Dienstag, 4. November 2014

Sterbehilfe ja oder nein?

Eine Frage die nach dem aktuellen Fall in den USA wieder auflodert. Wann ist es Mord? Wann ist es Hilfe? Jeder ist anderer Meinung. In fünf US-Bundesstaaten ist die aktive Sterbehilfe bisher erlaubt. Einer dieser Staaten ist Oregon, wo die Familie Maynard wohnt.


Die Sterbehilfe-Organisation „Compassion & Choices“ bestätigte den Tod der 29-Jährigen. Sie habe wie geplant am Samstag tödliche Medikamente eingenommen und starb friedlich in ihrem Schlafzimmer in den Armen ihrer Liebsten. 

Am Samstag hat sich die 29-Jährige Brittany Maynard wie angekündigt das Leben genommen. Die junge Frau litt an einem aggressiven Gehirntumor. Die behandelten Ärzte gaben ihr im April diesen Jahres noch genau sechs Monate zu Leben. Nach dieser Diagnose zog die Amerikanerin mit ihrer Familie nach Oregon. In diesem US-Bundesstaat ist es erlaubt Sterbehilfe zu leisten. Die letzten Wochen und Monate verfasste Maynard mehrere Video-Botschaften in denen sie sich für die aktive Sterbehilfe einsetzte. Diese bewegenden Videos wurden millionenfach im Internet angeklickt.

Bis zuletzt war jedoch unklar, ob sich die Amerikanerin tatsächlich das Leben nehmen wolle. Am Donnerstag veröffentlichte sie noch ein Video und verkündete wie viel Freude sie noch am Leben empfinde. Gleichzeitig bereite ihr die Krankheit aber auch große Schmerzen und schränke sie immer mehr ein.

„Lebt wohl, alle meine lieben Freunde und Familie, die ich liebe. Heute ist der Tag, den ich ausgewählt habe, um in Würde zu sterben - angesichts meiner schrecklichen Krankheit, diesem furchtbaren Gehirntumor, der so viel von mir genommen hat ... mir aber noch mehr nehmen würde. Die Welt ist ein wunderschöner Ort, das Reisen war mir der beste Lehrer, meine engen Freunde und meine Familie haben mir alles gegeben. Selbst jetzt, während ich dies schreibe, habe ich einen Kreis von Unterstützern an meinem Bett. Lebe wohl, Welt. Verbreitet positive Energie. Tut Gutes.“ So lautete ihre letzte Botschaft über Facebook. Danach ist sie seelenruhig in den Armen ihres Mannes eingeschlafen. 

„Eines Tages wird das Leben vor deinen Augen aufblitzen, sorge dafür, dass es sehenswert ist“, lautet die Überschrift des auf ihrer Website veröffentlichten Nachrufs. Maynard habe sich entschieden, angesichts einer schrecklichen, schmerzhaften und unheilbaren Krankheit eine gut durchdachte Entscheidung zu treffen und mit Würde zu sterben, heißt es darin.

Sterbehilfe ja oder nein? Wie weit dürfen Mediziner gehen?

Auch ich habe mir des Öfteren Gedanken über dieses Thema gemacht. In meinem Bekanntenkreis gab es zwei Menschen, die an Krebs gestorben sind. Beide habe ich immer als Lebensbejahende Personen wahrgenommen. Bei beiden hatte man bis kurz vor dem Tod nie den Eindruck gehabt, dass sie unter ihrer unheilbaren Krankheit leiden würden.

Eine dieser Personen hat jeden Tag gekämpft und gekämpft und so schließlich ganze fünf Monate länger gelebt, als es die Ärzte vorhergesagt haben. Eine Zeit voller Höhen und Tiefen. Gerade in den letzten Wochen ging es nur noch darum, dass sie nicht erstickt sondern an Multiorganversagen sterbe. Als ich sie etwa eine Woche vor ihrem Tod sah, habe ich sie kaum wiedererkannt. Im ersten Moment dachte ich sie sollte doch besser wieder nach Hause oder ins Krankenhaus fahren und nicht diese gesellige Runde stören. Doch dann merkte ich, dass es die Patentante meiner Schwester war. Wie ich später erfahren habe, hat sie sich aus dem Krankenhaus entlassen, nur um bei der Konfirmation ihres Patenkindes dabei zu sein. 

Sterbehilfe ja oder nein? Ich bin mir selber nicht ganz im Klaren darüber. Auf der einen Seite weiß ich, wie sehr die betroffenen Personen unter ihrer Krankheit leiden. An manchen Tagen wünscht man sich die aktive Sterbehilfe, weil man den geliebten Menschen nicht mehr leiden sehen kann. Auf der anderen Seite möchte man aber auch nicht diesen Menschen verlieren. Einen Menschen der immer für einen da war, sowohl in guten als auch in schlechten Zeiten. Ich könnte wahrscheinlich selbst nicht damit leben, wenn ich über Leben und Tod eines Menschen entschieden hätte. Die Vorwürfe eventuell einen Fehler gemacht zu haben. Einem Menschen vielleicht ein paar Tage seines kostbaren Lebens genommen zu haben. Für mich eine grauenvolle Vorstellung. Ist das Mord? Ist das Suizid? Beihilfe zum Suizid? Kann oder sollte man dafür bestraft werden?

Auch unter Medizinern ist die aktive Sterbehilfe höchst umstritten. Sie haben einen Eid geleistet jedem Menschen zu helfen. Egal welchen gesellschaftlichen Stand er hat und egal wie schlecht es um ihn steht. Nach diesem Eid sind die Mediziner verpflichtet die Patienten am Leben zu erhalten. Eine aktive Sterbehilfe wiederspricht demnach dem Beruf des Mediziners, auch wenn die Krankheit als unheilbar gilt. 

Die aktive Sterbehilfe ist ein Thema, wo sich niemand gerne mit befasst. Das Thema steckt noch tief in den Kinderschuhen. Es gibt viel zu viele ungeklärte Fragen. Niemand weiß, wie man mit der aktiven Sterbehilfe umgehen soll. Ich persönlich kann nur hoffen, dass ich niemals über das Leben eines Menschen richten muss.


Sterbehilfe ja oder nein? Was sagt ihr dazu? Ich bin gespannt auf eure Kommentare.

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