Montag, 26. Oktober 2015

Wird Olympia 2024 in Hamburg stattfinden?

Auf die Plätze. Fertig. Los!
In den kommenden Wochen erhalten die rund 1,3 Mio. wahlberechtigten Bürger Hamburgs ihre Unterlagen, um über Olympische und Paralympische Spiele 2024 in unserer Hansestadt abzustimmen. Bis zum 29.11. geht das Referendum. Bis dahin müssen die Stimmen abgegeben sein. Aber was bedeutet Olympia? Warum bewirbt sich Hamburg für die Spiele 2024? Was macht Hamburg als Austragungsort so interessant? Und was macht unsere Bewerbung so einzigartig?

Seit knapp einem Jahr gibt es ein Thema über das jeder spricht. Zumindest hier in Hamburg. Was mit einer kleinen Schnapsidee begann ist nun in aller Munde. Es gab da eine Idee, einen Gedanken. Warum bewirbt sich Hamburg nicht für die Olympischen Spiele 2024? Was sagt die hamburger Bevölkerung dazu? Was meint Deutschland? Dank Facebook, Twitter und Co verbreitete sich dieser Gedanke schnell und fand auch Zustimmung. Aktionen wurden geplant und durchgeführt um ein Zeichen zu setzen, dass man für die Spiele 2024 in Hamburg ist.
In der Europa Passage wurde ein Miniatur-Stadion aufgebaut in das man eine Miniaturfigur setzen konnte. Dieses Stadion war so schnell voll, sodass es noch um einen weiteren Rang vergrößert werden musste.
Über Facebook wurde eine Veranstaltung erstellt, dass man sich an der Binnenalster trifft, um ein weiteres Zeichen für die Spiele 2024 in Hamburg zu setzen. Hierfür wurde extra ein Feuerwerk geplant, Fackeln wurden verteilt, die alle zu einem bestimmten Zeitpunkt entzündet wurden. Für diese Veranstaltung haben sich gut 7.000 Menschen auf Facebook gemeldet. An der Alster waren wir letztlich mit 20.000 und haben dabei sogar einen Weltrekord aufgestellt.
Das Hamburger Abendblatt hat sogar eine extra Kategorie eingeführt in der es ausschließlich um Olympia und die Bewerbung Hamburgs geht. An den einzelnen Universitäten werden Vortragsabende gehalten, in denen sich die Bürgerinnen und Bürger über die Bewerbung Hamburgs informieren können. Der Dialog mit den Bürgern ist eben mit das wichtigste.

Die Stimmung über die Olympischen Spiele in Hamburg ist also durchaus positiv. Aber es gibt eben auch immer Gegner. Leute, die dem ganzen Vorhaben eher skeptisch gegenüber treten, die das Vorhaben hinterfragen. Und das ist ok, das ist gut. Nur so werden die Spiele zu etwas einmaligem. Wozu brauchen wir die olympischen Spiele in Hamburg? Was geschieht mit den Bauten nach Olympia? Werden sie weiterhin genutzt und wenn ja, wie? Wie sieht es mit der Sicherheit aus? Was hat der normale hamburger Bürger von den Spielen 2024? Wozu ein solches Mammut-Projekt? Wie hoch werden die Kosten sein?
All dies sind wichtige und entscheidende Fragen, wenn es um die olympischen Spiele 2024 in Hamburg geht. In den vergangenen Jahrzehnten ging es oftmals darum mit wahren Wundern der Baukunst zu glänzen. Die Kosten für solche Bauwerke schossen in die Höhe. Nur damit alle Welt für ein paar Tage dieses Ereignis verfolgt. Über die Nachnutzung der Gebäude wurde nur selten bis gar nicht nachgedacht. Im Gegenteil. Die Austragungsorte rutschten teilweise in den finanziellen Ruin. Davor haben viele Angst, denn die Kosten bleiben letztlich auf uns Steuerzahlern liegen.
Ein wichtiger Punkt bei der Bewerbung ist daher auch der Dialog mit den Bürgern. Die Ängste und Sorgen der Bürger müssen wahrgenommen werden. Man muss die Leute über den aktuellen Stand informieren und zwar so, dass es jeder Laie verstehen kann. Und es hilft. Man plant das Olympia-Gelände nicht einfach irgendwie, sondern so, dass die Gebäude auch für später genutzt werden können. So soll beispielsweise die Sporthalle später für ein weiteres Cruise Center umgebaut werden. Die Schwimmhalle soll später als Schwimm- und Freizeitbad dienen soll. Oder auch das Leichtathletikstadion, welches sich in ein Wohngebäude verwandeln soll.

