Montag, 23. März 2015

Wenn Vorurteile einem das Leben schwer machen

Ich bin Student, schwul und Waldorfschüler. Letzteres bin ich gewesen, schließlich habe ich die Schulzeit erfolgreich hinter mich gebracht. Aber wie heißt es so schön: "Einmal Waldi, immer Waldi." Das stört mich auch nicht im geringsten. Im Gegenteil, ich bin sogar ein wenig stolz darauf, dass ich auf eine Waldorfschule gehen durfte.
Aber zurück zum Thema. Die oben genannten Gruppen sind von Vorurteilen geplagt. Studenten haben ständig Freizeit, feiern am Wochenende bis tief in die Nacht und haben eigentlich keine Ahnung vom wahren Leben. So scheinen einige zumindest zu denken. Gerade im vergangenen Jahr ist mir das sehr aufgefallen. Immer wieder hieß es: "Kannst du nicht mal..." oder "Du bist doch Student und hast Zeit..." Niemand scheint sich zu fragen, dass das Studentenleben nicht nur aus Besäufnissen und spätem Aufstehen besteht, sondern hier und da auch ganz schön viel Arbeit bedeutet. Manchmal sitzt man eben bis spät in die Nacht am Schreibtisch um ein Projekt fertig zu stellen oder man steht morgens früh auf, und dass auch am Wochenende.
Im Moment sind Semesterferien oder Neudeutsch: Vorlesungsfreie Zeit. Es sind nämlich keine richtigen Ferien. Im Gegenteil. Für mich bedeutet dass verstärkt arbeiten gehen, Scheine/Klausuren vorbereiten und schließlich auch schreiben. Ich möchte schließlich nicht nur bestehen, sondern auch noch ein gutes Ergebnis abliefern. Das alles unter einen Hut zu bringen ist da nicht immer so leicht wie es aussieht.
Zum Glück endet meine verstärkte Arbeitsphase nun auch und ich freue mich schon, wenn ich alle Scheine geschrieben habe und endlich ein paar freie Tage über Ostern habe. Nicht falsch verstehen ich arbeite gerne. Vor allem hier in Hamburg. Es gibt zwar immer wieder Dinge über die ich mich aufrege, aber letztlich bin ich doch zufrieden. Zumal die Kollegen hier um einiges netter und freundlicher sind. Hier trifft man sich eben auch mal und schnackt über das eine oder andere Thema.
So auch in der vergangenen Woche. