern schwierig werden. Sie scheinen plötzlich gegen alles zu sein, was man macht oder machen möchte. Aber warum ist dem so? Warum stellen sich die eigenen Eltern plötzlich gegen die Wünsche des Kindes? Warum verbieten sie alles, was einem selbst Spass bereitet?

Es ist immer wieder schön zu sehen, wenn sich ein Paar dazu entscheidet Kinder zu bekommen. Sie stellen sich vor, wie süß das eigene Kind sein wird. Wie viel Spass sie zusammen haben werden. Wie sie gemeinsam im Park spazieren gehen werden und stellen sich all die wundervollen Momente mit dem eigenen Kind vor. Das erste lächeln, das erste Wort, das erste mal laufen und so vieles mehr.
Kinder zu haben scheint eine legale Droge zu sein. Denn niemand denkt zu diesem Zeitpunkt an die schlimmen Zeiten. Vor allem am Anfang wird es Tage, Wochen oder gar Monate keine ruhige Minute mehr geben. Ständig wird das eigene Kind schreien, weil irgendetwas nicht ok ist. Hunger, Durst, eine volle Windel, der erste Zahn oder einfach nur die fehlende Nähe zu den Eltern.

Als Teenager sieht es da schon anders aus. Eltern hat eben jedes Kind, die kann man nicht so einfach abtreiben. Als Teenager möchte man eben nicht mehr zu Hause bei den Eltern auf dem Sofa hängen. Man möchte mit Freunden etwas unternehmen, in die Disko, in die nächste Kneipe. Man möchte auch mal die ein oder andere Regel überschreiten. Man möchte wissen was man kann, was man darf und was man möchte.
Einen Teenager in der Pubertät zu haben ist nicht leicht. Davon war aber auch nie die Rede. Im Gegenteil, man bekommt sogar von anderen Eltern Ratschläge, wie man es besser machen könnte. Was sie alles anders gemacht hätten. Wie es evtl. besser gewesen wäre.
Aber was ist mit den Kindern? In solchen Gesprächen scheint es nie um das Kind selbst zu gehen. Wie ist es als Kind in der Pubertät zu sein? Können sich Eltern denn nicht an ihre Kindheit erinnern? Wollten sie nie auf eigenen Beinen stehen? Endlich raus in die weite Welt?

Auch als Teenager hat man es nicht leicht. Vor allem in der Pubertät. Auf der einen Seite möchte man endlich erwachsen sein und sein eigenes Leben führen. Man möchte nicht ständig die Eltern um Erlaubnis fragen müssen. Auf der anderen Seite möchte man aber auch noch ein Kind bleiben. Es hat schließlich auch Vorteile. Wenn man als Kind scheiße baut, wird man ermahnt, bekommt eine Strafe und irgendwann ist das Ganze vergessen. Von Erwachsenen wird aber erwartet, dass sie sich an gewisse Grundregeln halten und diese nicht überschreiten.
In der Pubertät ist dies aber gar nicht mal so leicht. Wir befinden uns immerhin in der Selbstfindungsphase. Wir wollen wissen, was uns gefällt, was uns spass macht. Verbringe ich meine Abende lieber zu Hause oder gehe ich lieber in die Disco? Welche Musik gefällt? Gehe ich gerne auf eine Party oder bin ich lieber der Gastgeber? Bier oder Wein trinken? Vertrage ich viel Alkohol oder wenig? Wie ist es betrunken zu sein?
All diese Fragen wollen beantwortet werden. Zudem verändert sich unser gesamter Körper. Sowohl bei den Damen als auch bei den Herren. Wir alle befinden uns nochmal in einem Wachstumsschub. Es gibt Tage an denen schauen wir in den Spiegel und fragen uns wer das ist. Unser eigener Körper wird uns fremd. Unsere Stimme klingt als würde sie Achterbahn fahren. Und immer wieder die Frage: Wer bin ich?

