Dienstag, 31. März 2015

Flug 4U 9525

Dienstag, 24. März 2015 10:00 Uhr:
Der Germanwings-Flug 4U 9525 startet in Barcelona. An Bord sind 144 Passagiere und 6 Besatzungsmitglieder. Es ist ein Routineflug, wie er mehrmals täglich durchgeführt wird.

10:31 Uhr:
Die Maschine verlässt nach einer Kurskorrektur nach Nordosten ohne Freigabe der Flugsicherung ihre Reiseflughöhe und beginnt einen Sinkflug.

10:36 Uhr:
Der Tower von Marseille versucht zum letzten Mal Kontakt mit der Germanwings-Maschine auf der internationalen Notfrequenz auf zu nehmen - ohne Erfolg.
Der Routineflug scheint heute keiner zu sein. Da die Maschine nicht antwortet wird ein anderer Routineplan eingeleitet. Ein Plan, den niemand gerne hört: es ist der Notfallplan.

10:40 Uhr:
Der Airbus A320 verschwindet vom Radar. Die schlimmsten Befürchtungen scheinen sich zu bewahrheiten. Der Airbus scheint abzustürzen. Jeden Moment könnte er auf dem Boden aufschlagen. Die letzte bekannte Flughöhe betrug gerade einmal 1890 Meter.

11:10 Uhr:
Nun gibt es auch Gewissheit. Das Wrack von Flug 4U 9525 wird durch die Hubschrauber des französischen Such- und Rettungsdienstes identifiziert. Die Frage, die sich in diesem Moment wohl jeder stellt ist nach dem Warum?

Die Nachricht vom Absturz der Germanwings-Maschine verbreitet sich wie ein Lauffeuer. Die Medien stürzen sich wie die Aasgeier auf das Geschehen. Jeder möchte wissen, was auf diesem Flug geschehen ist. Sind Billig-Airlines vielleicht unsicher? Wurde das Flugzeug regelmäßig gewartet? War es ein technischer Defekt? Könnte es ein Terroranschlag gewesen sein? Oder doch eher menschliches Versagen?
Inzwischen haben wir Gewissheit. Der Voice-Recorder des Flugzeugs wurde gefunden. Demnach war der Co-Pilot allein im Cockpit und scheint die Maschine mutwillig zum Absturz gebracht zu haben. Der Pilot hat zwar noch versucht sich Zugang zum Cockpit zu verschaffen, hat es aber nicht mehr geschafft. Sein Co-Pilot hat ihn ausgesperrt.
Seit den Anschlägen vom 11. September 2001 muss man die Tür zum Cockpit von innen freigeben. Zwar gibt es einen Notfallcode, um die Tür auch von außen öffnen zu können. Aber auch dieser hat nicht geholfen. Der Co-Pilot des Fluges 4U 9525 hat die Tür verriegelt und konnte so für fünf Minuten nicht geöffnet werden. Wertvolle Zeit, in der die Maschine mehrere tausend Meter in die Tiefe stürzte.

Warum tut ein Mensch so etwas? Was befähigt eine Person dazu, sich selbst und 149 weitere Personen umzubringen? Hätte man die Tat verhindern können? Was muss sich in Zukunft ändern, damit solche Taten nicht noch einmal vorkommen? Wussten die Passagiere, was auf sie zu kommt? Und die wohl wichtigste Frage,  die sich die Angehörigen stellen: Mussten ihre Liebsten leiden?

Letzteres kann man wohl mit nein beantworten. Auf den Aufzeichnungen des Voice-Recorders hört man erst ganz am Ende Schreie aus der Kabine. Den Passagieren schien also nichts aufgefallen zu sein, bis kurz vor dem Aufprall. Für Sie schien es eben ein ganz normaler Flug zu sein.
Die Frage nach dem Warum wird man hingegen nie mit Gewissheit beantworten können. Wir alle können niemandem in den Kopf schauen. Niemand kann sagen, was in seinem Gegenüber vorgeht. Wir wissen nur, dass der Co-Pilot wohl unter Depressionen gelitten haben soll. Vielleicht durchlebte er gerade eine tief depressive Phase. Vielleicht hat er nur auf den passenden Augenblick gewartet um sich das Leben zu nehmen. Aber auch dieser Schritt erfordert sehr viel Mut. Vielleicht hatte er ihn eben zu diesem unglücklichen Zeitpunkt und hat so 149 unschuldige Personen mit in den Tod gerissen.
Aber all dies bleibt reine Spekulation. Niemand von uns war in dem Flieger. Niemand von uns war im Cockpit. Niemand wusste, wie sich der Co-Pilot fühlte. Niemand wusste, was er gerade alles durchmachen musste.