Es gibt inzwischen sogar schon einige ehemals Olympia-Gegner, welche durch die Bewerbung Hamburgs und der damit verbundenen Planung ins grübeln kommen und sich eventuell bis zum 29.11. doch für die Spiele 2024 in Hamburg entscheiden werden.
Jetzt, wo die Planung immer konkreter wird melden sich auch immer mehr Prominente zu Wort und loben die Bewerbung unserer geliebten Hansestadt. Nichts scheint dem Zufall überlassen zu sein. Nicht nur Olympia allein wird geplant, nein sogar die Nachnutzung der Gebäude.

Die gesamte Planung und erläuternden Texten sind in einer 84-Seiten-Broschüre zusammengefasst und an vielen Stellen der Stadt erhältlich. Wer weiter weg wohnt kann sich das PDF herunterladen.
Wer mehr über die aktuellen Geschehnisse der Olympia-Bewerbung erfahren will kann das hier tun.

Donnerstag, 22. Oktober 2015

Q wie Queere Geschichte I ABC eines Schwulen

Queere Geschichte? Was ist das denn? Geschichte ist klar, aber queer? Will er jetzt querbeet die wichtigsten geschichtlichen Ereignisse kurz zusammenfassen? À la Hape Kerkeling?

Nein werde ich wohl nicht. Dieser Artikel ist dafür viel zu kurz und außerdem wäre eine kurze Wiedergabe der wichtigsten geschichtlichen Ereignisse wohl eher eine eigene "kleine" Sendereihe.
Als ich begonnen habe mir Gedanken über dieses ABC gemacht habe, wollte ich sofort irgendwo etwas zu dem geschichtlichen Hintergrund der LGBTI-Bewegung schreiben. Aber wo fängt man da an? Wann gab es die ersten homosexuellen Menschen? War Adam vielleicht schon schwul? Oder beginne ich bei den Stonewall-Aufständen in New York? Aber was ist dann mit der Zeit davor, da muss es doch auch schon Schwule und Lesben gegeben haben?

Ohh ja, die gab es. Homosexualität ist ebenso bei uns Menschen verbreitet wie unter all den anderen Tieren. Es ist wohl das natürlichste auf der Welt. Mit wem ich letztlich zusammen bin und eine Beziehung führe ist doch egal. Die Hauptsache ist doch, dass ich meinen Partner / meine Partnerin liebe und ehre.
Adam könnte also sehr wohl schwul oder zumindest bisexuell gewesen sein. Nur leider hatte er nicht die große Wahl, er hatte nur Eva. Und so heißt es bis heute für viele streng religiöse Menschen: "Der Mann soll nicht beim Manne liegen, denn das ist ein Gräuel."
Und genau an dieser Stelle frage ich mich eines immer wieder. Wenn es tatsächlich einen Gott gibt und er die Erde geschaffen hat. Wenn er alles so erschaffen hat wie er es wollte und tatsächlich allwissend ist. Wenn er etwas gegen homosexuelles Verhalten hat, warum erschafft er dann zwei unterschiedliche Geschlechter. Hätte er nicht gewusst, dass es auch gleichgeschlechtlich-liebende Menschen geben wird? War die Rippe von Adam vielleicht nicht groß genug? Hat Gott sich vielleicht überarbeitet und war bei seinen letzten Taten etwas nachlässig?

