Montag, 22. Dezember 2014

Die Kraft des Unbewussten

Wissen manche Menschen was sie tun?
Diese Frage schwirrt mir schon länger durch den Kopf. Sie scheint mir ein ständiger Begleiter zu sein. Sie ist immer in meiner Nähe. Auf sie kann ich mich verlassen.
Aber warum stelle ich mir diese Frage? Jeder Mensch weiß doch was er tut, er bekommt es schließlich live und in Farbe mit. Ich habe mich nun auch schon länger mit der Frage beschäftigen können und weiß, daran liegt es nicht. Es ist nicht das, was wir bewusst tun, sondern was sich im verborgen abspielt.
Wann haben wir beispielsweise das letzte mal darüber nachgedacht zu atmen? Wie macht das überhaupt, atmen? Welche Muskeln benötigen wir dazu?
Nur sehr sehr wenige werden die Antworten darauf kennen. Wir tuen es einfach und zwar unterbewusst. Ebenso verhält es sich beim Autofahren. Wir müssen nicht lange überlegen den Fuß anzuheben, rüber aufs Bremspedal zu legen und leicht runter drücken. Nein, wir sehen etwas näher kommen und bremsen automatisch ab. Wir tun also Dinge, die uns gar nicht bewusst sind. Erst wenn wir uns näher damit beschäftigen wissen wir, was wir da überhaupt tun.

Wissen manche Menschen was sie tun?
Nein, das tun sie nicht - jedenfalls nicht alles.
Ein Vortrag, ein Satz, sogar ein einzelnes Wort kann die Gefühlslage eines Menschen verändern. So kann ein Mensch innerhalb von Sekunden unglücklich und voller Trauer sein. Man kann ihm aber auch ein Lächeln in sein Gesicht zaubern. Letzteres ist wohl das Schönste was man tun kann. Mitansehen wie sich die Lachfältchen im Gesicht ausbilden. Die Mundwinkel gehen langsam nach oben. Die Augen öffnen sich leicht und strahlen einen an.
Ein solches Schauspiel mitzuerleben ist meist auch nicht viel von Nöten. Ein Mensch der verzweifelt ist freut sich schon, wenn ein anderer ihm nur zuhört und eventuell den ein oder anderen Rat gibt. Jemand der wenig bis keine Rückmeldung bekommt, freut sich über jedes Feedback. Vor allem wenn es positiv ausfällt. Einem einsamen Menschen reicht es schon ein paar Worte mit seinem Gegenüber zu wechseln, auch wenn es nur kurz über das Wetter ist.
Wie man sieht bedarf es nicht viel einen Menschen glücklich zu machen, ihm das Gefühl zu geben, dass man ihn wertschätzt. Leider geschieht es aber viel zu selten. Viel öfter sollte man sich die Zeit nehmen und für andere da sein. Ihnen zeigen, dass sie einem wichtig sind. Gerade heutzutage, wo wir uns in einer so schnelllebigen Welt befinden ist Zeit das wohl kostbarste Geschenk was man machen kann. Wie wäre es also anstatt jetzt noch die letzten Geschenke für Weihnachten zu kaufen, die Zeit anders zu nutzen. Warum nimmt man sich nicht eine Flasche Wein, legt sich auf die Couch und verbringt den restlichen Abend mit seinen Liebsten?
Mir würde ein solcher Abend jedenfalls zusagen.

Mittwoch, 17. Dezember 2014

Bildungsplan

Erst Baden-Württemberg dann Niedersachsen. Wer kommt wohl als nächstes? Welches Bundesland wird nun einen Bildungsplan vorstellen? Wer wird sich diesmal dagegen aussprechen?
Man weiß es nicht. Es steht aber fest, dass es passieren wird. Es wird immer eine Gruppe von Menschen geben, die gegen alles was neu ist sind. Menschen, die nie darüber nachdenken, was sie anderen antun.

Am Montag war es soweit, Hannover hat den Bildungsplan beschlossen. Mit diesem Beschluss wurde die Landesregierung dazu aufgefordert, die Vielfalt sexueller und geschlechtlicher Identitäten besser im Unterricht zu berücksichtigen.
Der Weg zu diesem Beschluss war aber nicht leicht. Einige Politiker sprachen ihre Bedenken aus, allen voran Karin Bertholdes-Sandrock (CDU). Sie fragte, ob es wirklich ein "Riesenproblem" sei, wenn sich die Schüler nicht outen könnten. Es wären schließlich nur ein bis zwei Prozent Homosexuelle unter den Schülern. Björn Försterling bejahte das Ganze, es sein ein "Riesenproblem". Mit 13 Jahren habe er gewusst, dass er schwul ist, habe sich aber erst 15 Jahre später, mit 28 Jahren getraut, sich zu outen. Dies liege u. a. daran, dass es keine Coming-Outs unter Schülern gab und auch keine Projekte wie SchLAu.
Viele Menschen habe Angst vor der "Frühsexualisierung" der Schüler. Sie glauben, dass es bald nur noch um Sexualkunde, Spermaschlucken und Analverkehr gehe. Im Unterricht würden verschiedene Stellungen des Kamasutra besprochen. Dies ist aber nicht der Fall. Im neuen Bildungsplan geht es lediglich darum Lebensvielfalt angemessen abzubilden und für mehr Akzeptanz zu sorgen.

Ein Neunjähriges Mädchen gab diesen herzlichen Brief
 an ihren Lehrer, nachdem er sich als
 Homosexuller outete.

Quelle: pic.twitter.com/JFfIRBnX4P
Wie dies gehen kann zeigt ein Grundschullehrer. Dieser fragte seine Schüler, während einer Anti-Mobbing-Woche, wer schonmal das Wort "schwul" als Beleidigung gehört habe. Fast alle meldeten sich. Daraufhin fragte er, wer Schwule als böse und falsch ansieht. Wieder ging fast jede Hand hoch. Nach Absprache mit dem Direktor outete sich der Lehrer vor seinen Schülern. "Sie sollten wenigstens eine schwule Person kennen und verstehen, dass Menschen über mich sprechen, wenn sie dieses Wort  benutzen", so der Lehrer.
Ein paar Tage später erhielt der Lehrer einen Brief von einer Schülerin: "Auch wenn Sie schwul sind, werde ich Sie immer noch genauso behandeln wie bisher. Ich denke über Sie noch genauso wie zuvor. Sie sind ein toller Lehrer", so beginnt der Brief der Neunjährigen. "Es war sehr mutig, dass Sie ein Geheimnis mit uns geteilt haben. Sie brauchen keine Angst zu haben, weil die ganze Klasse das genauso sieht wie ich. P.S.: Wir sind alle stolz auf Sie."
Beim lesen des Briefes schossen dem Lehrer die Tränen in die Augen. "Ich habe eine Menge Karten und Briefe im vergangenen Jahr bekommen, aber diesen werde ich für immer behalten."
Ein wunderschönes Beispiel wie man Schüler zu mehr Toleranz und Akzeptanz erziehen kann. Der Bildungsplan sieht eben nicht vor Sexualpraktiken zu erörtern. Es geht darum dem Ganzen ein Gesicht zu geben, den Schülern zu zeigen, dass es LGBT-Menschen gibt. Menschen wie du und ich - die gemeinsam mit einem Partner, ein glückliches Leben führen wollen.

Warum führen wir solche Diskussionen eigentlich? Ist es nicht vollkommen egal woher ein Mensch stammt? Ist es nicht egal welcher Kultur oder Religion er angehört? Welche Vorlieben ein Mensch hat? Warum gönnen wir manchen Menschen nicht ihr Glück?

Es ist doch egal, ob nun ein Mann oder eine Frau den Arbeitsplatz erhält. Die Hauptsache ist doch, dass die Arbeit erledigt wird. Ebenso ist die kulturelle oder religiöse Abstammung nicht wichtig. Das Jahr 2014 ist nun bald rum und wir haben es immer noch nicht geschafft den Menschen als Individuum zu betrachten. Einen Menschen eben nicht anhand von Vorurteilen zu beurteilen, sondern ihn als Mensch, als Individuum zu sehen. Wir urteilen viel zu schnell über Menschen.Wir sollten uns viel öfter darauf einlassen unser Gegenüber näher kennen zu lernen. Ich als deutscher will auch nicht ins Ausland und dort als Nazi beschimpft werden. Ebenso wenig wollen andere beschimpft und diskriminiert werden.

"Ab 2015 will ich keinen Menschen mehr, anhand von Vorurteilen, verurteilen." Wäre das nicht ein guter Vorsatz für das neue Jahr?

Samstag, 13. Dezember 2014

Weihnachten

Nun ist es wieder soweit. Weihnachten steht vor der Tür. Das Fest der Liebe. Wo man auch hinschaut, überall befindet sich Weihnachtsbeleuchtung. Alles wird festlich geschmückt. Bei dem einen mehr, bei dem anderen etwas weniger und dennoch überall gleich. Die Festtage wird man mit den engsten Verwandten verbringen. Der ganze Stress und der Trubel wird für einen Moment vergessen. Man ist glücklich nochmal beisammen zu sitzen und sich über alles mögliche zu unterhalten.

Weihnachten, das Fest der Liebe. Aber stimmt das? Ist diese Sichtweise noch zeitgemäß? Weiß überhaupt noch jemand warum wir Weihnachten feiern?
Manche werden jetzt sagen: "Natürlich weiß ich das." aber letztlich wird nur ein kleiner Teil es tatsächlich wissen. Für viele wird Weihnachten nur eines der Feste sein, wo man sich Geschenke macht. Der Trend beweist es. Die Geschenke werden immer größer und teurer. Man scheut weder Kosten noch Mühen. Das einzige was zählt sind die strahlenden Augen beim öffnen der Geschenke und zu sehen, dass man das Richtige besorgt hat.
An Heiligabend ist jeder froh. Der Stress hat endlich ein Ende. Tage, Wochen vorher ist man durch Einkaufszentren gerannt, um dieses eine Geschenk zu kaufen, was sich das Kind so sehr wünscht. Wie immer haben Kinder aber nicht nur einen Wunsch und so zieht man weiter um das nächste Geschenk zu suchen. Viel zu groß wäre die Enttäuschung, wenn das Kind nicht das bekommen würde, was es sich gewünscht hat. So wird auch diesmal wieder am Ende des Jahres der Umsatz der Geschäfte steigen, genau wie in den Jahren davor.

Weihnachten, das Fest der Liebe. Oder doch nicht?
Kinder bekommen all das geschenkt, was sie sich wünschen. Kein Geschenk scheint zu teuer. Kein Weg zu weit. Alles scheint möglich zu sein. Was vielen nicht bewusst ist, dass die Kinder so eine entscheidende Grundkompetenz nie erlangen. Sie werden nie oder erst sehr spät lernen mit Enttäuschungen zurecht zu kommen. Aber genau das wird jedem Menschen eines Tages widerfahren. Irgendwann wird für jeden der Zeitpunkt kommen, wo er enttäuscht wird. Besser wir lernen es schon im Kindesalter oder als Jugendlicher.
Alles was wir in diesem Alter erlernen hilft uns in unserem späteren Leben. Auch wenn wir mal nicht das bekommen, was wir wollen, so wissen wir dennoch, das deshalb nicht die Welt untergeht. Wir können dennoch so weitermachen wie bisher. Wir lernen mit Misserfolgen umzugehen. Es hat schließlich auch seine schönen Seiten, wenn wir nicht all das bekommen, was wir uns wünschen. So verbringen wir nämlich mehr Zeit mit unseren Liebsten. Wer weiß schon, ob diese Situation im nächsten Jahr wieder so sein wird?
Weihnachten ist eben doch nicht nur ein Fest der Geschenke. An solchen Feiern kann man auch vieles für das spätere Leben lernen. Es kommt eben nicht darauf an was mir Geschenkt wurde, sondern vielmehr das mir etwas Geschenkt wurde. Das sich ein Mensch hingestellt hat und überlegt hat, woran ich wohl Freude haben könnte. Der sich die Zeit genommen hat über mich nachzudenken und das jeweilige Geschenk zu besorgen. Das ist das schönste an dem Ganzen.

Mittwoch, 10. Dezember 2014

13-Jähriger outet sich bei seinem Freund

Dies wichtigste Stütze in unserem Leben sind unsere Freunde. Ihnen vertrauen wir unsere größten Geheimnisse an und wissen, dass sie dort sicher sind.
Eine Konversation zwischen zwei 13-Jährigen bestätigt dies. Einer von Ihnen offenbarte sein größtes Geheimnis. Die Reaktion darauf ist wunderschön.

Die große Schwester hat den SMS-Verlauf auf Twitter gepostet. Mit der Reaktion hat sie selbst aber nicht gerechnet. Ihr Tweet wurde 30.000 mal retweetet und fast 50.000 favorisiert. Aber seht es euch selbst an:


Als alles gesagt ist kommt die erlösende Antwort: "Wir sind seit drei Jahren befreundet. Wen kümmert es schon, was die Leute sagen werden? Du bist großartig und egal was passiert, ich bin froh, dass du mein bester Freund bist. Es gibt nichts, wofür du dich schämen musst. Als Bruder werde ich zu dir halten. Es ist nichts falsch daran, schwul zu sein, mein Freund."


Erstaunlich wie viel Größe und welch eine Reife ein 13-Jähriger besitzen kann. Manch ein Erwachsener hat diese noch lange nicht.