Was kann man nun in Zukunft tun, um solche Ereignisse zu verhindern? Würde eine Vier-Augen-Regel helfen, so wie es bei amerikanischen Airlines Vorschrift ist? Würde eine Frauenquote helfen?

Der Flug 4U 9525 ist nun gerade einmal eine Woche her, da gibt es schon die ersten Personen, welche ihr Wissen kund tun. Sie geben Ratschläge, wie man alles besser machen kann. Natürlich ist es wichtig sich darüber Gedanken zu machen und dass auch möglichst schnell. Dennoch scheinen manche Menschen nur Profit aus diesem Unglück schlagen zu wollen. Über die derzeitige Situation scheint sich keiner so richtig im klaren zu sein.
Die Bergungsarbeiten hatten gerade erst begonnen. Angehörige wurden zum Ort des Geschehens gebracht. Die Leichen wurden noch nicht einmal geborgen, da trudeln schon die ersten Kommentare zum Flugzeugabsturz ein.
Luise Pusch ist feministische Linguistin und Schriftstellerin und veröffentlichte einen Gastbeitrag bei dem online Magazin "Emma" (veröffentlicht am 27.03.15). Darin fordert sie eine Frauenquote für Piloten. 94% der Piloten bei Lufthansa seien Männer, welche ein Risiko darstellen, denn "Amoktrips sind Männersache", sagt Pusch.
Ein Kommentar, der meiner Meinung nach zum falschen Zeitpunkt verfasst wurde. Darin geht es gar nicht so sehr um den Selbstmord und die 149 Opfer, sondern eigentlich nur darum, dass Frauen zu wenig Beachtung geschenkt wird. Was Frau Pusch jedoch nicht zu sehen scheint ist, dass eine Frauenquote allein nicht viel bringt. Denn dann könnte immer noch die Pilotin nach dem Gang zu Toilette aus dem Cockpit ausgesperrt werden. Aber auch die Bedingung, dass Pilotinnen während des gesamten Fluges im Cockpit verweilen müssten, würde bestimmt die ein oder andere Feministin aufschreien lassen. Was soll man also tun?
Die Idee eine Frauenquote einzuführen ist generell nicht schlecht. Solche Aktionen unterstütze ich auch gerne, aber der Zeitpunkt gefällt mir eben nicht. Frauenquote plus die Vier-Augen-Regel ist da schon besser. So würde gewährleistet, dass immer zwei Personen im Cockpit sein müssten und die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem weiteren Mitnahme-Selbstmord kommt verringert sich erheblich, da Männer tatsächlich häufiger Suizide erfolgreich begehen.

Montag, 30. März 2015

Suizid - und plötzlich war alles anders

Warum ist das passiert? Wieso hat er das getan? Er war doch immer so ein glücklicher Mensch. Warum hab ich nichts bemerkt? Wäre er vielleicht noch am Leben, wenn ich mich anders verhalten hätte? Was hätte ich anders machen können? Bin ich schuld am Tod meines Kindes? Hat es vielleicht wegen mir den Suizid gewählt? Warum ist er mit seinen Sorgen nicht zu mir gekommen?




All dies sind Fragen die sich Angehörige von Suizidanten stellen werden. Fragen auf die es keine eindeutige Antwort gibt und die man für den Rest seines Lebens mit sich herum tragen wird. Vor allem die Frage nach der Schuld. Wer hat mein Kind in den Suizid getrieben? War ich es vielleicht?

Etwa 10.000 Menschen bringen sich jährlich in Deutschland um. Allein 200 davon sind jünger als 20 Jahre. Bedauerlicherweise sind diese Zahlen in den letzten Jahren auch relativ stabil geblieben. Bei jungen Menschen gehört der Suizid sogar zur häufigsten Todesursache. 30 bis 40 Prozent der jungen Menschen kommen auf den Gedanken, sich umzubringen. Vier bis sechs Prozent versuchen es sogar.
Woran liegt es, dass sich so viele Menschen das Leben nehmen wollen? Was muss man erlebt haben, um den Tod als einzigen Ausweg zu sehen? Erwarten wir manchmal zu viel von unseren Mitmenschen? Drängen wir sie vielleicht in ein Leben, was sie gar nicht führen wollen?