Wie dem auch sei. Die Antwort auf all diese Fragen werden wir wohl nie erfahren. In der Theologie gibt es nunmal Dinge, die wir nie erfahren werden. Dinge, die nie abschließend geklärt werden können. Es werden immer offene Fragen bleiben. Und wenn man ganz ehrlich sein soll, dann hat die Religion schon für viele Streitereien gesorgt und dabei auch den ein oder anderen Krieg begonnen.
Religion muss aber nicht zwangsläufig schlecht sein. Sie hat auch schon die ein oder anderen guten Taten vollbracht. In gewisser Weise hat die Kirche sogar schon Homo-Ehen vollzogen. Ehen zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern. Einer der größten Streitpunkte im Jahr 2015.
Früher konnte man nämlich einen sogenannten geschworenen Bruder haben. Man konnte also eine Bindung zu einem gleichgeschlechtlichen Menschen eingehen, wobei die Liebe bis in den Tod anhalten sollte. Also einer Eheschließung gleichkam. Der eigentliche Zweck von geschworenen Brüdern war allerdings eine geistige Verwandtschaft herzustellen, wie es bei einer Taufpatenschaft der Fall ist.
Nachdem sich herumgesprochen hatte, dass auch gleichgeschlechtlich Liebende die Schwurbruderschaft eingegangen sind, wurde dieser Ritus von der Kirche und dem oströmischen Recht verboten. Einziges Überbleibsel ist der Begriff warmer Bruder für einen Schwulen. Ein Begriffswandel. Ein Umdenken in der Gesellschaft fand statt. Was gestern noch als Zeichen der Freundschaft galt, identifiziert man heute als "homosexuell", als nicht der Norm entsprechend. Plötzlich gilt man als Außenseiter. Zwischen 1970 und 1990 gehen die Sexualerfahrungen zwischen gleichgeschlechtlichen Menschen von 18 auf zwei Prozent zurück. Homophobie kommt in Mode. Die Leute haben angst als Schwuler oder als Lesbe zu gelten. Doch was ist so schlimm daran? Warum darf ich nicht den lieben, den ich liebe? Warum gehört Homosexualität auch heute noch zu einem Tabuthema? Warum wird im Geschichtsunterricht nicht auch die Geschichte der LGBTI-Bewegung behandelt? Warum hört man immer nur vom Nationalsozialismus und der Judenvefolgung? Was macht die französische Revolution so besonders, waren es die Stonewall-Aufstände nicht auch? Warum haben wir Geschichtsunterricht, wenn ein Teil unserer Vergangenheit einfach ausgelassen wird?
Der Geschichtsunterricht soll uns doch näher bringen, wie das Leben früher von statten ging. Er soll uns zeigen, wie die Menschen früher gedacht und gehandelt haben. Wir sollen erfahren wie der Alltag früher war. Wir erfahren plötzlich, dass Homosexualität nichts neues ist. Es ist keine neue Mode, die man mitmacht. Wir befinden uns nur in einem Zyklus in dem das Thema wieder häufiger zur Sprache kommt.
Historisch betrachtet ist das Anders-sein etwas vollkommen normales. Die Geschichte lehrt uns, dass es immer handelnde und leidende Menschen waren, die etwas verändert haben. Sie waren es, die für Veränderungen in unserem Denken und Handeln bewirkt haben. Sie zeigen uns, dass sich Vorstellungen grundsätzlich ändern können.