Manchmal ist man sogar selbst überrascht über die Wahrheit. Beispielsweise wenn man auf das gleiche Geschlecht steht. Solche Dinge will man oft nicht wahr haben. Anfangs macht man ein Geheimnis daraus. Homosexualität ist schließlich eines der Tabuthemen unserer Gesellschaft. Es wird  uns sogar gepredigt, dass die wahre Liebe nur zwischen Mann und Frau sein kann. Homosexualität sei sogar eine Form des Leidens und sie würde unsere Kinder traumatisieren.
Dem stimme ich auch zu. Wer feststellt schwul, lesbisch, trans, bi oder auf irgend eine andere Art nicht in die heterosexuelle Norm zu passen, läuft natürlich Gefahr traumatisiert zu werden und darunter zu leiden. Die Gefahr rührt aber nicht daher, dass sich Homosexuelle küssen oder umarmen. Nein, es ist eher die intolerante Gesellschaft in der wir leben. Eine Gesellschaft die mir verbietet den Menschen meiner Wahl zu lieben und zu Ehren. Eine Gesellschaft die mich als Menschen 2.-Klasse abstempelt, weil ich eben nicht auf Frauen stehe. Wer will das schon? Wer will ein Mensch 2.-Klasse sein?
Wohl niemand. Daher fällt es auch vielen schwer ihre Homo- oder Transsexualität auszuleben. Sie haben angst vor Diskriminierung und Ausgrenzung. Daher verstecken sich viele hinter einer Fassade von Unwahrheiten. Niemand soll erfahren, dass sie irgendwie anders sind.
Nach Artikel 2 des Grundgesetzes hat jeder Mensch ein Recht darauf seine Persönlichkeit frei auszuleben. Wenn es um Homo- oder Transsexuelle geht, scheint dieses Gesetz nicht zu gelten. Warum nur? Was haben wir nur verbrochen? Nur weil wir uns in einen Menschen verlieben? Sind Eltern nicht glücklich, wenn dass eigene Kind einen Partner hat? Ist es nicht ein wundervolles Gefühl das eigene Kind glücklich zu sehen? Wäre es nicht eine Erleichterung für das Kind, wenn es die volle Unterstützung der Eltern hat? Egal ob homo, hetero, trans, bi oder sonstiger Sexualitäten?

Montag, 20. April 2015

Homosexualität - Krankheit? Erblich? oder doch von Gott gewollt?

Manchmal frage ich mich, ob die Menschen überhaupt wissen was sie so alles von sich geben. Ob sie sich je mit dem jeweiligen Thema näher beschäftigt haben und auch wissen, worum es nun eigentlich geht. Bei der ein oder anderen Aussage habe ich da doch meine Zweifel.
Vor einiger Zeit hat der NDR eine Reportage mit dem Titel "Die Schwulenheiler" ausgestrahlt. Nun wurde auch der zweite Teil "Die Schwulenheiler 2" gesendet. Als ich mir die Reihe angeschaut habe, kam ich aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus. Was da für Meinungen vertreten wurden ist erschreckend.