Ein Artikel im Spiegel (Heft-Nr.: 12, vom 14.03.2015) handelt über das Thema Suizid. Seit über sechs Jahren versucht ein Vater den Suizid seines Sohnes zu verarbeiten. Er will verstehen, warum sich sein Sohn das Leben genommen hat. Aber anstatt Antworten zu erhalten, stellen sich nur noch mehr Fragen. Weder die Schule, noch das Jugendamt wollen sich mit dem Thema auseinandersetzen. Auch nachdem der Vater ein Buch verfasst hat und sich an den Spiegel gewandt hat, bleiben die Fragen weiter offen?
An das Thema Suizid wagt sich keiner heran. Es ist eines der Tabuthemen unserer Gesellschaft. Irgendwie ist dies auch verständlich. Wenn es um den Suizid eines Menschen geht, geht es auch immer um die Frage der Schuld. Und die möchte keiner haben. Niemand möchte Schuld am Tod eines Menschen haben.
Aber ist es wirklich richtig das Ganze Tod zu schweigen?
Nein, sagt der Kinder- und Jugendpsychiater Helmut Braun-Scharm. "Es ist wichtig, öffentlich über das Thema zu sprechen. Nur so können wir die Jugendlichen dazu bringen, sich damit auseinanderzusetzen."
Bei solchen Tabuthemen glaubt man oft, dass man alleine sei. Als ob man nur einer unter Tausenden oder gar Millionen sei. Oft stellt man aber fest, dass dem gar nicht so ist. Meist sind mehr Menschen betroffen als man glaubt. Allein diese Tatsache gibt einem Mut und Kraft über die unmöglichsten Dinge zu sprechen.

"Das Sterben der Seele beginnt nicht mit dem Verlust des Lebens,
sondern mit dem fehlen von Liebe."

Wer weiß schon welcher unserer Mitmenschen suizidgefährdet ist? Ein Nachbar? Ein Mitschüler? Ein Kommilitone? Vielleicht sogar einer unserer Eltern, Geschwister oder Kinder? Es könnte jeder sein. Was einen Menschen nun dazu bringt den Tod zu wählen, kann man wohl nie mit Gewissheit sagen oder an einer bestimmte Sache fest machen. Aber vielleicht bekommt der ein oder andere neuen Lebensmut, wenn man ihm zeigt, dass man ihn liebt und wertschätzt. Dass man gerne und viel Zeit mit ihm verbringt. Dass der Mensch eben nicht nur ein Lebewesen ist, welches zu funktionieren hat.