Donnerstag, 15. Oktober 2015

P wie Propaganda I ABC eines Schwulen

Unser gesamtes Handeln, unser gesamtes Wissen, einfach alles müssen wir einmal gelernt haben. Wir müssen lernen zu krabbeln und zu laufen. Wir müssen lernen zu sprechen und mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Wir lernen wie man das gesprochene Wort auf Papier bringen kann. Wir lernen Zahlen aufzuschreiben und mit diesen die wildesten Rechenoperationen durchzuführen. Wir lernen Menschen zu vertrauen. Sie geben uns Tipps, damit wir es besser / leichter im Leben haben sollen. Wir lernen aber auch Menschen zu Misstrauen, weil nicht jeder will, dass wir ein leichtes unbeschwertes Leben führen.
Letztlich wird unser Tun und Handeln also durch unsere Erfahrungen gelenkt. Wir vertrauen dem einen Menschen mehr, weil er uns noch nie enttäuscht hat. Wir können uns auch diesmal sicher sein, dass er uns nicht hintergeht, weil er es die 40, 50 oder 60 Male davor auch nicht getan hat. Wir glauben unseren Lehrern, Dozenten und Professoren was sie uns erzählen, weil sie diesen Beruf gewählt haben und dazu verpflichtet sind uns etwas beizubringen. Unserem Grundschullehrer glauben wir, dass er uns das Alphabet und dessen Aussprache korrekt beibringt. Dem Mathematiklehrer vertrauen wir, dass die Zahl π ungefähr der Zahl 3,14159265... entspricht. Ebenso wie e ungefähr der Zahl 2,71828182... entspricht. 
Es gibt noch genügend andere Beispiele die man hier anführen könnte, aber es soll ja nicht um die Beispiele gehen, sondern um dass was dahinter steht. Bestimmten Menschen vertrauen wir einfach blind. Wir glauben, dass sie schon irgendwie recht haben werden. Sie haben schließlich schon ein paar Jahre mehr auf dem Buckel, sie haben mehr erlebt, mehr gesehen von der Welt, auf ihr Urteil wird man sich schon verlassen können.
Aber dank Smartphone und Internet können wir das Wissen, welches uns gerade vermittelt wurde auch innerhalb von ein paar Klicks nachschlagen. Wir sind nicht mehr darauf angewiesen große Bibliotheken aufzusuchen und in Büchern nachzuschlagen. Nein, wir befragen einfach das World Wide Web. Manch einer befragt das allwissenden Google, ein andere stellt seine Frage dem großen Bing oder auch irgendeiner anderen großen Suchmaschienen-Persönlichkeit. Im Internet steht schließlich das Wissen von Milliarden von Menschen und jeder von Ihnen hat einen Teil dazu beigetragen. Physiker, Mathematiker, Germanisten, Historiker der verschiedensten Epochen usw. usw. 
Was im Internet steht muss also stimmen. Davon gehen wir jedenfalls aus. Das Internet - unser Lexikon 2.0

Aber ist es tatsächlich wahr? Können wir uns einfach so auf das verlassen? Ist alles was im Internet steht auch tatsächlich wahr? Reicht es wirklich aus sich eine Quellen anzuhören und diese Meinung als richtig zu akzeptieren? Wenn ja, was ist wenn diese Quelle rein der Propaganda wegen existiert?

Mit dem aufkommen des Internet und der Entwicklung der ersten Smartphones können wir innerhalb von Sekunden Dinge herausfinden, die man vorher ewig lange im Lexikon nachschlagen musste oder bei Bekannten und Verwandten nachfragen musste. Ebenso können wir aber auch Wissen welches eigentlich zur Allgemeinbildung gehört innerhalb kürzester Zeit nachlesen. Und die Informationen, die wir erhalten nehmen wir auch als wahrheitsgemäß war. Manche Dinge merken wir uns sogar und prahlen damit zu gegebener Zeit vor unseren Freunden. Ob unser Wissen nun eventuell nicht ganz der Wahrheit entsprechen könnte ist uns dabei auch egal. Ja, sie kann sogar propagandistische Züge haben oder sogar ganz der Propaganda dienen, also der Verbreitung ideologischer Ideen und Meinungen, um die Bevölkerung in einer bestimmten Weise zu beeinflussen. Dieser Beeinflussung bedarf noch nicht einmal großer Artikel. Es reichen sogar einfache Schlagzeilen oder Kommentare unter einem Beitrag aus, um die Meinung eines Menschen zu beeinflussen. Vor allem wenn unterschiedliche Schlagzeilen / Kommentare den gleichen Inhalt haben. Gerade dann macht sich kaum noch jemand die Mühe und hinterfragt das Ganze. Irgendwie wird es schon der Wahrheit entsprechen, wenn so viele dieser Meinung sind.
Um sich selbst ein Kommentar über etwas oder jemanden erlauben zu dürfen, sollte man jedoch immer beide Seiten der Medaille kennen. Man sollte sich mit einem Thema erstmal vertraut machen, bevor man sich ein Kommentar erlaubt, auch wenn das schwer ist.

P.S.:
Wie es der Zufall so will hat auch darkviktory in der neuen Folge von BrainFed (Folge 26) das Thema Propaganda und Meinungsbildung angesprochen. Wer sich die Folge ansehen will kann das hier tun.