Sonntag, 7. Dezember 2014

Homophobie in der Schule


 
In letzter Zeit denke ich oft an meine Schulzeit zurück. Natürlich stelle auch ich mir die Frage: Was wäre wenn? Wäre ich heute jemand anderes? Wenn ja, wer wäre ich?
Solche Fragen sind immer schwer zu beantworten. Fest steht, dass man sie nie mit Gewissheit beantworten kann. Aber warum frage ich mich das?

Als Jugendlicher stellte ich fest, dass ich Gefühle für das gleiche Geschlecht hatte. Zunächst war das keine großes Problem, jeder hat schließlich mal eine solche Phase. Daher machte ich mir auch keine großen Gedanken darüber. Irgendwann werden sich schon Gefühle für das andere Geschlecht entwickeln. Dieser Zeitpunkt trat nie ein. 
Weder in der Schule noch zu Hause wurde das Thema Homosexualität angesprochen. Es war ein Tabuthema und niemand traute sich es anzusprechen. "Schwuchtel", "Homo", "schwul", all diese Worte galten für alles Negative. Auch ich benutzte sie. Ich hatte angst davor diskriminiert zu werden, als Außenseiter zu gelten. In meiner Klasse wurde ein Mitschüler gemobbt und ist schließlich von der Schule gegangen. Das wollte ich auf keinen Fall selber durchmachen. Ich zog mich aus dem Gesellschaftsleben zurück. Ich wollte nicht das jemand merkt, dass ich schwul war und schon gar nicht darauf angesprochen werden.

Inzwischen kann ich ganz gut mit meiner Homosexualität umgehen. Mir ist es egal, ob nun ein Fremder weiß das ich schwul bin oder nicht. Diese wissen schließlich nicht, was Schwule, Lesben und Transgender alles durchmachen müssen. Aber warum wird diese Gruppe in der Gesellschaft nicht anerkannt? Was ist so schlimm daran, dass sich zwei Menschen lieben?
Wie heißt es in dem Film Transcendence: "Der Mensch fürchtet sich vor dem, was er nicht versteht." Aber anstatt sich zu informieren und es wenigstens versucht zu verstehen, wird es tot geschwiegen. Die Ablehnung homosexueller Menschen kommt also von der puren Unwissenheit. Dabei kann man sich heutzutage so leicht informieren. Es gibt unzählige Internetseiten zum Thema Homosexualität. Manche Menschen werden ehrenamtlich tätig und kommen an Schulen, um die Jugendlichen aufzuklären. Es werden Seminare für alle Altersgruppen angeboten, und es wirkt. Die Zahl homophober Menschen ist gesunken. Immer mehr Leute tolerieren und akzeptieren Homosexuelle.

Aber wie sieht die Aufklärung an Schulen aus?
Meine Schulzeit liegt noch nicht lange zurück, daher kann ich mich noch gut daran erinnern. Nie wurde das Thema von einem Lehrer aufgegriffen. Letztlich musste ich mich selber mit dem Thema auseinandersetzen, worunter mein Selbstwertgefühl gelitten hat.
Auch heute scheint niemand das Thema Homosexualität anzusprechen. Dabei sollte es im Unterricht behandelt werden. Vor allem in Sexualkunde. Das Stillschweigen der Lehrer kommt nämlich einer Legitimation von Homophobie gleich. Jeder sollte sich das vor Augen führen und überlegen, ob er das will.

Freitag, 5. Dezember 2014

Schwul als Synonym für "scheiße"

Unsere Umgangssprache kreiert schonmal recht seltsame Umdeutungen von Worten. Wir alle benutzen solche Worte beinahe täglich, ohne uns große Gedanken darüber zu machen, was es tatsächlich bedeutet. Eines dieser Wort lautet "geil". Es steht eigentlich für sexuelle Erregung, aber unserer Umgangssprache hat daraus kurzer Hand ein Ausdruck für "toll" oder "super" gemacht.Eine weitere Bedeutungsänderung hat das Wort "schwul" genommen. Unter deutschen Jugendlichen gilt es als Synonym für "scheiße" oder für Dinge, welche nicht richtig laufen bzw. schlecht sind. Der leichtfertige Gebrauch des Wortes "schwul" hat dabei weitreichende Folgen. Die Gefühle von Homosexuellen werden verletzt. Viele Jugendliche trauen sich nicht offen zu ihrer Homosexualität zu stehen, weil sie Angst davor haben diskriminiert und ausgegrenzt zu werden. Wer Gefühle für das gleiche Geschlecht verspürt, reagiert verunsichert, wenn sich in der Sprache der Altersgenossen eine latente Homophobie erkennen lässt.

Sind es nur Jugendliche, die einen solchen Sprachgebrauch verwenden?

Leider nein. Auch unter Erwachsenen lässt er sich feststellen. So wird das Wort "schwul" auch gerne bei Werbeanzeigen verwendet. Die rheinlandpfälzische Stadt Zweibrücken kam um einen solchen Skandal nicht herum. In einem Schülerkalender wollte die Stadt Jugendliche vor dem übermäßigen Alkoholkonsum warnen. Dagegen ist erstmal nichts einzuwenden, allerdings war die Herangehensweise falsch gewählt. Die Stadt warnte vor dem übermäßigen Alkoholkonsum mit dem Slogan: "Nüchtern cool, saufen schwul". Nach der Empörung des LSVD und dem Bericht von Zeit online zog die Stadt Zweibrücken die Kalender zurück.Diese Kampagne ist leider kein Einzelfall. Auch die Werbeagentur "Scholz&Friends" hat sich ein solches Fauxpas geleistet. Diese Agentur sollte für die Steakhouse-Kette Maredo ein Plakat entwerfen. Ein Entwurf hatte folgende Aufschrift: "Tofu ist schwules Fleisch". Auf der Homepage der Steakhouse-Kette wurde sofort Stellung genommen. Darin nahm man Abstand von der Kampagne. Dennoch bildete sich ein Online-Protest auf Twitter. Prominente Unterstützung bekam der Protest von Volker Beck.

Es ist schwer zu verstehen, mit welcher Arglosigkeit viele Menschen das Wort “schwul” für alles Negative verwenden. Sogar bei einer öffentlichen Kampagne. Es zeigt, dass in unserer Gesellschaft immer noch das Bewusstsein fehlt, dass Lesben und Schwule großer Diskriminierung ausgesetzt werden.

Diskriminierung hat in der Öffentlichkeit nichts zu suchen. Weder Frauen, noch Ausländer noch andere sozialen Gruppierungen unserer Gesellschaft gehören im 21. Jahrhundert in der Öffentlichkeit verbal diskreditiert. Auch wenn das Wort “schwul” in der Jugendsprache akzeptiert ist , sollte es nicht in den allgemeinen Sprachgebrauch einziehen. Es Aufgabe der Erziehung, homphobes Vokabular zu sanktionieren. Da fehlt der Gesellschaft anscheinend aber noch das Gespür, das bei anderen Worten schon vorhanden ist. 
Das Wort “Neger”, welches abfällig für Schwarze verwendet wurde ist mittlerweile in weiten Teilen der Bevölkerung als diskriminierend akzeptiert und wurde sogar aus neueren Übersetzungen von Pipi Langstrumpf entfernt. So schwer ist es also gar nicht. Denn Diskriminierung fängt schon bei der Sprache an.