Montag, 23. März 2015

Wenn Vorurteile einem das Leben schwer machen

Ich bin Student, schwul und Waldorfschüler. Letzteres bin ich gewesen, schließlich habe ich die Schulzeit erfolgreich hinter mich gebracht. Aber wie heißt es so schön: "Einmal Waldi, immer Waldi." Das stört mich auch nicht im geringsten. Im Gegenteil, ich bin sogar ein wenig stolz darauf, dass ich auf eine Waldorfschule gehen durfte.
Aber zurück zum Thema. Die oben genannten Gruppen sind von Vorurteilen geplagt. Studenten haben ständig Freizeit, feiern am Wochenende bis tief in die Nacht und haben eigentlich keine Ahnung vom wahren Leben. So scheinen einige zumindest zu denken. Gerade im vergangenen Jahr ist mir das sehr aufgefallen. Immer wieder hieß es: "Kannst du nicht mal..." oder "Du bist doch Student und hast Zeit..." Niemand scheint sich zu fragen, dass das Studentenleben nicht nur aus Besäufnissen und spätem Aufstehen besteht, sondern hier und da auch ganz schön viel Arbeit bedeutet. Manchmal sitzt man eben bis spät in die Nacht am Schreibtisch um ein Projekt fertig zu stellen oder man steht morgens früh auf, und dass auch am Wochenende.
Im Moment sind Semesterferien oder Neudeutsch: Vorlesungsfreie Zeit. Es sind nämlich keine richtigen Ferien. Im Gegenteil. Für mich bedeutet dass verstärkt arbeiten gehen, Scheine/Klausuren vorbereiten und schließlich auch schreiben. Ich möchte schließlich nicht nur bestehen, sondern auch noch ein gutes Ergebnis abliefern. Das alles unter einen Hut zu bringen ist da nicht immer so leicht wie es aussieht.
Zum Glück endet meine verstärkte Arbeitsphase nun auch und ich freue mich schon, wenn ich alle Scheine geschrieben habe und endlich ein paar freie Tage über Ostern habe. Nicht falsch verstehen ich arbeite gerne. Vor allem hier in Hamburg. Es gibt zwar immer wieder Dinge über die ich mich aufrege, aber letztlich bin ich doch zufrieden. Zumal die Kollegen hier um einiges netter und freundlicher sind. Hier trifft man sich eben auch mal und schnackt über das eine oder andere Thema.
So auch in der vergangenen Woche. Irgendwie sind wir auf das Thema Schule und Waldorfschule gekommen. Somit kam natürlich auch die wunderschöne und wohl nie endende Frage: "Kannst du deinen Namen tanzen?" Nur vorab: Ja, ich kann auch meinen Namen tanzen, genauso wie jeden anderen. Ich könnte mich sogar mit anderen Waldorfschülern so unterhalten. Ich habe auch einen Waldorfabschluss gemacht und somit sogar die Lizenz dazu.
Die Reaktionen auf mein "Outing" als Wladorfschüler waren wie üblich. Ein Teil hat nichts gesagt, Manche zeigten Interesse, wo nun der Unterschied zur "normalen" Schule sei und natürlich auch die Gegenreaktion. Diejenigen, welche die Schule schlecht reden. "Da lernen die Kinder dann ihren Namen tanzen und kriegen sonst nicht viel auf die Reihe." So oder so ähnlich war der Kommentar, den ich letzte Woche zu hören bekommen habe. Mit meinem geschulten Gehör habe ich das einfach überhört und dem Kollegen die Unterschiede verdeutlicht oder bessert gesagt, wie es auf einer Waldorfschule zugeht. Ich war nämlich nie auf einer "normalen" Schule und kann daher auch keinen Vergleich ziehen.
Vielleicht wird der ein oder andere Kollege nun anders auf die Waldorfschule blicken. Ich habe schließlich schon oft mitbekommen, dass die Menschen sich nie richtig  mit einem solchen Thema auseinandergesetzt haben. Die Klischees halten sich eben, weil sich jemand nicht intensiv genug mit einem Thema beschäftigt.
Was mich zudem immer wieder aufregt ist, dass sich relativ viele Menschen an Vorurteile klammern. Menschen, die eigentlich keine Ahnung von der Wahrheit haben und somit anderen Menschen das Leben unnötig schwer machen. Es mag sein, dass sich hier und da mal ein Klischee bestätigt, aber was sagt ein Mensch schon über eine ganze Gruppe aus? Sind Vorurteile und Klischees überhaupt haltbar? Warum glauben so viele überhaupt an Vorurteile? Warum trauen sich manche nicht auch mal selbst Recherchen anzustellen? Haben Sie vielleicht angst diskriminiert zu werden? Wenn ja, warum diskriminieren sie dann selbst andere Menschen?

Montag, 16. März 2015

Die Macht der Medien

Am vergangenen Montag hat Apple neue Produkte vorgestellt. Ich, als bekennender Apple-Freak, habe das Event natürlich im Internet verfolgt. Alle vorgestellten Produkte sind dünner, schneller, leichter und haben zudem noch das ein oder andere neue Feature. Überall wird nur das Beste Material verbaut. Die Benutzung soll noch leichter werden. Alles scheint perfekt, man kann die Produkte sogar schon vorbestellen.
Ein Highlight war natürlich die Apple Watch. Auch ich war am überlegen mir eine zu kaufen, aber irgendwie bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich dieses Produkt nicht brauche. Ich kann dann zwar sagen, dass ich mit zu den ersten gehöre, die eine Apple Watch haben, aber davon kann ich mir auch nichts kaufen. Solange ich noch keinen höheren Nutzen von dieser Uhr habe, brauche ich diese auch nicht. Alles was die Uhr kann, kann auch ein iPhone - und das habe ich.
Aber woher kommt dann das Verlangen ein neues Produkt zu haben? Warum wollte ich diese Uhr haben? Habe ich nicht schon genug Apple Produkte? Bin ich nicht schon oft genug im Internet? Verbringe ich nicht schon genug Zeit mit den Geräten?