Ich kann durchaus verstehen, dass Heterosexuelle es nicht verstehen, wie man sich in das gleiche Geschlecht verlieben kann. Ebenso wenig kann aber auch ein Homosexueller nicht verstehen, dass man sich in das andere Geschlecht verliebt. Aber muss man deswegen gleich auf die Straßen gehen und gegen die gleichgeschlechtliche Liebe demonstrieren? Was macht manchen Menschen solche Angst, wenn Schwule, Lesben und Transsexuelle die gleichen Rechte bekommen würden? Ist der Paragraf 175 wirklich noch so tief in den Köpfen der Menschen verankert? Wird Homosexualität tatsächlich noch als Krankheit angesehen?
Ja, leider wird sie von manchen noch als Krankheit angesehen. Es gibt tatsächlich Leute, die einem raten einen Arzt auf zu suchen und sich von seiner nicht-heterosexualität heilen zu lassen. Als ob dass nicht schon schlimm genug sei, gibt es sogar Ärzte die damit werben, einen Menschen von seiner Homosexualität befreien zu können. Garantien dafür gibt es natürlich keine. Im Gegenteil. Es wird sogar davon abgeraten solche Ärzte und Therapeuten zu konsultieren. Die Folgen einer gescheiterten Therapie sind gigantisch. So kann es beispielsweise zu starken Depressionen, Suizidgedanken oder auch zum Suizid selbst kommen.
Eines steht jedenfalls fest, Homosexualität ist keine Krankheit, dass sieht sogar die Weltgesundheitsorganisation (WHO) so. Im aktuellen ICD-10 wird Homosexualität nicht mehr als Krankheit aufgeführt. Somit steht auch fest, dass man davon nicht geheilt werden kann, schließlich ist es nicht ungesund einen Menschen zu lieben, egal welchen Geschlechts.
Dennoch stellt man sich immer wieder die Frage: Woher kommt die Homosexualität? Wenn es schon keine Krankheit sein kann, was ist es dann? Ist es evtl. erblich bedingt?
Tatsächlich haben sich schon einige Forscher an diese Frage heran getraut. Denn eines machte sie nachdenklich. Es gibt immer wieder Familienstammbäume, wo es gehäuft Schwule und Lesben gibt. Ist Homosexualität also erblich?
Bisher waren die Antworten weniger befriedigend. Es werden zwar die wildesten Theorien entwickelt, wie es zu homosexuellem Verhalten kommen kann. Das "Schwulengen" wurde bisher aber noch nicht entdeckt.
Selbst wenn es erblich bedingt wäre, was würde das bedeuten? Habe ich mir meine Gene ausgesucht? Habe ich mir meine Familie ausgesucht? Soll ich meiner Familie nun die Schuld geben, dass ich schwul bin? Nach dem Motto: "Kinder kann man abtreiben, Eltern leider nicht."

Wenn man sich die Reportagen des NDR mal anschaut stellt man fest, dass die Schwulenheiler oft in Verbindung mit der Kirche stehen. Liegt hier vielleicht des Rätsels Lösung? Kann man in der Bibel, dem Wort Gottes, eine Antwort erhalten? Was steht eigentlich in der heiligen Schrift?

An einem solchen Punkt, weiß ich nie, was ich sagen soll. Bin ich nun ein gläubiger Mensch? Befolge ich die Regeln Gottes? Oder gehöre ich doch eher zu den Atheisten? Diejenigen, die sich von Gott abgewandt haben und sich seiner Gebote widersetzen?
Mein Konfirmationsunterricht ist nun schon ein paar Jahre alt und als Teenager widmet man seine Aufmerksamkeit eher anderen Dingen zu als dem Pastor. Soweit ich mich aber erinnern kann hat Jesu die Nächstenliebe gepredigt, sowie den Armen und Kranken geholfen.
Passend zum Thema waren am Samstag Baptisten an den Landungsbrücken. Natürlich habe ich mich etwas Abseits hingestellt und dem Ganzen gelauscht. Die Grundhaltung war wie bei jeder kirchlichen Organisation. Alle sind Sünder und nur wenn man sich Gott zuwendet, hat man eine Chance auf Erlösung.
Wenn dies also eine Voraussetzung für den Glauben ist, dann kann ich auch weiterhin als schwuler leben und sagen ich hätte meine eigene Glaubensrichtung. Woher wollen wir  schon wissen, was Gott vor tausenden von Jahren einmal gesagt haben soll? Wie oft wurde die Bibel übersetzt? Ist eine Übersetzung nicht auch immer eine Interpretation des Übersetzers? Wie viele unterschiedliche Fassungen gibt es von der Bibel? Welche ist nun die richtige? Wir alle kennen das Spiel 'Stille Post' und immer wieder wundern wir uns, was am Ende heraus kommt. Wieso sollte es bei der Bibel anders sein?