Montag, 12. Oktober 2015

O wie Outing I ABC eines Schwulen

Wenn man mal darüber nachdenkt, so hat wohl jeder Tag eine besondere Bedeutung. Nicht nur, dass an jedem Tag mindesten eine Person Geburtstag oder Namenstag hat. Nein, es gibt für alles und jeden nochmal einen besonderen Tag. Es gibt den Schnitzel Tag (nein nicht nur im Restaurant). Den Tag der Komplimente. Den Tag der Arbeit, der Frau, Vatertag, Muttertag usw. usw. Am vergangenen Sonntag war der Tag des Coming Out. Diverse Webseiten haben Tips und Tricks verraten, wie man sich am besten vor seinen Mitmenschen outet. Zudem kann man auf diesen Websites auch verschiedene Coming-Out-Storys nachlesen.
Ich selbst habe auch schon ein ums andere mal über das Thema Coming Out geschrieben. Fragen wie: Was ist das Coming Out? Wie merke ich, dass ich schwul bin? habe ich bereits in anderen Beiträgen erörtert. Ebenso habe ich das innere Coming Out näher beleuchtet und beschrieben, wie wichtig es ist seine eigene Identität zu finden.
Aber warum das Ganze? Wozu sollte man sich überhaupt outen? Was ist so wichtig daran? Warum muss man sich als heterosexueller nicht outen? Und was macht das Coming Out so schwer?

Homosexuell, bisexuell, transsexuell, intersexuell, asexuell es scheint tausende von sexuellen Formen zu geben. Sie scheinen alle sehr in Mode zu sein. Prominente Persönlichkeiten outen sich in der Öffentlichkeit, egal ob Schauspieler, Musiker, Sportler oder CEOs einer bekannten Firma. Freunde und Bekannte kommen auf einen zu und sagen einem, dass sie eben nicht heterosexuell sind. Es scheint wie eine Epidemie zu sein, eine "Mode-Krankheit" wie Laktoseintoleranz, Lebensmittelunverträglichkeit, Yoga und Veganismus. Man macht einfach mit, weil es hip und angesagt ist.
Oder liegt das nur an mir? Erhalte ich vielleicht Informationen, welche nur innerhalb der Community kursieren? So kommt es mir zumindest manchmal vor. Fakt ist jedoch, dass das Thema LGBTI immer mehr in den Vordergrund rückt. Immer mehr Menschen reden über dieses Tabuthema. Politiker setzen sich für mehr Aufklärung an Schulen ein. Homosexuellen Paaren werden immer mehr Rechte zugesprochen. Die Zeit in der man seine Homosexualität noch verheimlichte ist passé. Die Ära des Coming Out ist gekommen. Heterosexuelle Menschen werden unterdrückt und versklavt. Wir sind überall und werden die Weltherrschaft an uns reißen.
Wäre da nicht das Coming Out und seine Folgen. Wir leben nämlich immer noch in einer Welt in der Heterosexualität als "normal" betrachtet wird. Was auch verständlich ist, denn 90-95% der Bevölkerung sind heterosexuell und wenn man das Thema Homosexualität oder Transsexualität anspricht, so reagieren manche Menschen abweisend und stellen alles non-heterosexuelle als widernatürlich dar. Doch in Wahrheit ist es das natürlichste was geschehen kann, denn verlieben tut man sich niemals in das Geschlecht, sondern in die Person und deren Charakter.

Zum Coming Out gehört, dass man vor den Spiegel tritt und sich selbst sagt, dass man schwul/lesbisch ist. Es ist einer der wichtigsten Schritte in der Identitätsfindung seine sexuelle Orientierung zu kennen. Anfangs fällt es einem oft schwer zu akzeptieren, dass man schwul oder lesbisch ist. "Schwuchtel" oder "schwule Sau" werden nämlich eher als Schimpfwort auf Schulhöfen benutzt. Homosexuell zu sein wird also erstmal als negativ angesehen. Wenn man allerdings weiß, dass man auf das gleiche Geschlecht steht, so bricht erstmal eine Welt in sich zusammen.
Doch mit dem inneren Coming Out ist es noch lange nicht getan. Ich selbst habe nun meine Homosexualität zwar als Teil meiner selbst anerkannt, aber meine Mitmenschen gehen immer noch davon aus, dass ich hetero sei. Das sogenannte äußere Coming Out steht also an. Es ist an der Zeit das Ganze öffentlich zu machen. Die meisten Fragen die einen in dieser Zeit quälen sind wohl, wie meine Mitmenschen reagieren werden. Trotz aller Aufklärungsmaßnahmen zum Thema LGBTI gehört dieses Thema auch weiterhin in die Tabuzone. Wie meine Mitmenschen auf mein Outing also reagieren werden ist mir nicht bekannt. Es beginnt ein Versteckspiel. Man selbst versucht so heterosexuell zu wirken wie es nur geht. Jede Äußerung, jede Bewegung, jedes Kleidungsstück wird genau geplant um auch ja nicht als Homosexueller aufzufallen. Man will eben nicht seine Freunde verlieren. Gleichzeitig quält einen aber auch das Versteckspiel. Immer und überall darauf bedacht zu sein möglichst heterolike zu sein. Eines Tages fasst man dann all seinen Mut zusammen und beginnt dem besten Freund / der besten Freundin zu erzählen, dass man homosexuell ist und hofft dabei natürlich auf eine positive Reaktion. Nach und nach erfahren so immer mehr Menschen von der eigenen Homosexualität.