"Du bist zu jederzeit online
als stets erreichbar
doch eigentlich nie wirklich da"

- Der Typ im Spiegel von Roger Cicero   

Egal wo man heute hinsieht, fast jeder hat heutzutage ein Smartphone. Und das verweilt nicht wie früher einmal die Handys in der Hosentasche. Nein, ein Smartphone hält man in der Hand. Man surft im Internet. Schaut bei Facebook, Twitter, Instagram und co. vorbei. Man schreibt sich über diverse Messenger oder spricht mit seinem Handy, damit der Empfänger auch noch die Stimme hören kann. Dass man mit den Geräten auch noch telefonieren kann, scheint eigentlich überflüssig zu sein. Schreiben kann man schließlich mit mehreren Personen gleichzeitig und dass auch noch über unterschiedliche Themen.
Man könnte also sagen, dass das Smartphone eine Bereicherung für unser Gesellschaftsleben ist. Nie zuvor war es wichtiger möglichst viele Follower, Abonnenten, Likes oder Freunde auf den verschiedenen sozialen Netzwerken zu haben. Auf dem Schulhof verabredet man sich nicht mehr, um gemeinsam etwas zu unternehmen. Nein, das Gesprächsthema lautet da schon eher wer wie viele Follower hat und wen man gerade wieder übertroffen hat. Längst sind die sozialen Netzwerke zu einer Volksdroge geworden. Wer einmal damit angefangen hat kommt da so leicht nicht mehr raus.

Auch ich gehöre zu diesen Internetjunkies. Ich bin ständig auf den sozialen Netzwerken unterwegs. Wenn ich längere Zeit mal nicht online war, komme ich mir vor wie auf Entzug. Ich habe Angst eine wichtige Nachricht vielleicht nie zu erhalten. Ständig online. Ständig erreichbar. Aber wirklich da bin ich eher selten.
Wir leben in einer Gesellschaft, die abhängig ist. Nicht etwa von Zigaretten, Alkohol und Drogen. Nein, wir sind abhängig von den diversen Medien und technischen Errungenschaften. Wir wollen immer das neuste, tollste und Beste Gerät haben. Wir wollen mit so vielen Leuten wie möglich in Kontakt bleiben. Was dabei aber auf der Strecke bleibt ist das soziale Miteinander. Mit den Menschen in Kontakt treten und dabei wirklich von Angesicht zu Angesicht über alles mögliche zu reden.
Manchmal wünsche ich mir diese Zeiten wieder zurück. Zeiten, in denen man mit einer Flasche Wein auf der Terrasse saß und einfach nur miteinander geredet hat. An Sommerabenden sogar bis tief in die Nacht, sodass man fast schon die ersten Sonnenstrahlen wieder miterlebt hat.
Die Gegenwart sieht da aber etwas anders aus. Heutzutage sitzt man gemeinsam vor dem Fernsehen und lässt sich von Filmen und diversen Werbespots zu dröhnen. Gleichzeitig schaut man sich Videos auf Youtube an. Googelt etwas im Internet. Antwortet Freunden auf WhatsApp und postet noch schnell ein Bild auf Instagram, wie sehr man doch den letzten Sommerurlaub vermisst. Da laufen schnell mal drei oder vier Geräte gleichzeitig.
Wir mögen die Zeit gemeinsam in einem Raum verbringen, aber letztlich verbringen wir sie alleine, denn wir beschäftigen uns nur mit unseren Geräten und kommunizieren nicht miteinander. Die Menschen, die uns umgeben, die uns wichtig sind, die ihre Zeit für uns opfern würden, denen schenken wir am wenigsten von unserer eigenen. Dabei ist doch die Zeit das Kostbarste was wir einem Menschen geben können.
Auch die Firma Durex hat sich mit dem Thema beschäftigt. Diese hat ein Forschungsteam zusammengestellt und an einer Entwicklung für Smartphones gearbeitet, welches Paare näher zusammenbringen soll. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Es ist eben so simple wie genial.


Mit einem Menschen von Angesicht zu Angesicht zu reden, zu lachen oder auch zu weinen ist eben doch etwas ganz Besonderes. Dieses besondere Gefühl kann kein Gerät, kein soziales Netzwerk und kein Messenger auch nur ansatzweise erreichen.

Montag, 9. März 2015

Krankenhäuser - Hier geht's nur ums Geschäft


Krankenhäuser - eigentlich ein Ort um seine Leiden und Gebrechen zu kurieren. Wer hierher kommt hofft auf eine Heilung, auch wenn man noch so schlechte Aussichten hat. In Krankenhäusern kann einem eben geholfen werden. Hier laufen wer weiß wie viele Mediziner herum. Diese wissen was sie tun können, um einen Menschen zu heilen. Selbst aussichtslose Fälle sind schon gesund und munter wieder nach Hause gegangen. Aber was, wenn wirklich alles nichts mehr hilft? Was, wenn tatsächlich das letzte Stündlein geschlagen hat? Was ist, wenn selbst die Ärzte nichts mehr tun können?