Wenn es nun einen allmächtigen Gott gibt und er tatsächlich allwissend ist, dann wusste er was er tat. Als er Adam eine Frau gab, hätte er wissen müssen, dass es sowohl hetero- als auch homosexuelles Verhalten geben wird. Gott schuf den Menschen schließlich am sechsten Tag. Da hatte er genug Zeit die Tiere und ihr Verhalten zu studieren. In der Tierwelt ist Homosexualität nämlich kein Tabu. Und wir sollten uns immer vor Augen halten: Unsere genetischen Übereinstimmungen mit Affen oder Schweinen ist enorm hoch.
Wenn Gott dies wusste, dann hat er auch uns Homosexuelle gewollt. Die Mahnung, dass Homosexualität also eine Sünde sei, soll uns also eher darauf aufmerksam machen, dass wir uns Fortpflanzen sollen und die Menschheit nie aussterbe. Kinder entstehen eben nur wenn Mann und Frau sich lieben. Es bedeutet aber nicht, dass sich zwei Frauen oder zwei Männer nicht lieben dürfen.

Montag, 13. April 2015

Flug 4U 9525 und seine Folgen

Knapp drei Wochen ist es nun her. Am 24.03.2015 um 10:53 Uhr brach der Kontakt zur Germanwings-Maschine ab. Kurze Zeit später muss sie am Boden zerschellt sein. Um 11:10 Uhr wurde das Wrack identifiziert. Es gab keine Überlebenden.
Mit diesem Absturz brach auch ein Mythos von jetzt auf gleich in sich zusammen. Alles wofür wir Deutschen bis zu diesem Zeitpunkt standen wurde in Frage gestellt. Arbeiten wir Deutschen wirklich so präzise? Sind wir wirklich ein Volk, was es so genau nimmt? Sind denn all die Sicherheitsvorkehrungen nötig?
Bisher wurden wir immer dafür belächelt. Unsere Sicherheitsvorkehrungen waren immer ausreichend, doch nun? Auch wir Deutschen scheinen nicht vor diesen Horror-Nachrichten verschont zu werden.

Ich habe recht schnell von dem Unglück in den Alpen erfahren. Doch realisiert habe ich es erst ein paar Tage danach. Oder vielleicht wollte ich es auch nicht wahr haben.
Ostern ist nun schon wieder rum. Über die Feiertage war ich bei meinen Eltern. Gefeiert wird immer im engsten Familienkreis. Daher stand schon lange fest, dass ich die Tage nicht in Hamburg verbringen würde. Ich konnte mich also früh genug um die Anreise kümmern. Natürlich wollte ich fliegen und habe mir daher auch ein paar Flugtickets bestellt.
Alles war ok, bis ich von diesem Flugzeugunglück in den Alpen hörte und es schließlich auch realisierte. Zunächst dachte ich mir nicht viel dabei, es kommt schließlich immer mal wieder zu einem technische Defekt oder zu menschlichem Versagen. Doch dann habe ich mich näher mit dem Thema beschäftigt.
In letzter Zeit stürzen tatsächlich relativ viele Flugzeuge ab. Man denke nur mal an MH 370 oder MH 17. Aber wenn man schon Malaysia Airline hört, da kommen einem solche Horror-Szenerien so weit weg vor. Wenn man hingegen Germanwings hört, bekommt man schon ein komisches Gefühl.
Im Spiegel (Nr.: 13, veröffentlicht am 21.03.2015) gibt es einen Bericht zu Flug LH 1829. Es ist ein Airbus welcher mit dem Fly-by-Wire System ausgestattet ist. Eigentlich soll es die Piloten vor einem Fehler bewahren. Beim Flug LH 1829 gab es aber falsche Messwerte. Dadurch kämpften die Piloten gegen den Absturz der Maschine an. Mit Erfolg. Der Airbus landete planmäßig in München. Die Fluggäste bekamen von den Problemen im Cockpit jedoch nichts mit. Der Tod ist manchmal eben doch präsenter als man es manchmal wahr haben möchte.
Trotz all dieser Unglücksfälle darf man eines aber nie vergessen. Das Flugzeug ist und bleibt eines der sichersten Verkehrsmittel. Ich selbst habe darauf geachtet. Als Ich in den Flieger gestiegen bin, war das Unglück in den Alpen natürlich präsent. Dennoch hat es die Bordcrew geschafft, ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln.
In Köln haben mich meine Eltern dann abgeholt. Zum Vergleich habe ich natürlich auch verstärkt auf den Straßenverkehr geachtet. Dabei sind mir ein paar Situationen aufgefallen, in denen man letztlich froh sein konnte, dass nichts passiert war. Vor allem auf der Autobahn, wo immer wieder Fahrer meinen in den Sicherheitsabstand zu fahren, oder auch die Raser, welche einem so dicht hinten auffahren, dass man meint, man sitze in ein und dem selben Auto. Wer zudem die Nachrichten aufmerksam verfolgt stellt fest, dass ziemlich häufig von Autounfällen berichtet wird. Jedoch wird hier eher selten von 150 oder mehr Toten geredet. Zudem haben wir uns irgendwie daran gewöhnt von Unfällen im Straßenverkehr zu hören.

