Donnerstag, 1. Oktober 2015

M wie Mr. Right I ABC eines Schwulen



Ja, diesmal sind es zwei Wörter.
Ja, man hätte nur ein einzelnes Wort benutzen können.
Und ja, es schließt in gewisser Weise an den vorletzten Beitrag an.

Mr. Right. Den einen unvergleichlichen Menschen. Der, auf den man sich immer verlassen. Der, der immer für einen da ist. Der, bei dem einfach alles perfekt ist. Egal, ob es nun das Aussehen ist oder die Frisur oder sein Lächeln. Einfach alles scheint perfekt.
Diesen einen Menschen zu treffen, Zeit mit ihm zu verbringen und mit ihm zusammen sein, ein gemeinsames Leben zu haben. Traum? Fiktion? Märchen? oder kann es tatsächlich Realität werden?

Manchmal glaube ich, dass es nur eines der ersten drei Varianten sein kann. Mr. Right, Mr. Perfect, oder wie auch immer man ihn nennen mag, scheint es nicht zu geben. Oder ist er nur schwer zu finden?
Mir ist durchaus bewusst wie schwer es ist einen Partner zu finden. Vor allem als Schwuler. Laut Statistik sind nämlich gerade einmal 5 bis 10 % homosexuell. Bei der derzeitigen Weltbevölkerung von 7,32 mrd. Menschen wären also 732 mio. homosexuell. Wenn man nun noch von einer 50/50 Verteilung von Männern und Frauen ausgeht, so sind also 366 mio. Männer homosexuell und somit mögliche Partner für mich.
Jetzt suche ich aber nicht Weltweit nach einem Partner, sondern nur in Deutschland. Hier liegt die Bevölkerungszahl aber nur noch bei rund 83 mio. Also deutlich weniger. Es gibt also nur noch 4,15 mio potenzielle Partner, unter denen sich "The one and only" befindet.
Das hört sich nun alles sehr pessimistisch an. 4,15 mio Menschen sind doch eigentlich eine recht stolze Zahl. Jedoch nicht, wenn man den Vergleichswert von 37,35 mio. möglichen Partnern heranzieht, wenn ich heterosexuell wäre.
Manch einer würde jetzt vielleicht sagen: "Dann werd doch einfach hetero, wenn du mehr Auswahlmöglichkeiten haben möchtest." Aber darum geht es mir nicht. Ich möchte keine große Auswahl haben. Ich möchte den einen finden, der zu mir passt und mit dem ich mein Leben verbringen möchte. Diesen einen Menschen unter 37 mio. zu finden ist nunmal wahrscheinlicher als unter 4 mio.

Aber genug der Zahlen und Statistiken. Niemand findet den passenden Partner, wenn er ständig zu Hause vorm PC sitzt und Statistiken wälzt. Man muss mit den Menschen in Kontakt treten. Man muss Kneipen, Lokale und Discos besuchen. Man muss sich einfach unter die Leute wagen.
Aber auch das ist manchmal gar nicht so leicht. Gerade am Anfang des Coming-Out-Prozesses, wenn man sich selbst noch nicht ganz sicher ist, ob man tatsächlich homosexuell ist. Wenn man selbst noch nicht so recht weiß, ob man schwul/lesbisch ist bzw. es noch nicht wahr haben möchte.
Aber auch diese Angst, kann man nehmen. Es gibt genug Kneipen in denen Jugendtreffs abgehalten werden und wo man erste Kontakte in die Szene knüpfen kann. Hier ist so ziemlich egal welche sexuelle Orientierung man hat oder in welchem Stadium des Outings man ist. Wichtig ist schließlich nur, dass man zusammen einen netten Abend verbringt. Und ja, es gibt tatsächlich Heterosexuelle, die oft und regelmäßig in so einer Szenen-Kneipe auftauchen.

Nun ist es aber auch nicht jedermanns Sache einen Jugendtreff zu besuchen. Vielleicht will man eher Zeit mit Schul- oder Studienfreunden verbringen. Mit Leuten, die man schon länger kennt und mit denen man schon einiges erlebt hat. Aber auch diese wollen eventuell einen Partner haben und können sich auf Dating-Portalen anmelden. Ja, es gibt tausende. Nicht, nur für Heterosexuelle.
Mr. Right zu finden ist aber dennoch nicht so leicht. Für manche scheint es nur darum zu gehen Sex zu haben. Freunde mit gewissen Vorzügen, Freundschaft +, Sexfreundschaft, Mingle oder wie man es auch nennen mag. Eine feste Bindung scheinen nur noch wenige zu wollen.
Woran das liegt? Das hat wohl mehrere Gründe. Manche denken wohl der Sex sei entscheidend. Andere warten wohl auf Mr Perfect, wollen auf den Sex aber nicht verzichten. Aber gibt es ihn überhaupt? Mr. Perfect?
Eine Beziehung einzugehen bedeutet nämlich immer sich auf einen Menschen einzulassen, Ihn mit all seinen Macken zu akzeptieren. Ein Mensch hat schließlich nicht nur positive Eigenschaften.
Mr. Right zu finden ist nicht leicht, aber das wäre ja auch langweilig. Vielleicht scheitert es manchmal auch einfach nur daran, dass wir uns nicht auf einen anderen Menschen einlassen. Vielleicht wollen wir mit aller Kraft diesen einen wunderschönen, unverwechselbaren, einmaligen, Supertypen kennenlernen. Aber lassen ihn letztlich doch ziehen, weil wir uns nicht auf ihn einlassen. Wer weiß? Wer weiß?

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