Montag, 1. Dezember 2014

Menschen wie dich braucht die Welt

     Ein Fall den die ganze Nation bewegt. Tuğçe A. wäre am Freitag 23 Jahre alt geworden. Doch diesen besonderen Tag und all die besonderen Tage darauf hat sie nie erleben können.

     Es ist der 15. November 2014. Der Tag der das Leben der Studentin maßgeblich verändern wird. Sie ist in einem Schnellrestaurant. Dort erkennt sie, dass zwei Mädchen von Männern belästigt werden. Sie zögert nicht lange und eilt den beiden Mädchen zur Hilfe.
     Als Tuğçe wieder aus dem Lokal herausgeht, geschieht das Unfassbare. Sie wird selbst zum Opfer. Die Männer, die eben noch die beiden Mädchen aus dem Lokal belästigt haben, schlagen nun auf die 23-Jährige ein. Diese kann sich nicht mehr auf den Beinen halten und fällt auf das Pflaster des Parkplatzes. Sie fällt ins Koma, aus dem sie nie wieder erwachen wird.

     Am vergangenen Freitag dann die erschreckende Botschaft. Der Hirntod wurde festgestellt. Tuğçe hat es nicht geschafft. Rund 1500 Menschen versammelten sich vor der Klinik, um sich von der Studentin zu verabschieden.
     Zwei Tage später wurden dann die lebenserhaltenden Maßnahmen beendet. In Berlin trafen sich ca. 150 Menschen, um an Tuğçe und ihrer Zivilcourage zu erinnern. "Menschen wie dich braucht die Welt" oder "Unsere Heldin" stand auf verschiedenen Schildern.
     Auch nach dem Tod der Studentin hilft sie noch anderen Menschen. Drei Ärzteteams entnahmen ihr mehrere Organe, nachdem die lebenserhaltenden Geräte abgeschaltet worden waren.

     Die Polizei hofft nun auf weitere Zeugen. Ein 18-Jährige sitzt bereits in Untersuchungshaft. Er soll einer der Angreifer gewesen sein. Gegen ihn wird wegen Körperverletzung mit Todesfolge ermittelt.
     Die genaue Todesursache steht noch nicht fest. Bisher ist noch unklar, ob die 23-Jährige durch den Schlag tödlich verletzt wurde oder durch den Aufprall auf das Pflaster des Parkplatzes. Eine Obduktion des Leichnams soll Gewissheit bringen.

Der Bundespräsident teilte mit, dass die Vergabe eines Verdienstordens geprüft werde. In einem Beileidsschreiben an die Familie betonte Gauck nach Angaben des Präsidialamts, die junge Frau habe "unser aller Dankbarkeit und Respekt verdient". Sie werde immer ein Vorbild bleiben. "Wo andere Menschen wegschauten, hat Tuğçe in beispielhafter Weise Mut und Zivilcourage bewiesen."

Dienstag, 25. November 2014

Zwischen Shopping-Queen und Wirklichkeit

Homosexuelle Männer stehen vor allem auf Themen wie Mode, Lifestyle und Gesundheit. Sie sollen sogar teurer und exzessiver konsumieren. Doch stimmt das tatsächlich? Kann man das Bild des konsumsüchtigen Schwulen einfach so in die Realität übertragen?
Einige Schwule können mit den klassischen “schwule Marken” nicht viel anfangen. Für diese Kunden zählen andere Markeneigenschaften, die man vielleicht nicht unbedingt erwartet hätte. Eine Chance für Unternehmen, die ihre klassischen Käuferschichten nicht unbedingt unter homosexuellen Männern vermutet haben.
Es gibt leider nur wenige Studien, die sich mit dem schwulen Konsumenten befassen und dessen Kaufgewohnheiten sowie sein soziales Umfeld beleuchten. Es gibt allerdings eine Studie aus dem Jahr 2001. Sie versucht Schwule in Typen einzuteilen und erinnert stark an die  Sinus Milieus, welche die Menschen nicht alleine nach soziodemografischen Merkmalen, sondern nach Interessen und Gewohnheiten einordnet.
Ergebnis der Studie ist, dass der schwule Konsument generell nicht in einer feste Kategorie einzuordnen ist. Nach der Studie lassen sich schwule Konsumenten in fünf unterschiedliche Kategorien einordnen. Damals haben 822 schwule Männer im Alter von 16 bis 49 Jahren an der Studie teilgenommen und wurden zu ihrem Kaufverhalten befragt.
hedonistisch und trendorientiert (20 Prozent der Umfrageteilnehmer):
Wie der Name vermuten lässt, ist dieser Konsumtyp eher spaßorientiert und trendbewusst. Demnach interessiert es sich stets für die neuste Mode und kauft streng nach Marke ein. Marken wie Abercrombie & Fitch oder Apple werden diesen Typen mehrheitlich ansprechen. Dabei gibt er überdurchschnittlich viel Geld für Lifestyle und Mode aus. Trotz seines höheren Haushaltseinkommens achtet dieser Konsumententyp durchaus auch auf den Preis. Typ 1 achtet darüber hinaus sehr auf sein äußeres Erscheinungsbild, ist tendenziell eher Single extrovertiert, kommunikativ wie auch internetaffin. Die klassische Facebook oder Gayromeo-Zielgruppe. Diesen Typ könnte man als das klassische Klischee beschreiben, das viele von Schwulen im Kopf haben, bzw. auch aus Marketingperspektive man als “Early-Adopter”.

suchend und convenience-orientiert (15 Prozent):


Fast-food. Der convenience-Typ ist bequem und zurückhaltend, wobei man ihn nicht als unkommunikativ beschrieben kann.