Donnerstag, 8. Oktober 2015

N wie Nachrichten I ABC eines Schwulen

Wir alle sehen, hören, oder lesen Nachrichten. Manch einer interessiert sich eher für den lokalen Teil, andere informieren sich gerne über das Weltgeschehen. Der eine interessiert sich sehr für das politische Geschehen, der andere will eher über Fun & Freizeitaktivitäten informiert werden. Die einen sitzen pünktlich um 20 Uhr vor dem Fernseher um auch ja nicht die Tagesschau zu verpassen, den anderen ist auch diese Nachrichtensendung egal, weil auf anderen Sendern vielleicht eine bessere Sendung läuft. Fakt ist: Wir erhalten unsere Informationen über das aktuelle Geschehen. Egal ob wir nun Zeitung lesen oder eine Nachrichtensendung im Fernsehen gucken oder uns das allwissende Internet per App auf unserem Smartphone über wichtige Themen informiert.

Ebenso wie viele andere Jugendliche und junge Erwachsene gehöre auch ich zur letzten Kategorie. Die Auswahl der Nachrichten überlasse ich meinem Smartphone. Wenn also meine Nachrichten-App wieder mal meint, dass etwas wichtiges in der großen weiten Welt geschehen ist ploppt eine kleine Anzeige auf, die mich kurz über das Geschehen informiert. Beispielsweise über den Abgasskandal von VW und wie viele Autos nun betroffen seien oder über den FIFA-Skandal. Mit dabei können aber auch Themen der Börse sein, wie z. B. dass der DAX ein Rekordtief erreicht hat, unter die 10.000 Punktemarke gefallen ist oder auch diese wieder überschritten hat. Ebenso vertreten sind natürlich diverse Verkehrsunglücke wie der Absturz der Germanwingsmaschine in Frankreich oder der Flüge MH17 und MH370 sowie der Bergung eines der Wrackteile. Manchmal sind auch Mitteilungen über den Tod einer berühmten oder gar legendären Persönlichkeit mit dabei wie z. B. James Last.
Wie man sieht, sind die Themen also sehr weit gestreut. Man wird mit viel nützlichem und unnützlichem Wissen überhäuft. Meist sind es aber doch Themen über die man auch in den folgenden Tagen noch reden wird. Dennoch gehören diese Themen nicht immer zu denen, die mich persönlich interessieren, daher informiere ich mich zusätzlich noch über soziale Netzwerke und der ein oder anderen Websites über aktuelle Geschehnisse.

