Donnerstag, 16. Juli 2015

B wie Blutspende I ABC eines Schwulen

Es ist eines der letzten gesellschaftlichen Stigmen für Schwule. Sie dürfen in Deutschland kein Blut spenden. In den letzen Jahren ist diese Debatte zwar immer wieder hoch gekocht, geändert hat sich seit dem aber nur wenig.
Das Blutspendeverbot für Homosexuelle ist ein Relikt aus den 80er Jahren. Damals wurden viele Maßnahmen getroffen, weil man Angst vor einer HIV-Infektion durch Schwule hatte. Aber nicht nur Schwule dürfen kein Blut spenden, sondern auch Prostituierte, Häftlinge und Drogenabhängige gehören zu einer Risikogruppe.
Der Ausschluss dieser Menschen zielt darauf ab, dass man das Risiko einer infektiösen Blutspende minimieren möchte. Zwar werden die Blutspenden auf das HI-Virus hin untersucht, dennoch unterstellen die Behörden diesen Gruppen einen zu promisken Lebensstil, sodass eine HIV-Infektion nicht zweifelsfrei ausgeschlossen werden kann.

Ich selbst habe schon des öfteren überlegt Blut zu spenden. Ich wollte immer den Menschen helfen. Bis heute habe ich nicht ein einziges mal Blut gespendet. Es ist mir verwehrt, weil ich schwul bin. Die Behörden packen mich einfach in eine Schublade mit der Aufschrift "Risiko-Gruppen". Ich werde diskriminiert, weil ich mich in Männer verliebe. Bis heute gehen die Behörden immer noch davon aus, dass Schwule nicht treu sein können. In den Köpfen der Menschen ist immer noch dieses eine Vorurteil vorhanden. Homosexuelle suchen nur die schnelle Nummer. Wann wo und mit wem ist dabei egal. Einzige Bedingung: Es muss ein Mann sein.
Es ist ein Ausschluss aufgrund meiner sexuellen Identität. Irgendwie fragwürdig, weil Menschen nicht wegen ihrer risikofreudigen Lebensweise ausgeschlossen werden, sonder wegen ihrer Identität. Einer Identität, die man gar nicht selbst gewählt hat. Eine Identität, von der man selbst nie ausgegangen wäre. Eine Identität, an die man sich selber erst gewöhnen musste.

Das Blutspendeverbot für bestimmte Risikogruppen kann hilfreich sein. Ausschlusskriterium sollte dabei aber niemals die Identität sein, sondern der Lebensstil den man führt. Fragwürdig ist zudem die Vorgehensweise, wie es zu einem Ausschluss kommt. Dieser findet nämlich per Fragebogen statt. Ein Instrument welches ziemlich wirkungslos ist, da man auf die ehrliche Beantwortung der Spender baut. Letztlich wird durch diesen Fragebogen das Risiko einer HIV-Infektion aber nicht verringert. Die Kontrollmöglichkeit der Antworten ist nur begrenzt möglich. Somit kann also auch jeder der noch so einen promisken Lebensstil führt Blut spenden.

Aber wie relevant ist ein solche Verbot überhaupt noch?


Die Angst durch eine Blutspende an HIV zu erkranken ist durchaus nachvollziehbar. Sie ist aber unbegründet. Es gibt bereits diverse Test die vor der Bluttransfusion durchgeführt werden. Die Wahrscheinlichkeit sich durch eine Blutspende an HIV zu infizieren ist minimal.
Ebenso ist es mir völlig schleierhaft warum Homosexuelle Organe spenden dürfen aber kein Blut. Bei der Organspende besteht doch ein ebenso hohes Risiko an HIV zu erkranken wie bei der Blutspende. Aber das Blutspendeverbot wird auch weiterhin bestehen bleiben.
Eine erfreuliche Nachricht gibt es aber dennoch. Das Zentrale Knochenmarkspender-Register Deutschland (ZKRD) zeigt sich einsichtig. Seit dem 18. Dezember 2014 dürfen nun auch homo- und bisexuelle Männer ihr Knochenmark spenden. Diese und andere Risikogruppen werden nicht länger schon bei der Registrierung ausgeschlossen.
Ist 2015 vielleicht das Jahr in dem heimlich still und leise die Blutspende für Homosexuelle geöffnet wird? 

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