Als ich noch jünger war, habe ich mich immer gefreut, wenn ich zu meinen Großeltern durfte. Es hat mir immer großen Spass gemacht mich mit meinem Großvater fertig zu machen. Zähne putzen, Rasieren - auch wenn ich noch keinen Bart hatte - etwas Morgengymnastik, anziehen und gemeinsam Frühstücken. Je nachdem welcher Tag war, wurde ich dann in den Kindergarten gebracht, habe mich mit Freunden verabredet oder etwas mit meinem Großvater und meinem Bruder unternommen.
Im großen und Ganzen war es eine schöne Zeit. Leider war aber mein Großvater schwer krank. Er hatte Bechterew, eine Krankheit, die die Bewegungsmöglichkeiten einschränkt. Mein Großvater konnte nicht aufrecht gehen. In den Jahre in denen er lebte, lag er zudem fast ausschließlich im Bett. Immer wieder musste ein Arzt kommen. Regelmäßig haben wir den Krankenwagen rufen müssen. Aber die Ärzte konnten ihn immer wieder gesund pflegen.
Eines Tages ist hat der das Gleichgewicht nicht mehr halten können und ist rückwärts die Treppe runtergefallen. Durch seine Krankheit konnte er den Sturz nicht abfangen und ist mit dem Hinterkopf gegen die Mauer gestoßen. Die Folgen: Der siebte Halswirbel war gebrochen.
Nach langem hin und her, habe die Ärzte aber auch dieses Problem in den Griff bekommen. Sogar die ersten Reha-Maßnahmen wurden schon besprochen. Was die Ärzte allerdings nicht bedachten war, dass mein Großvater schon etwas älter war und schon lange mit seiner Krankheit zu kämpfen hatte. Letztlich hatte mein Großvater wohl keine Kraft mehr und ist verstorben.

Mein anderer Großvater litt an Nierenversagen. Er bekam eine neue Niere, bekam Zucker. Ihm merkte man nicht an, dass er krank war. Er war eben ein ganz normaler Mensch. Aber eines Tages verschlechterte sich auch sein Zustand. Auch er kam ins Krankenhaus. Die Ärzte taten alles, was in ihrer Macht stand. Doch auch hier konnte nichts mehr getan werden. Mein Großvater starb.

Für unsere Liebsten würden wir wohl alles tun. Für sie ist uns kein Weg zu weit, kein Berg zu hoch, kein See zu tief. Wir wissen auch, dass die Zeit die wir hier auf der Erde verbringen eines Tages zu Ende sein wird. Aber das Ende sollte doch bitte weit, weit in der Zukunft liegen, oder vielleicht nie eintreten. Wir wollen unsere geliebten Menschen nicht so einfach verlieren. Wir geben die Hoffnung nie auf, dass vielleicht doch noch ein Wunder geschehen könnte, selbst wenn die Krankheit noch so schlimm ist und die Zukunft nicht rosig aussieht. Wir hoffen darauf, dass unsere Mediziner noch irgend ein Ass im Ärmel haben und uns wieder gesund pflegen können. In solchen Momenten spielt selbst Geld keine große Rolle mehr. Wir wollen nur wieder gemeinsam mit unseren Liebsten am Tisch sitzen, gemeinsam essen und ein paar schöne Stunden verbringen.