Mich als Teil der LGBTI-Community interessieren natürlich auch Neuigkeiten aus diesem Bereich. Am liebsten natürlich positive Nachrichten wie der Gleichstellung von Homo-Ehe und "normaler" Ehe in Irland oder den USA. Aber auch Nachrichten über das Coming Out eines 13-jährigen bei seinem besten Freund und der Reaktion darauf. Oder auch einer Demonstration von tausenden Leuten, die sich für den neuen Bildungsplan in BaWü aussprechen.
Aber leider ist nicht immer alles super toll und immer wieder kommt es zu traurigen Meldungen. An Schulhöfen wird "schwul" als Schimpfwort benutzt. Vorurteile zwingen einen Menschen eine Lüge zu leben. Das Ausleben der eigenen Persönlichkeit wird einem verwehrt, weil es den Eltern falsch erscheint. Und schließlich der Suizid des eigenen Kindes.
Zugegeben, der letzte verlinkte Artikel gehört nicht so ganz in das Themengebiet LGBTI und dennoch gehört er hierhin. Denn als betroffener einer diskriminierten Minderheit nimmt man die Dinge oft anders wahr, sodass man Diskussionen evtl. falsch deutet und so ein homophobes Verhalten erörtert, wo vielleicht gar keines ist.
Mir selbst ist es schon passiert. Aus einer Diskussion in der es eigentlich darum ging, dass zwei Frauen die Sorgen und Probleme ihres Sohnes nicht zu 100% erfassen und verstehen können, habe ich raus geschlossen, dass gleichgeschlechtliche Paare keine Kinder großziehen sollten. Also eine klare Abneigung gegenüber Homosexuellen.
Inzwischen habe ich aber die Gewissheit, dass ich da etwas falsch gedeutet habe. Ich weiß sogar, dass das Wissen über LGBTI-Menschen oft nur auf Halbwissen beruht und sich kaum oder nur wenige die Mühe machen und sich über dieses Thema informieren. Aber auch die diversen Zeitungsverlage und Nachrichtensender berichten nur sehr wenig über die Situation von LGBTIs. In den Sommermonaten liest und hört man zwar mal über den CSD, aber dass sind eher kleine Beiträge welche allgemein über die Besucheranzahl und den CSD allgemein informiert. Über Prügelattacken auf ahnungslose Schwule, Lesben und Transgender scheinen nicht erwähnenswert zu sein, denn wir leben ja in einem toleranten Land in dem so etwas nicht vorkommt. Jedenfalls der Berichterstattung mancher Zeitungen und Fernsehsendern zufolge.

Im vergangenen Jahr hat sich die ARD dazu entschlossen ihre alljährliche Themenwoche über das Thema Toleranz abzuhalten. Gezeigt wurden verschiedene Diskussionsrunden, Dokumentationen und Filme. Sie alle handelten von einer oder mehreren diskriminierten Minderheiten und ihrer Situation bzw. Stellung in der Gesellschaft. Berichtet wurde über Menschen verschiedenster Abstammung, sowohl religiöser, als auch ethnischer. Menschen mit körperlicher oder geistiger Behinderungen. Und natürlich über gleichgeschlechtlich liebende Paare, sowohl kinderlose, als auch Paare die Nachwuchs erwarten oder adoptieren wollen.
Über mehr solche Sendereihen würde ich mich freuen. Es muss nicht unbedingt eine komplette Woche sein, aber vielleicht ein Thementag oder ein Wochenende an dem man über eine diskriminierte Minderheit wahrheitsgemäß berichtet und nicht irgendeine Serie oder ein Film ein Klischee noch bekräftigt.




Donnerstag, 1. Oktober 2015

M wie Mr. Right I ABC eines Schwulen



Ja, diesmal sind es zwei Wörter.
Ja, man hätte nur ein einzelnes Wort benutzen können.
Und ja, es schließt in gewisser Weise an den vorletzten Beitrag an.

Mr. Right. Den einen unvergleichlichen Menschen. Der, auf den man sich immer verlassen. Der, der immer für einen da ist. Der, bei dem einfach alles perfekt ist. Egal, ob es nun das Aussehen ist oder die Frisur oder sein Lächeln. Einfach alles scheint perfekt.
Diesen einen Menschen zu treffen, Zeit mit ihm zu verbringen und mit ihm zusammen sein, ein gemeinsames Leben zu haben. Traum? Fiktion? Märchen? oder kann es tatsächlich Realität werden?