Wir Menschen meinen immer uns könnte nichts passieren. Dinge, die früher unmöglich erschienen, sind heute zum Alltag geworden. Hochhäuser werden immer höher. Gebäude bekommen Formen von denen man früher nur träumen konnte. Wir reisen von Ort zu Ort in rasanter Geschwindigkeit. Dank der Gebrüder Wright können wir uns in die Lüfte erheben. Sogar auf dem Mond waren wir schon und bald auch auf dem Mars. Uns scheinen keine Grenzen gesetzt zu sein. Sogar den Tod scheinen wir überlisten zu können. Krankheiten, die früher noch zum Tod geführt haben, sind heute heilbar.
Wenn man sich die Geschichte der Menschheit mal anschaut, so ist es doch bewundernswert, was wir alles schon erschaffen haben. Dabei hat jedes Volk seinen eigenen Ruf bzw. Mythos erschaffen. Wir Deutschen sind ein Volk, welche sehr viel Wert auf Präzision und Genauigkeit legen. Dafür werden wir immer wieder bewundert, auch wenn es manchmal ganz schön lästig und kompliziert sein kann.
Nach dem Unglücksflug 4U9525 bekommt der Mythos aber erste Risse. Wir können eben doch nicht alles kontrollieren. Leider vergessen wir das aber immer wieder. Der Tod ist eben doch allgegenwärtig. Der Absturz der Germanwingsmaschiene verdeutlicht dies noch einmal ganz gut. Letztlich ist es aber egal, wo sich der Unfall ereignet. Ob im Schienen- oder Straßenverkehr oder auch in der Luftfahrt. Ein Unfall ist immer ein tragisches Ereignis, welches am Besten nie wieder vorkommen sollte.


Montag, 6. April 2015

It can happen to you - Oder: Die Frage, die mein Leben veränderte

Nun beginnt er wieder. Der Stress in der Uni. Kaum sind alle Klausuren geschrieben und die Arbeitsphase erfolgreich hinter sich gebracht, da beginnt auch schon wieder die Vorlesungszeit. Nun heißt es wieder im Vorlesungssaal sitzen, Projekte fertigstellen und Laborpraktika absolvieren. Ja, dass Studentenleben ist schon manchmal hart. Da ist man froh über jede freie Minute die man hat. Aber auch die sind manchmal gar nicht so leicht. Jedenfalls bei mir.
Im Moment habe ich wieder eine Phase, in der ich verstärkt in meinen Erinnerungen verweile. Dazu gehören auch die Zeiten, in denen ich selbst noch nicht so recht wusste, wer ich überhaupt war oder was ich überhaupt wollte. Ich dachte mir einfach: irgendwie wird schon alles klappen. Bis jetzt hat es das auch, wenn man mal von der ein oder anderen Hürde in meinem Leben absieht.