In den vergangenen Wochen haben sich viele Zeitungen darüber beklagt, wie viel Geld ein Krankenhaus mit dem Tod eines Patienten verdient. Sogar Patienten, die dem Tod schon in die Augen sehen, bekämen noch die letzte Chemotherapie. Patienten würden trotz ihres heiklen Zustandes noch operiert. Ärzte würden sich keine Zeit mehr für den Patienten nehmen. Alles ginge nur noch ums Geschäft. Wie man möglichst viel Gewinn aus einem Patienten schlagen kann.
Aber liegt das einzig und allein am Arzt? Eine Person die Tag für Tag über Leben und Tod entscheiden muss soll nun die gesamte Schuld treffen? Ist es nicht auch die Schuld der Krankenhäuser? Die Gier des Menschen noch mehr Geld zu verdienen? Liegt es nicht auch an der Situation unseres Gesundheitssystems?
In der medizinischen Forschung sind wir sehr weit vorangeschritten. Krankheiten die früher noch zum Tod geführt haben können heute mühelos behandelt werden. Wenn es uns schlecht geht, lassen wir uns ein Medikament verschreiben oder lassen uns operieren und alles wird wieder gut. Der Medizin scheinen einfach keine Grenzen gesetzt zu sein. Das wollen wir auch nicht. Wir wollen schließlich möglichst viel Zeit mit den Menschen verbringen, die uns am Herzen liegen. Dieses Verlangen nutzen manche Menschen aus und verdienen ihr Geld damit. Das heißt aber nicht, dass einzig und allein die Ärzte die Schuld trifft. Es gibt schließlich noch sehr viel mehr Menschen, die an einem Patienten verdienen und damit sind nun nicht die Krankenpfleger gemeint. Nein, gemeint sind die Menschen aus der Chefetage. Diejenigen, die ein Krankenhaus leiten und dabei natürlich auch ein paar Gewinne in Form von Geld sehen wollen. Den Managern kann es doch egal sein, ob der Patient nun kurz vor dem Tod steht oder nicht. Er sieht schließlich nur die Zahlen auf dem Papier. Solange wie die nicht rot sind ist doch alles in Ordnung.
Wer sich außerdem mal den Arbeitsmarkt anschaut, stellt fest, dass überall händeringend Ärzte und Pflegepersonal gesucht werden. Täglich müssen dutzende von Patienten versorgt werden. Hier und da müssen Doppelschichten geschoben werden. Auf die Dauer ist das ziemlich nervenaufreibend. Da kann man froh sein, wenn man auch mal ein paar freie Minuten hat. Eine Zeit, in der man abschalten kann.

Letztlich sind alle Menschen Egoisten. Wir wollen möglichst viel Geld verdienen. Wir wollen möglichst vielen Menschen helfen. Wie wollen möglichst viele Menschen heilen. Wir wollen möglichst viel Zeit mit unseren Liebsten verbringen. Wir wollen möglichst lange Leben. An unsere Mitmenschen denken wir dabei nur sehr selten.
Wer in der Medizinbranche tätig ist muss wissen, dass der Tod allgegenwärtig ist. Wer in der Finanzbranche tätig ist muss wissen, dass ein Unternehmen auch Verluste machen kann. Und jeder sollte wissen, dass die Zeit, die man auf der Erde hat, begrenzt ist. Wir sollten also jede einzelne Minute auskosten. Irgendwann wird die Zeit kommen an dem uns ein geliebter Mensch verlässt. Mit diesem Verlust kommen wir nunmal besser zurecht, wenn wir einem anderen Menschen die Schuld gegeben können. Leider gibt uns unser Gesundheitssystem sehr viel Zündstoff dafür.

Montag, 2. März 2015

LGBTI ergreifen Weltherrschaft / Hetero könnte bald Schimpfwort #1 sein

Ihr armen Heten. Nun könnte bald "hetero" das neue Schimpfwort sein, welches auf Schulhöfen und in Klassenzimmern sich an den Kopf geworfen wird. Die größte Diskriminierung aller Zeiten wird kommen. Rund 6 mrd. Menschen werden es sein. Outen werden sich nicht mehr die LGBTI. Nein, sie werden zu den "Normalen" gehören. Sie werden es endlich geschafft haben. Sie werden voll anerkannte Menschen in der Gesellschaft sein. Sie werden die Rechte haben, denen früher nur Heten zugesprochen wurde. In Führungspositionen werden nur noch LGBTI vertreten sein. Wer in die Regierung will darf nicht hetero sein. Die gesamte Welt wird von ihnen regiert und schon bald werden fremde Planeten bereist um dort den Siegeszug fortzuführen. Überall wird der 28. Juni 1969 zum Feiertag erklärt. Der Tag, an dem alles begann.

Aber stimmt das wirklich? Wird es wirklich so kommen? Was ist dran an der ganzen Geschichte? Muss man sich bald wirklich dafür schämen, dass man hetero ist? Sind dass die Folgen des Stonewall-Aufstands in der Christopher Street?

Die Wahrscheinlichkeit, dass all dies eintreten wird ist doch verschwindend gering. Es werden zwar überall Debatten geführt, was die Rechte von LGBTI-Menschen angeht, aber diese müssen auch zu einem Ergebnis führen und nicht im Sande verlaufen. Zudem stellt sich dabei auch die Frage zu welchem Ergebnis man in der jeweiligen Runde gekommen ist.
Allein die Tatsache, dass in manchen Ländern immer noch die Todesstrafe auf homosexuelle Handlungen steht, macht mich doch etwas stutzig. Oder wie meine Mutter sagen würde: "Wir leben im 21 Jahrhundert, fliegen zum Mars, wollen fremde Planeten besiedeln, aber schaffen es nicht einmal unsere Probleme hier auf der Erde zu lösen."

