Montag, 12. Oktober 2015

O wie Outing I ABC eines Schwulen

Wenn man mal darüber nachdenkt, so hat wohl jeder Tag eine besondere Bedeutung. Nicht nur, dass an jedem Tag mindesten eine Person Geburtstag oder Namenstag hat. Nein, es gibt für alles und jeden nochmal einen besonderen Tag. Es gibt den Schnitzel Tag (nein nicht nur im Restaurant). Den Tag der Komplimente. Den Tag der Arbeit, der Frau, Vatertag, Muttertag usw. usw. Am vergangenen Sonntag war der Tag des Coming Out. Diverse Webseiten haben Tips und Tricks verraten, wie man sich am besten vor seinen Mitmenschen outet. Zudem kann man auf diesen Websites auch verschiedene Coming-Out-Storys nachlesen.
Ich selbst habe auch schon ein ums andere mal über das Thema Coming Out geschrieben. Fragen wie: Was ist das Coming Out? Wie merke ich, dass ich schwul bin? habe ich bereits in anderen Beiträgen erörtert. Ebenso habe ich das innere Coming Out näher beleuchtet und beschrieben, wie wichtig es ist seine eigene Identität zu finden.
Aber warum das Ganze? Wozu sollte man sich überhaupt outen? Was ist so wichtig daran? Warum muss man sich als heterosexueller nicht outen? Und was macht das Coming Out so schwer?

Homosexuell, bisexuell, transsexuell, intersexuell, asexuell es scheint tausende von sexuellen Formen zu geben. Sie scheinen alle sehr in Mode zu sein. Prominente Persönlichkeiten outen sich in der Öffentlichkeit, egal ob Schauspieler, Musiker, Sportler oder CEOs einer bekannten Firma. Freunde und Bekannte kommen auf einen zu und sagen einem, dass sie eben nicht heterosexuell sind. Es scheint wie eine Epidemie zu sein, eine "Mode-Krankheit" wie Laktoseintoleranz, Lebensmittelunverträglichkeit, Yoga und Veganismus. Man macht einfach mit, weil es hip und angesagt ist.
Oder liegt das nur an mir? Erhalte ich vielleicht Informationen, welche nur innerhalb der Community kursieren? So kommt es mir zumindest manchmal vor. Fakt ist jedoch, dass das Thema LGBTI immer mehr in den Vordergrund rückt. Immer mehr Menschen reden über dieses Tabuthema. Politiker setzen sich für mehr Aufklärung an Schulen ein. Homosexuellen Paaren werden immer mehr Rechte zugesprochen. Die Zeit in der man seine Homosexualität noch verheimlichte ist passé. Die Ära des Coming Out ist gekommen. Heterosexuelle Menschen werden unterdrückt und versklavt. Wir sind überall und werden die Weltherrschaft an uns reißen.
Wäre da nicht das Coming Out und seine Folgen. Wir leben nämlich immer noch in einer Welt in der Heterosexualität als "normal" betrachtet wird. Was auch verständlich ist, denn 90-95% der Bevölkerung sind heterosexuell und wenn man das Thema Homosexualität oder Transsexualität anspricht, so reagieren manche Menschen abweisend und stellen alles non-heterosexuelle als widernatürlich dar. Doch in Wahrheit ist es das natürlichste was geschehen kann, denn verlieben tut man sich niemals in das Geschlecht, sondern in die Person und deren Charakter.

Zum Coming Out gehört, dass man vor den Spiegel tritt und sich selbst sagt, dass man schwul/lesbisch ist. Es ist einer der wichtigsten Schritte in der Identitätsfindung seine sexuelle Orientierung zu kennen. Anfangs fällt es einem oft schwer zu akzeptieren, dass man schwul oder lesbisch ist. "Schwuchtel" oder "schwule Sau" werden nämlich eher als Schimpfwort auf Schulhöfen benutzt. Homosexuell zu sein wird also erstmal als negativ angesehen. Wenn man allerdings weiß, dass man auf das gleiche Geschlecht steht, so bricht erstmal eine Welt in sich zusammen.
Doch mit dem inneren Coming Out ist es noch lange nicht getan. Ich selbst habe nun meine Homosexualität zwar als Teil meiner selbst anerkannt, aber meine Mitmenschen gehen immer noch davon aus, dass ich hetero sei. Das sogenannte äußere Coming Out steht also an. Es ist an der Zeit das Ganze öffentlich zu machen. Die meisten Fragen die einen in dieser Zeit quälen sind wohl, wie meine Mitmenschen reagieren werden. Trotz aller Aufklärungsmaßnahmen zum Thema LGBTI gehört dieses Thema auch weiterhin in die Tabuzone. Wie meine Mitmenschen auf mein Outing also reagieren werden ist mir nicht bekannt. Es beginnt ein Versteckspiel. Man selbst versucht so heterosexuell zu wirken wie es nur geht. Jede Äußerung, jede Bewegung, jedes Kleidungsstück wird genau geplant um auch ja nicht als Homosexueller aufzufallen. Man will eben nicht seine Freunde verlieren. Gleichzeitig quält einen aber auch das Versteckspiel. Immer und überall darauf bedacht zu sein möglichst heterolike zu sein. Eines Tages fasst man dann all seinen Mut zusammen und beginnt dem besten Freund / der besten Freundin zu erzählen, dass man homosexuell ist und hofft dabei natürlich auf eine positive Reaktion. Nach und nach erfahren so immer mehr Menschen von der eigenen Homosexualität.




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