Mittwoch, 19. November 2014

Toleranz

Die ARD hat es zum Thema der Woche gemacht. Toleranz. Aber was ist das eigentlich?Wann sind wir Menschen tolerant? Wann ist es eine Scheiß-egal-Haltung? Wann sind wir intolerant?

Bevor die Themenwoche überhaupt angefangen hatte, haben sich schon einige über die Herangehensweise der ARD an das Thema Toleranz, beschwert. Die Plakate, welche eigens für die Themenwoche angefertigt wurden seien nicht zeitgemäß. Die ARD würde selber nicht tolerant sein. Es brach ein wahrer Shitstorm über die ARD herein.
Nun läuft die Themenwoche schon einige Tage. Ich selbst habe mir den ein oder anderen Beitrag angesehen. Manchmal war ich geschockt über die Meinungen anderer. Manchmal aber auch ganz froh, wie tolerant doch manche Menschen tatsächlich sind.

Unter dem Begriff Toleranz scheint jeder etwas anderes zu verstehen. In den einzelnen Beiträgen der ARD kam bisher immer die Frage auf "Was ist eigentlich Toleranz?"

Nach Wikipedia wird Toleranz wie folgt erklärt:
Toleranz oder auch Duldsamkeit ist allgemein gesagt das Gelten- oder Gewährenlassen fremder Überzeugungen, Handlungsweisen und Sitten. In der Umgangssprache wird es aber häufig auch in Verbindung mit der Anerkennung einer Gleichberechtigung gebracht.

Ein toleranter Mensch duldet also die Ansichten, Sitten und Gebräuche anderer Völker und Kulturen. Er akzeptiert, dass es auch Menschen gibt, die ein anderes Weltbild vertreten.
Die Fragen die ich mir dabei stelle sind: "Wo beginnt Toleranz und wo endet sie?" sowie "Nehmen wir manchmal nicht auch eine Scheiß-egal-Haltung ein?"

Jeder Mensch, jedes Dorf, jede Stadt, jede Region, jedes Land hat eine Geschichte. Eine Geschichte die von Generation zu Generation weitergetragen wird. Über manche Ereignisse spricht man gern und viel. Andere verschweigt man lieber und behält sie für sich. Jede Geschichte hat nunmal eine gute und eine schlechte Seite. Dennoch müssen sie alle erzählt und weitergegeben werden.
Was nützt mir die Erkenntnis ganzer Generationen, wenn sie nicht an mich weiter gegeben wird? Wie soll ich mir eine eigene Meinung bilden können, wenn mir Informationen vorenthalten werden? Wie soll ich einem Menschen, einer Gruppe, einem Volk gegenübertreten, wenn ich kaum etwas zu deren Kultur und Sitte weiß?
Eine Möglichkeit wäre mit diesen Leuten nicht in Kontakt zu treten. "Solange ich meine Ruhe habe und mein Leben so weiter leben kann wie bisher, ist alles in Ordnung", so scheint die Devise. Ich nehme also die berühmte Scheiß-egal-Haltung ein. Mir ist nur wichtig, dass ich so weiter leben kann wie bisher. Wie sich diese Menschen dabei fühlen interessiert mich nicht.

Ist das der richtige Weg? Menschen aufgrund ihrer Herkunft, ihrer Kultur, ihrer Religion auszugrenzen? Zu sagen: "Du kannst hier wohnen, aber lass mich bitte mein Leben so leben wie ich will." Ist das Toleranz?
Wie viel weiß ich über die Gruppe, über dieses Volk, über die Religion, dass ich mir ein Urteil erlauben darf?
Dem ein oder anderen werden bestimmt Dinge einfallen. "Man kennt das doch aus den Nachrichten", "Man hört da doch immer wieder von", "Der Bruder einer Bekannten meines Schwagers väterlicherseits hat ... als Nachbarn, da herrscht immer Streit". Solche Sätze wird jeder kennen. Aber wie gut kennt mein Gegenüber denn nun tatsächlich diese Menschen? Gut? Sehr gut? Oder vielleicht doch eher gar nicht?
Wir stützen unsere eigene Meinung also auf die anderer. Irgendwo auf der Welt gibt es eine Person die Streit mit ihrem Nachbar hat und dieser auch noch zufällig genau dieser Gruppe angehört. Allein an dieser Tatsache machen wir fest, dass alle diese Menschen so sein müssen. Wir denken gar nicht erst daran, dass es vielleicht anders sein könnte. Wir tuen hunderten, tausenden, vielleicht sogar Millionen von Menschen unrecht, weil wir uns nicht genug informieren. Wir stützen unsere Meinung eher auf ein Klischee, als das wir uns informieren würden. Wir grenzen ganze Gruppen und Völker aus der Gesellschaft aus, weil wir angst vor dem unbekannten haben.

Ist das Toleranz?
Wohl eher nicht. Man sollte seine eigene Meinung nie auf die anderer stützen. Ebenso sollte man  das Klischee-Denken immer hinterfragen. Natürlich müssen die Klischees irgendwo herkommen, aber ob das tatsächlich die breite Masse betrifft ist immer fraglich.
Tolerant zu sein bedeutet eben nicht Menschen in Schubladen zu stecken, sondern jeden einzelnen als Individuum zu sehen. So fällt es leichter auf einen Menschen zu zugehen und mehr über seine Kultur, Religion oder Herkunft zu erfahren. Vielleicht lernt man so auch mal die Kehrseite der Medaille kennen.

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