Manchmal glaube ich, dass es nur eines der ersten drei Varianten sein kann. Mr. Right, Mr. Perfect, oder wie auch immer man ihn nennen mag, scheint es nicht zu geben. Oder ist er nur schwer zu finden?
Mir ist durchaus bewusst wie schwer es ist einen Partner zu finden. Vor allem als Schwuler. Laut Statistik sind nämlich gerade einmal 5 bis 10 % homosexuell. Bei der derzeitigen Weltbevölkerung von 7,32 mrd. Menschen wären also 732 mio. homosexuell. Wenn man nun noch von einer 50/50 Verteilung von Männern und Frauen ausgeht, so sind also 366 mio. Männer homosexuell und somit mögliche Partner für mich.
Jetzt suche ich aber nicht Weltweit nach einem Partner, sondern nur in Deutschland. Hier liegt die Bevölkerungszahl aber nur noch bei rund 83 mio. Also deutlich weniger. Es gibt also nur noch 4,15 mio potenzielle Partner, unter denen sich "The one and only" befindet.
Das hört sich nun alles sehr pessimistisch an. 4,15 mio Menschen sind doch eigentlich eine recht stolze Zahl. Jedoch nicht, wenn man den Vergleichswert von 37,35 mio. möglichen Partnern heranzieht, wenn ich heterosexuell wäre.
Manch einer würde jetzt vielleicht sagen: "Dann werd doch einfach hetero, wenn du mehr Auswahlmöglichkeiten haben möchtest." Aber darum geht es mir nicht. Ich möchte keine große Auswahl haben. Ich möchte den einen finden, der zu mir passt und mit dem ich mein Leben verbringen möchte. Diesen einen Menschen unter 37 mio. zu finden ist nunmal wahrscheinlicher als unter 4 mio.

Aber genug der Zahlen und Statistiken. Niemand findet den passenden Partner, wenn er ständig zu Hause vorm PC sitzt und Statistiken wälzt. Man muss mit den Menschen in Kontakt treten. Man muss Kneipen, Lokale und Discos besuchen. Man muss sich einfach unter die Leute wagen.
Aber auch das ist manchmal gar nicht so leicht. Gerade am Anfang des Coming-Out-Prozesses, wenn man sich selbst noch nicht ganz sicher ist, ob man tatsächlich homosexuell ist. Wenn man selbst noch nicht so recht weiß, ob man schwul/lesbisch ist bzw. es noch nicht wahr haben möchte.
Aber auch diese Angst, kann man nehmen. Es gibt genug Kneipen in denen Jugendtreffs abgehalten werden und wo man erste Kontakte in die Szene knüpfen kann. Hier ist so ziemlich egal welche sexuelle Orientierung man hat oder in welchem Stadium des Outings man ist. Wichtig ist schließlich nur, dass man zusammen einen netten Abend verbringt. Und ja, es gibt tatsächlich Heterosexuelle, die oft und regelmäßig in so einer Szenen-Kneipe auftauchen.

Nun ist es aber auch nicht jedermanns Sache einen Jugendtreff zu besuchen. Vielleicht will man eher Zeit mit Schul- oder Studienfreunden verbringen. Mit Leuten, die man schon länger kennt und mit denen man schon einiges erlebt hat. Aber auch diese wollen eventuell einen Partner haben und können sich auf Dating-Portalen anmelden. Ja, es gibt tausende. Nicht, nur für Heterosexuelle.
Mr. Right zu finden ist aber dennoch nicht so leicht. Für manche scheint es nur darum zu gehen Sex zu haben. Freunde mit gewissen Vorzügen, Freundschaft +, Sexfreundschaft, Mingle oder wie man es auch nennen mag. Eine feste Bindung scheinen nur noch wenige zu wollen.
Woran das liegt? Das hat wohl mehrere Gründe. Manche denken wohl der Sex sei entscheidend. Andere warten wohl auf Mr Perfect, wollen auf den Sex aber nicht verzichten. Aber gibt es ihn überhaupt? Mr. Perfect?
Eine Beziehung einzugehen bedeutet nämlich immer sich auf einen Menschen einzulassen, Ihn mit all seinen Macken zu akzeptieren. Ein Mensch hat schließlich nicht nur positive Eigenschaften.
Mr. Right zu finden ist nicht leicht, aber das wäre ja auch langweilig. Vielleicht scheitert es manchmal auch einfach nur daran, dass wir uns nicht auf einen anderen Menschen einlassen. Vielleicht wollen wir mit aller Kraft diesen einen wunderschönen, unverwechselbaren, einmaligen, Supertypen kennenlernen. Aber lassen ihn letztlich doch ziehen, weil wir uns nicht auf ihn einlassen. Wer weiß? Wer weiß?