Typ 2 ist eher jung (wobei nicht genau beschrieben wird was unter jung zu verstehen ist), interessiert sich aber wenig für Mode und Marken. Außerdem hat er ein eher gering ausgeprägtes Gesundheits- und Körperbewusstsein. Auch die eigenen vier Wände pflegt er nicht übermäßig. Er verfügt über ein geringeres Haushaltseinkommen und bevorzugt daher eher günstige Pflegeprodukte wie auch

markenbewusst und karriereorientiert (21 Prozent):

Das Markenbewusstsein dieses Typus ähnelt sehr stark dem hedonistisch und trendorientiertem Typus,. Allerdings ist dieser Typ nicht ganz so offen neuen Trends gegenüber eingestellt. Werte wie Stil oder Eleganz sind für diesen Typen wichtiger als die aktuellsten Trends. Er verfügt über ein sehr hohes Einkommen und konsumiert viel. Auch für diesen Typ haben Körperpflege und Gesundheit einen hohen Stellenwert. Der Beruf und die Karriere sind diesem Typen wichtiger als sein Privatleben.

konventionell und häuslich (21 Prozent):

Dieser Typus ist in den Augen der Gesellschaft eher untypisch, denn für Mode hat er kaum etwas übrig. Er besitzt eine sehr schwaches Marken- und Trendbewusstsein und legt kaum Wert auf sein Aussehen. Sein Haushaltseinkommen ist vergleichsweise gering. Dementsprechend gibt er relativ wenig für Konsum aus. Er verhält sich eher zurückhaltend, ist weniger kommunikativ als die anderen Typen und hat kein ausgeprägtes Interesse am Internet.

preisbewusst und intellektuell (23 Prozent):
Auch dieser Typ hat keine ausgeprägte Mode- oder Markenaffinität. Sein Kaufverhalten ist eher spontan. Günstige Preise sind ihm besonders wichtig, daher sind seine Konsumausgaben, trotz des durchschnittlichen Einkommens eher gering. Im Vergleich zu allen anderen Typen ist eher ein leidenschaftlicher Gastgeber und verreist überdurchschnittlich oft. Er verfügt über eine mittlere bis hohe formale Bildung und lebt häufig in einer Partnerschaft. Auch der Anteil an Selbständigen ist bei diesem Typen vergleichsweise hoch.


Die Grenzen zwischen den einzelnen Typen ist natürlich fließend, dennoch lassen sich daraus einige interessante Erkenntnisse ableiten. Zum einen unterscheiden sich Schwule in ihrem Freizeit- und Konsumverhalten untereinander deutlich, weswegen man nicht von dem schwulen Konsumenten sprechen kann. Generell haben Schwule durchschnittlich eine höhere Formalbildung, eine höheres Haushaltseinkommen wie auch ein stärkeres Mode- und Gesundheitsbewusstsein als heterosexuelle Konsumenten. Dennoch sind Schwule nicht klar auf bestimmte Produkte einzuordnen. Die Typologie zeigt anschaulich, dass die einzelnen Typen maximal ein Fünftel der schwulen Käuferschicht ausmachen. Das Bild des extrovertierten, trendbewussten Schwulen, der im Monat viel Geld für Lifestyle und Mode ausgibt trifft gerade mal auf 20 Prozent der Befragten zu. Dieser Typus ist im Vergleich zu allen anderen Typen in der Öffentlichkeit besonders sichtbar.
Dennoch sollten auch andere Marken, aus dem Gartenbau z.B. die Schwule Community nicht aus den Augen verlieren, da 21 Prozent der Befragten dem konventionellen und häuslichen Typ zuzuordnen sind. Eine positive Positionierung in diesem Bereich, kann Unternehmen neue, solvente Käuferschichten gewinne.
Insgesamt ist der schwule Käufer noch nicht wirklich gut erforscht. Neuere Untersuchungen könnten diese Typologie kritisch durchleuchten und gegebenenfalls anpassen. Erfolgreiche Kommunikation baut nämlich auf einer gründlichen Forschung auf.

Donnerstag, 20. November 2014

Das Coming Out

Was ist das eigentlich? Was ist so schwer daran? Wieso ist ein Coming Out so wichtig? Warum leugnen wir lange Zeit unsere Homosexualität?
Das Coming-out erfolgt in der Regel in zwei Schritten. Zu erst kommt das sogenannte innere Coming Out und dann der Schritt an die Öffentlichkeit, dem äußeren Coming Out.
Das innere Outing beschreibt die Phase der Selbstfindung. In dieser Zeit setzt sich jeder intensiv mit seiner Identität auseinander, lehnt sie zunächst ab und verzweifelt an sich bis man das eigene Ich endlich akzeptiert. Ich selbst habe für diesen Schritt sehr lange gebraucht! Ich wollte so sein wie alle anderen auch. Ich hatte Angst davor diskriminiert zu werden und ein Außenseiter zu sein. Daher hat es bei mir auch besonders lange gedauert, bis ich zu meiner Identität stehen konnte. Aktuelle Studien haben ergeben, dass das Selbstmordrisiko bei homosexuellen Jugendlichen vier bis sieben mal höher ist als bei heterosexuellen gleicher Altersstufe.
Nach dem inneren Outing folgt das, was die Gesellschaft allgemein unter dem Coming Out versteht. Das öffentliche Bekenntnis zur Homosexualität. Dieser Schritt ist nochmals schwierig. Im Vergleich zum inneren Coming Out ist die Akzeptanz des eigenen Ichs um ein vielfaches schwieriger als an die Öffentlichkeit zu gehen. Auch wenn die Schwierigkeiten eines Outings davon abhängen, in welchem Umfeld man lebt.
In einem liberal geprägtem Umfeld fällt es natürlich deutlich leichter sich zu guten als in einem konservativen Umfeld. Letztlich kommt es aber nicht darauf an, wer alles von eurer Homosexualität weiß. Egal ob ihr es im Job unter Verschluss haltet, es einigen Freunden verheimlicht oder vor den Eltern versteckt, die Akzeptanz von euch selbst ist das wichtigste bei eurem Outing.

Wer sich heutzutage outet hat es definitiv leichter als noch vor 30 Jahren. Dennoch ist “Schwule Sau” das häufigste Schimpfwort auf deutschen Schulhöfen und nicht nur dort müssen Homosexuelle Diskriminierung fürchten. Mittlerweile ist „Schwul“ zum Synonym für “scheiße” geworden. Wie häufig homosexuelle Beschimpfungen stattfinden, zeigt sich auch im Internet. Diese Internet-Initiative zählt die Häufigkeit aller schwulenfeindlichen Beschimpfungen, die über Twitter geteilt werden. Sekündlich tauchen neue Tweets mit homophobem Inhalt auf. Es ist also auf keinen Fall selbstverständlich zu seiner Sexualität zu stehen. Dieser Schritt erfordert Mut und eine große Portion Selbstvertrauen.

Dieser Artikel ist nur sehr kurz gehalten und behandelt das Thema auch nur sehr oberflächlich. Dennoch wird er vielleicht dem ein oder anderen unter euch helfen. Jeder hat das Recht seine Persönlichkeit frei auszuleben, egal ob schwul, lesbisch, bi oder hetero. Vielleicht verstehen manche jetzt auch, warum wir so einen großen Wind um dieses Coming Out machen. Warum wir irgendwann voller Stolz an die Öffentlichkeit gehen und es verkünden.

Mittwoch, 19. November 2014

Toleranz

Die ARD hat es zum Thema der Woche gemacht. Toleranz. Aber was ist das eigentlich?Wann sind wir Menschen tolerant? Wann ist es eine Scheiß-egal-Haltung? Wann sind wir intolerant?