Eine der größte Hürden war wohl mein schwul sein anzuerkennen. Ich ging einfach davon aus, dass es nicht richtig sei. Sonst wäre es schließlich in irgendeiner Form auch mal thematisiert worden. Aber das wurde es nicht. Wenn doch, dann habe ich es immer als negativ empfunden. Ich wollte nicht etwas negatives verkörpern, also verbannte ich das Thema Homosexualität aus meinem Kopf.

"Jack Sparrow hast keine Ahnung was du willst.
Oder weißt du es doch? Bist aber zu unwillig es als
dein Eigen an zu erkennen. Hm?"

- Pirates of the Caribbean 2

Im nach hinein ärgere ich mich über diesen Schritt. Ich habe meine eigenen Gefühle unterdrückt. Ich habe meine eigenen Bedürfnisse zurückgestellt, nur weil es angeblich eine Schande ist, dass sich zwei Männer lieben. Indirekt wurde mir so verboten ich selbst zu sein bzw. meine eigene Persönlichkeit auszuleben. Dabei steht doch im Grundgesetz: "Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer Verletzt."
Wenn ich an die damalige Zeit zurück denke, gab es schon recht früh Anzeichen dafür, dass ich schwul war. Aber wie gesagt, ich ignorierte sie. Denn genau wie jeder andere Mensch auch, bin auch ich davon ausgegangen eine Hete zu sein. Auch ich dachte, dass meine Gefühle für das gleiche Geschlecht nur eine vorübergehende Phase sein würden. Ich war mir sicher, eines Tages würde ich eine Freundin haben.
Es handelte sich tatsächlich nur um eine Phase. Darin ging es auch um die alles entscheidende Frage: "Bin ich schwul?" Eben die Frage, vor der man sich ein wenig fürchtet, auch wenn man das nicht muss. Ich habe die Frage, die mein Leben veränderte beantwortet. Die Phase war eben nicht, homosexuelle Neigungen zu haben, sondern eher heterosexueller. Ich wollte mich eben nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass ich schwul sein könnte. Letztlich habe ich es aber doch geschafft. Also: "Ja, ich bin schwul."
Die Antwort hat lange auf sich warten lassen. Aber niemand weiß, was ich in dieser Zeit alles durchgemacht habe. Niemand weiß, mit welchen Ängsten und Sorgen ich zu kämpfen hatte. Solange dass der Fall ist, sollte sich auch niemand ein Urteil darüber erlauben. Wir sind alles Individuen. Wir leben alle unser eigenes Leben. Und wir haben unsere eigene Vergangenheit, mit der wir leben müssen.
Manchmal stelle ich mir natürlich die Frage was wäre wenn. Aber wer kann solche Fragen schon mit Gewissheit beantworten. Vielleicht wäre die Alternative ja schlimmer ausgegangen.

Ich habe mir nicht ausgesucht schwul zu sein. Ich habe es nur eines Tages als mein Eigen anerkannt. Diesen Schritt zu gehen ist nicht immer ganz leicht, dass weiß ich nur zu gut. Wenn man ihn aber erstmal gegangen ist, ist es mit das Beste, was einem passieren kann. Und dass kann wahrlich jedem widerfahren.

"Ich wünsche mir nur, dass sich mehr Gleichgesinnte outen.
Es ist schön hier draußen wisst ihr?!"

- Elton John

Man kann sein Leben auf zwei Arten führen. Entweder man geht jeder noch so unangenehmen Situation aus dem weg und wird dabei nie richtig glücklich. Oder man stellt sich den Hürden im Leben, wächst an seinen Aufgaben, durchläuft vielleicht sogar die Hölle auf Erden, aber am Ende ist man glücklich.
Würdest du es tun? Hm? Was würdest du? Hm? Was würde jeder von euch dafür tun? Hm?