Montag, 24. August 2015

Hör auf dein Herz

Es ist der 01. März 2011. Der Tag, der alles verändern sollte. Der Tag, an dem andere über mein Leben bestimmten. Sie gingen wohl davon aus, dass diese Veränderung alles besser machen würde. Und im ersten Moment schien auch alles so zu funktionieren wie es gedacht war. Am 01. März. Der Tag, an dem sich meine Zukunft änderte.

Aber was war an diesem Tag überhaupt geschehen?
Wer sich zurückerinnert, der wird sich bestimmt an Fukushima, das Erdbeben und an die Vorfälle des AKW erinnern. Tagelang wurde über dieses Ereignis in den Medien berichtet. Dieses fand aber am 11. März 2011 statt.
Zehn Tage zuvor, also am 01. März, ist Karl Theodor zu Guttenberg aus seinem Amt als Verteidigungsminister entlassen worden. Er war nicht einmal zwei Jahre im Amt. Er war der jüngste Verteidigungsminister aller Zeiten. Doch dann warf ihn sein Dissertationsbetrug um.
Aber das war nicht das einzige Ereignis. Am Tage seiner Entlassung, endete auch die Wehrpflicht und damit auch der Zivildienst, von dem das Sozialsystem Jahrelang profitiert hatte. Die Aussetzung der Wehrpflicht war nie zu Ende gedacht.

Ich gehöre zur ersten Generation, die von dieser Neuerung profitieren sollte. Ich gehöre zu den ersten, die nicht mehr zum Bund gehen mussten und somit auch von der Pflicht Zivildienst zu leisten befreit. Ich bin also in den Genuss gekommen nach meinem Abi sofort an die Uni gehen zu können. Die Pause zwischen meiner Schulzeit und meiner weiteren Berufsausbildung war also verschwindend gering.
Im Sommer 2012 habe ich meine Schulzeit erfolgreich hinter mich gebracht. Ein Abschnitt in meinem Leben endete. Ein Abschnitt, der insgesamt 13 Jahre meines Lebens andauerte. Ein Abschnitt, der zu diesem Zeitpunkt 2/3 meines Lebens ausmachte.
Ab da ging jeder seinen eigenen Weg. Uni, Ausbildung, jeder wusste schon was als nächstes kam. Einige waren schon den Umzug am planen. Manche in die nächst größere Stadt, andere wiederum weiter weg. Die Zeiten, wo wir gemeinsam die Schulbank gedrückt haben waren vorbei.
Ich hatte mich bei verschiedenen Universitäten beworben und bin schließlich in Siegen geblieben und habe im Oktober 2012 mein Studium begonnen. Das Lernen ging also weiter. Nun hieß das Ganze nur Studium, Vorlesung, Skript, Prüfungsvorleistung und vorlesungsfreie Zeit anstatt Schule, Unterricht, Hausaufgaben und Ferien.
Die Zeit zwischen Schule und Uni ist kaum erwähnenswert. Es waren gerade mal 2-3 Monate, die teilweise geprägt waren von der Anmeldung an der Uni. Natürlich habe ich diese freie Zeit genossen, aber manchmal wünschte ich, sie wäre etwas länger gewesen. Streng genommen war es nämlich nur etwas verlängerte Sommerferien. Das Lernen ging danach nämlich weiter.

Wäre es anders gelaufen, wenn die Wehrpflicht weiterhin existiert hätte?

Ob nun die Wehrpflicht bzw. der Zivildienst etwas geändert hätte weiß ich nicht. Aus meiner heutigen Sicht wäre es vielleicht ganz gut gewesen, wenn ich Zivildienst geleistet hätte. Oder mir anderweitig ein halbes oder ein ganzes Jahr Auszeit von dem Lernstress genommen hätte.
Dabei wäre es wahrscheinlich auch egal gewesen, ob ich nun arbeiten gegangen wäre oder Zivildienst geleistet hätte. Wichtig dabei ist nämlich, dass man eine Zeit für sich hat. Eine Zeit, in der man nicht lernen muss, sondern die einem frei zur verfügung steht. Eine Zeit, in der ich mich einfach auf die Couch legen kann und nichts tun muss. In der ich einfach nur da liege, Musik höre oder der Fernseher läuft. Eine Zeit in der ich mir über alles mögliche und unmögliche Gedanken machen kann, oder auch keine. Eine Zeit, die ich auch mal kurzfristig verplanen kann, um sie mit Freunden zu verbringen.
Eine Zeit, in der man alles machen kann, aber nichts tun muss. Diese ist heutzutage ziemlich rar geworden. Aber eben diese Zeit brauchen wir um uns selbst zu entdecken, unsere eigene Persönlichkeit zu entwickeln und um zu erkennen, wer wir eigentlich sind.
Leider ist die Schulzeit auch heute noch sehr geprägt davon spät nach Hause zu kommen und dann noch Hausaufgaben zu machen. Da bleibt die Zeit für sich und seine Freunde oft auf der Strecke. Solange wie dem so ist, wäre der Zivildienst eine gute Alternative, um diese Zeit nachzuholen oder zu intensivieren.
Letztlich hätte ich gerne ein Jahr Pause gemacht und meinen Zivildienst abgeleistet. Aber es hieß immer, dass ich doch direkt zur Uni gehen sollte, was mir auch nach einiger Zeit logisch erschien. Aber manchmal trauere ich dem auch nach. Eine Zeit ohne große Verpflichtungen, ohne Lern- und Prüfungsstress wäre wohl ganz angenehm gewesen. Doch ich hörte auf meinen Kopf und nicht auf mein Herz.

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