Bevor die Themenwoche überhaupt angefangen hatte, haben sich schon einige über die Herangehensweise der ARD an das Thema Toleranz, beschwert. Die Plakate, welche eigens für die Themenwoche angefertigt wurden seien nicht zeitgemäß. Die ARD würde selber nicht tolerant sein. Es brach ein wahrer Shitstorm über die ARD herein.
Nun läuft die Themenwoche schon einige Tage. Ich selbst habe mir den ein oder anderen Beitrag angesehen. Manchmal war ich geschockt über die Meinungen anderer. Manchmal aber auch ganz froh, wie tolerant doch manche Menschen tatsächlich sind.

Unter dem Begriff Toleranz scheint jeder etwas anderes zu verstehen. In den einzelnen Beiträgen der ARD kam bisher immer die Frage auf "Was ist eigentlich Toleranz?"

Nach Wikipedia wird Toleranz wie folgt erklärt:
Toleranz oder auch Duldsamkeit ist allgemein gesagt das Gelten- oder Gewährenlassen fremder Überzeugungen, Handlungsweisen und Sitten. In der Umgangssprache wird es aber häufig auch in Verbindung mit der Anerkennung einer Gleichberechtigung gebracht.

Ein toleranter Mensch duldet also die Ansichten, Sitten und Gebräuche anderer Völker und Kulturen. Er akzeptiert, dass es auch Menschen gibt, die ein anderes Weltbild vertreten.
Die Fragen die ich mir dabei stelle sind: "Wo beginnt Toleranz und wo endet sie?" sowie "Nehmen wir manchmal nicht auch eine Scheiß-egal-Haltung ein?"

Jeder Mensch, jedes Dorf, jede Stadt, jede Region, jedes Land hat eine Geschichte. Eine Geschichte die von Generation zu Generation weitergetragen wird. Über manche Ereignisse spricht man gern und viel. Andere verschweigt man lieber und behält sie für sich. Jede Geschichte hat nunmal eine gute und eine schlechte Seite. Dennoch müssen sie alle erzählt und weitergegeben werden.
Was nützt mir die Erkenntnis ganzer Generationen, wenn sie nicht an mich weiter gegeben wird? Wie soll ich mir eine eigene Meinung bilden können, wenn mir Informationen vorenthalten werden? Wie soll ich einem Menschen, einer Gruppe, einem Volk gegenübertreten, wenn ich kaum etwas zu deren Kultur und Sitte weiß?
Eine Möglichkeit wäre mit diesen Leuten nicht in Kontakt zu treten. "Solange ich meine Ruhe habe und mein Leben so weiter leben kann wie bisher, ist alles in Ordnung", so scheint die Devise. Ich nehme also die berühmte Scheiß-egal-Haltung ein. Mir ist nur wichtig, dass ich so weiter leben kann wie bisher. Wie sich diese Menschen dabei fühlen interessiert mich nicht.

Ist das der richtige Weg? Menschen aufgrund ihrer Herkunft, ihrer Kultur, ihrer Religion auszugrenzen? Zu sagen: "Du kannst hier wohnen, aber lass mich bitte mein Leben so leben wie ich will." Ist das Toleranz?
Wie viel weiß ich über die Gruppe, über dieses Volk, über die Religion, dass ich mir ein Urteil erlauben darf?
Dem ein oder anderen werden bestimmt Dinge einfallen. "Man kennt das doch aus den Nachrichten", "Man hört da doch immer wieder von", "Der Bruder einer Bekannten meines Schwagers väterlicherseits hat ... als Nachbarn, da herrscht immer Streit". Solche Sätze wird jeder kennen. Aber wie gut kennt mein Gegenüber denn nun tatsächlich diese Menschen? Gut? Sehr gut? Oder vielleicht doch eher gar nicht?
Wir stützen unsere eigene Meinung also auf die anderer. Irgendwo auf der Welt gibt es eine Person die Streit mit ihrem Nachbar hat und dieser auch noch zufällig genau dieser Gruppe angehört. Allein an dieser Tatsache machen wir fest, dass alle diese Menschen so sein müssen. Wir denken gar nicht erst daran, dass es vielleicht anders sein könnte. Wir tuen hunderten, tausenden, vielleicht sogar Millionen von Menschen unrecht, weil wir uns nicht genug informieren. Wir stützen unsere Meinung eher auf ein Klischee, als das wir uns informieren würden. Wir grenzen ganze Gruppen und Völker aus der Gesellschaft aus, weil wir angst vor dem unbekannten haben.

Ist das Toleranz?
Wohl eher nicht. Man sollte seine eigene Meinung nie auf die anderer stützen. Ebenso sollte man  das Klischee-Denken immer hinterfragen. Natürlich müssen die Klischees irgendwo herkommen, aber ob das tatsächlich die breite Masse betrifft ist immer fraglich.
Tolerant zu sein bedeutet eben nicht Menschen in Schubladen zu stecken, sondern jeden einzelnen als Individuum zu sehen. So fällt es leichter auf einen Menschen zu zugehen und mehr über seine Kultur, Religion oder Herkunft zu erfahren. Vielleicht lernt man so auch mal die Kehrseite der Medaille kennen.

Dienstag, 11. November 2014

ARD Themenwoche (Toleranz)



Am kommenden Samstag startet die ARD ihre Themenwoche über Toleranz. Diese beginnt am 15.11.2014 und endet am 21.11.2014. Natürlich wurde das ganze auch entsprechend beworben.




Oben seht ihr die Plakate, die extra für diese Themenwoche konzipiert wurden. Zugegeben sie sind sehr provokant. Aufgrund dieser Plakate hat sich auch ein Shitstorm im Internet zugetragen. Viele sind empört über die Denkweise, die hinter der Themenwoche zu stecken scheint: "Wie viel Toleranz will die Mehrheit der Gesellschaft Minderheiten gewähren".
Die Themenwoche genau auf diese Aussage zu kürzen ist falsch. Am Samstag wird es ein Talk mit Matthias Matussek geben. Das Thema lautet “Was müssen wir uns gefallen lassen – was nicht? Der Tanz um die Toleranz”. Matussek gehört nun nicht zu denjenigen, welche homo-freundlich sind. Er ist vor einiger Zeit mit provozierenden homophoben Äußerungen aufgefallen. Dadurch werden Schwule und Lesben zu Menschen zweiter Klasse gemacht. Ebenso gehen Rechtspopulisten/radikale vor, wenn sie über Ausländer sprechen. Solch ein Gedankengut wird zurecht im öffentlich-rechtlichen Fernsehen nicht gezeigt. Wieso werden dann Homophobe Äußerungen zugelassen?

Ein Fehler ist es auf jeden Fall die gesamte Themenwoche der ARD auf diese Talkshow zu verkürzen. Aber auch die Werbeplakate sehe ich als wenig kritisch an. Klar sind sie provokant formuliert, dagegen kann man nichts sagen. Sie alle werfen die Fragen auf, die in der Gesellschaft immer noch diskutiert werden. Die Plakate sollen daher wohl eher zum nachdenken anregen. Zudem lassen sie keine Rückschlüsse auf die Meinung der ARD zu diesem Thema zu.