Zugegeben, seit den Aufständen in der Christopher Street im Jahr 1969 hat sich einiges an den Rechten von LGBTIs geändert. Darüber kann man auch froh sein, gerade weil es sich zum positiven hin verändert hat, aber von der völligen Gleichstellung und der Akzeptanz in der Gesellschaft sind wir noch weit entfernt. Manchmal habe ich sogar das Gefühl wir bewegen uns in einem Hamsterlaufrad. Wir können tun und machen was wir wollen, aber wirklich voran kommen tun wir dabei nicht. Es wird überlegt, wie man Gesetze möglichst genderneutral formulieren kann. Studentenwohnheime heißen nun Studierendenwohnheime. Das Ampelmännchen braucht unbedingt einen neuen Namen und sollte möglichst auch genderneutral aussehen. Im Bundestag werden hitzige Debatten geführt, ob gleichgeschlechtliche Paare denn wirklich ein Recht auf ein Kind haben. Oder auch das beliebte Thema Sexualkunde/Homologie als Unterrichtsfach.

Aber was haben wir davon, wenn alles genderneutral dargestellt wird? Bringt uns das wirklich weiter? Ist es nicht nur neues Material für all die homophoben Menschen, welche nicht wollen, dass ihre Kinder angeblich schwul/lesbisch oder gar transsexuell gemacht werden? Neues Material für all diejenigen, welche angst vor einer Frühsexualisierung der Kinder haben? Für all die Menschen, die plötzlich angst haben, dass sie vielleicht selbst diskriminiert und ausgegrenzt werden könnten?

Das sich die Politik mit den Rechten von LGBTIs auseinandersetzt finde ich gut und das wird auch langsam Zeit. Die Frage ist nur welche Gesetze geändert werden. Beispielsweise die Straßenverkehrsordnung genderneutral zu formulieren finde ich ist der falsche Weg. Viel wichtiger ist da schon die generelle Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen Paaren. Diese haben oft noch Nachteile gegenüber anderen Paaren wie man z. B. beim Adoptionsrecht sieht. Aber an dieses Thema wagen sich nur sehr wenige heran. Haben die Parteien vielleicht angst den ein oder anderen Stammwähler zu verlieren? Wenn ja, dann sollten Sie auch überlegen, wie viele sie evtl. hinzugewinnen. Im Wahlkampf geht es schließlich nicht darum seine Stammwähler zu behalten, sondern möglichst viele Wähler mit dem eigenen Programm zu überzeugen.
Ebenso an das Thema Bildungsplan wagen sich nur sehr wenige heran. Die Bildungsplangegner warnen vor einer Frühsexualisierung der Kinder. Demnächst solle es nur noch um Sexualpraktiken gehen und was man alles von einer Prostituierten erwarten könne. Es werden Ängste geschürt, die gar keine Daseinsberechtigung haben. Dank des Bildungsplans soll nur darauf aufmerksam gemacht werden, dass es eben nicht nur die Vater-Mutter-Kind-Familie gibt, sondern auch andere Formen. Ebenso wie es verschiedene religiöse, kulturelle und ethnische Hintergründe gibt.
Aber das hört sich alles nicht dramatisch genug an. Stattdessen schürt man Ängste, spricht Sorgen von Eltern an, die früher nie existiert haben. In der Schule würde es nur noch um das Thema Sex gehen. Ganze Generationen würden plötzlich homosexuell sein. Heterosexuelle gehörten auf einmal zu einer diskriminierten Minderheit. Das Blatt würde sich wenden. Hetero wäre das neue Schimpfwort #1 auf unseren Schulhöfen.
Manchmal wäre es vielleicht ganz gut, wenn auch mal Heten in den Genuss kommen sich zu outen. Zu wissen wie es ist, wenn man zu einer diskriminierten Minderheit gehört. Seine Liebe zum Partner nicht öffentlich zeigen zu können ohne schief angeguckt oder einen blöden Kommentar zu erhalten. Aber in den ganzen Debatten um den Genderkrieg würden wir auch dann kein Stück weiter kommen. Letztlich muss sich jeder selbst fragen, wo der Unterschied zwischen Homo-, Hetero-, Bi-, Trans- und Intersexuellen besteht. Bei dem ein oder anderen wird man bestimmt verwundert gucken, wenn man plötzlich erfährt, dass sein gegenüber homo- oder transsexuell ist.