Es ist wohl am Besten, wenn man die Themenwoche erst einmal abwartet. Letztlich werden genau die richtigen Fragen gestellt. Die Werbung hat jetzt schon ganze Arbeit geleistet. Die Menschen reden über das Thema Toleranz und machen sich ihre Gedanken dazu. Ich werde diese Themenwoche jedenfalls gespannt verfolgen.

Wie sieht es mit euch aus? Was haltet ihr von den Plakaten? Wie Tolerant seid ihr eigentlich?
Schreibt es mir in die Kommentare. Bin schon gespannt auf eure Meinungen.

Freitag, 7. November 2014

Was brauchen Kinder wirklich?

In der letzten Stern-Ausgabe (Nr. 45, erschienen am 30.10.2014) lautete das Titelthema „Lieb & teuer – was Kinder heute kosten – und was sie wirklich brauchen“. Ich hatte in der vergangenen Woche leider etwas Stress und habe den Artikel erst sehr spät lesen können. Er hat mich zum nachdenken angeregt, weshalb ich mich auch entschied selber etwas zu verfassen.

Ich selbst habe leider keine Kinder die ich befragen könnte. Ich kann mich aber noch gut an meine eigene Kindheit erinnern, so alt bin ich schließlich noch nicht. Ich selber gehöre zu denjenigen, welche eine frühkindliche Erziehung genossen haben. Ich hatte Klavier- und Klarinettenunterricht, jeweils ca. 6-7 Jahre und Schlagzeugunterricht nochmals etwa 3 Jahre lang. Ich ging auf eine Privatschule und wurde auch sonst immer an verschiedenen Kursen angemeldet zu denen ich eigentlich keine Lust hatte. Jonglieren, Diabolo spielen, Judo, Ergotherapie. Alles Kurse die ich für eine Zeit besucht habe, obwohl ich sie nicht machen wollte. Wenn ich einen Kurs mal länger nicht besucht habe, wurde ich bestraft. Die Bestrafung war meist Instrumente üben oder Zimmer putzen, da ich auch diese Sachen nicht immer gerne tat.

War nun diese Erziehung hilfreich? Würde ich meine Kinder genau so fördern?
Jein. Wenn ich heute auf meine Erziehung zurückblicke kann ich froh sein, dass meine Eltern so viel Geld für mich ausgegeben haben. Sie wollten immer nur das Beste für mich, aber erst heute erkenne auch ich, wie sehr ich immer gefördert wurde. Erst wenn man die verschiedenen Kindheiten der Freunde und Bekannten kennt, sich  einmal hinsetzt und sie vergleicht, erst dann fallen einem die Unterschiede auf. Bis zu diesem Zeitpunkt nimmt man alles als selbstverständlich hin, aber dies ist nicht der Fall. Allein schon die Tatsache eine besondere Schulausbildung oder einer außerschulischen Aktivität nachzugehen ist schon etwas Besonderes. Genau wie die eigenen Kinder. Es sind die Menschen, welche wir immer lieben werden. Es ist uns egal wie sie aussehen oder welche Charakterzüge sich entwickeln. Auch in der Pubertät, wo man sich vielleicht tagelang nur streitet und man sich nicht versöhnt. Unsere Kinder sind und werden immer ein Teil von uns sein und sollten immer besonders behandelt werden.

Aber was ist eine besondere Behandlung? In wie weit sollte man ein Kind fördern? Wann ist es vielleicht sogar zu viel?
Früher war es etwas Besonderes schon vor der Schulzeit bis hundert zählen zu können oder gar das Alphabet aufsagen zu können. Wenn man heute manchen Eltern zuhört was ihre Kinder alles können, fragt man sich manchmal, ob sie überhaupt noch eine schulische Ausbildung brauchen. Zweisprachig aufwachsen gehört da bei manchen schon zur Grundausbildung. Ebenso die musikalische Ausbildung. Heutzutage zählt nur noch die Leistung die ein Kind erbringt und nicht mehr der Mensch dahinter. Kinder sind zum Statussymbol geworden. Je mehr diese können, desto angesehener ist auch die Familie. Ob nun die Kinder darunter leiden ist zweitranging. Je mehr, desto besser, so lautet die Devise. Und unsere Kinder? Die müssen darunter leiden.

Wir leben in einer Gesellschafft, wo man sich nicht um die Bedürfnisse seiner Mitmenschen kümmert sondern nur noch die Leistung des einzelnen an sich zählt. Viele Menschen gehen daran kaputt. Ihre Denkweise ist so eingefahren, dass sie sich selbst nur noch nach ihrer Leistung beurteilen und mit anderen vergleichen. Der Kontakt zu anderen Menschen bricht nach und nach ab, weil für sie die Arbeit oberste Priorität hat. Die Angst zu versagen steigt ins Unermessliche. Das Selbstwertgefühl sinkt. Die Folge: eine soziale Phobie, die manchmal zu Depressionen oder sogar bis hin zum Suizid führt.

Wollen wir das? Wollen wir, dass unsere Kinder eines Tages aufstehen und Angst haben mit anderen Menschen in Kontakt zu treten?
Ich jedenfalls nicht. Ich brauche keine Kinder, die fünf Sprachen fließend beherrschen oder Beethovens Nr. 5. auswendig spielen können. Ich möchte, dass meine Kinder fröhlich durch die Welt gehen können. Die einem Hobby nachgehen, weil es ihnen spaß bereitet und nicht weil sie es müssen. In ihrer Selbstfindungsphase sollen sie den Freiraum bekommen, den sie brauchen. Dies ist nämlich die wichtigste Phase im ganzen Leben. Egal was meinen Kindern auch auf dem Herzen liegt und sie bedrückt, sie werden bei mir immer auf ein offenes Ohr stoßen. Egal welches Problem sie auch haben werden, gemeinsam werden wir eine Lösung erarbeiten und werden diesen Weg gemeinsam beschreiten. Meine Kinder werden bei mir immer willkommen sein, egal was zwischen uns vorgefallen sein mag. Sie sollen mir alles anvertrauen können und wissen, dass ich es zum Best gehüteten Geheimnis der Menschheit machen werde. Sie sollen sich bei mir einfach geborgen fühlen und immer wieder gerne nach Hause kommen.

Was brauchen Kinder wirklich?

Wir leben in einer Welt, wo der Mensch nur nach seiner Leistung beurteilt wird. Leider ist dass auch innerhalb der Familie so. In immer mehr Familien gehen beide Elternteile arbeiten, um mehr Geld zur Verfügung zu haben. Nur so kann man den Kindern ihre Freizeitaktivitäten finanzieren. Das Familienleben bleibt dabei meist auf der Strecke. Ein Kind braucht nicht mehrere Instrumente spielen zu können. Es muss auch nicht wer weiß wie viele Sprachen fließend sprechen können. Ein Kind braucht Freizeit. Es braucht eine Zeit, die es frei zur Verfügung hat. In dieser Zeit trifft es sich mit seinen Freunden, liest ein spannendes Buch, hört Musik oder ist in den diversen sozialen Netzwerken unterwegs. Es braucht einfach einen Rückzugsort, wo es nicht nach seiner Leistung beurteilt wird, sondern so respektiert und akzeptiert wird, wie es ist. Welcher Ort würde sich dafür schon besser eigenen, als die eigene Familie?

Dienstag, 4. November 2014

Sterbehilfe ja oder nein?

Eine Frage die nach dem aktuellen Fall in den USA wieder auflodert. Wann ist es Mord? Wann ist es Hilfe? Jeder ist anderer Meinung. In fünf US-Bundesstaaten ist die aktive Sterbehilfe bisher erlaubt. Einer dieser Staaten ist Oregon, wo die Familie Maynard wohnt.


Die Sterbehilfe-Organisation „Compassion & Choices“ bestätigte den Tod der 29-Jährigen. Sie habe wie geplant am Samstag tödliche Medikamente eingenommen und starb friedlich in ihrem Schlafzimmer in den Armen ihrer Liebsten. 

Am Samstag hat sich die 29-Jährige Brittany Maynard wie angekündigt das Leben genommen. Die junge Frau litt an einem aggressiven Gehirntumor. Die behandelten Ärzte gaben ihr im April diesen Jahres noch genau sechs Monate zu Leben. Nach dieser Diagnose zog die Amerikanerin mit ihrer Familie nach Oregon. In diesem US-Bundesstaat ist es erlaubt Sterbehilfe zu leisten. Die letzten Wochen und Monate verfasste Maynard mehrere Video-Botschaften in denen sie sich für die aktive Sterbehilfe einsetzte. Diese bewegenden Videos wurden millionenfach im Internet angeklickt.

Bis zuletzt war jedoch unklar, ob sich die Amerikanerin tatsächlich das Leben nehmen wolle. Am Donnerstag veröffentlichte sie noch ein Video und verkündete wie viel Freude sie noch am Leben empfinde. Gleichzeitig bereite ihr die Krankheit aber auch große Schmerzen und schränke sie immer mehr ein.

„Lebt wohl, alle meine lieben Freunde und Familie, die ich liebe. Heute ist der Tag, den ich ausgewählt habe, um in Würde zu sterben - angesichts meiner schrecklichen Krankheit, diesem furchtbaren Gehirntumor, der so viel von mir genommen hat ... mir aber noch mehr nehmen würde. Die Welt ist ein wunderschöner Ort, das Reisen war mir der beste Lehrer, meine engen Freunde und meine Familie haben mir alles gegeben. Selbst jetzt, während ich dies schreibe, habe ich einen Kreis von Unterstützern an meinem Bett. Lebe wohl, Welt. Verbreitet positive Energie. Tut Gutes.“ So lautete ihre letzte Botschaft über Facebook. Danach ist sie seelenruhig in den Armen ihres Mannes eingeschlafen. 

„Eines Tages wird das Leben vor deinen Augen aufblitzen, sorge dafür, dass es sehenswert ist“, lautet die Überschrift des auf ihrer Website veröffentlichten Nachrufs. Maynard habe sich entschieden, angesichts einer schrecklichen, schmerzhaften und unheilbaren Krankheit eine gut durchdachte Entscheidung zu treffen und mit Würde zu sterben, heißt es darin.

Sterbehilfe ja oder nein? Wie weit dürfen Mediziner gehen?

Auch ich habe mir des Öfteren Gedanken über dieses Thema gemacht. In meinem Bekanntenkreis gab es zwei Menschen, die an Krebs gestorben sind. Beide habe ich immer als Lebensbejahende Personen wahrgenommen. Bei beiden hatte man bis kurz vor dem Tod nie den Eindruck gehabt, dass sie unter ihrer unheilbaren Krankheit leiden würden.

Eine dieser Personen hat jeden Tag gekämpft und gekämpft und so schließlich ganze fünf Monate länger gelebt, als es die Ärzte vorhergesagt haben. Eine Zeit voller Höhen und Tiefen. Gerade in den letzten Wochen ging es nur noch darum, dass sie nicht erstickt sondern an Multiorganversagen sterbe. Als ich sie etwa eine Woche vor ihrem Tod sah, habe ich sie kaum wiedererkannt. Im ersten Moment dachte ich sie sollte doch besser wieder nach Hause oder ins Krankenhaus fahren und nicht diese gesellige Runde stören. Doch dann merkte ich, dass es die Patentante meiner Schwester war. Wie ich später erfahren habe, hat sie sich aus dem Krankenhaus entlassen, nur um bei der Konfirmation ihres Patenkindes dabei zu sein. 

Sterbehilfe ja oder nein? Ich bin mir selber nicht ganz im Klaren darüber. Auf der einen Seite weiß ich, wie sehr die betroffenen Personen unter ihrer Krankheit leiden. An manchen Tagen wünscht man sich die aktive Sterbehilfe, weil man den geliebten Menschen nicht mehr leiden sehen kann. Auf der anderen Seite möchte man aber auch nicht diesen Menschen verlieren. Einen Menschen der immer für einen da war, sowohl in guten als auch in schlechten Zeiten. Ich könnte wahrscheinlich selbst nicht damit leben, wenn ich über Leben und Tod eines Menschen entschieden hätte. Die Vorwürfe eventuell einen Fehler gemacht zu haben. Einem Menschen vielleicht ein paar Tage seines kostbaren Lebens genommen zu haben. Für mich eine grauenvolle Vorstellung. Ist das Mord? Ist das Suizid? Beihilfe zum Suizid? Kann oder sollte man dafür bestraft werden?

Auch unter Medizinern ist die aktive Sterbehilfe höchst umstritten. Sie haben einen Eid geleistet jedem Menschen zu helfen. Egal welchen gesellschaftlichen Stand er hat und egal wie schlecht es um ihn steht. Nach diesem Eid sind die Mediziner verpflichtet die Patienten am Leben zu erhalten. Eine aktive Sterbehilfe wiederspricht demnach dem Beruf des Mediziners, auch wenn die Krankheit als unheilbar gilt. 

Die aktive Sterbehilfe ist ein Thema, wo sich niemand gerne mit befasst. Das Thema steckt noch tief in den Kinderschuhen. Es gibt viel zu viele ungeklärte Fragen. Niemand weiß, wie man mit der aktiven Sterbehilfe umgehen soll. Ich persönlich kann nur hoffen, dass ich niemals über das Leben eines Menschen richten muss.


Sterbehilfe ja oder nein? Was sagt ihr dazu? Ich bin gespannt auf eure Kommentare.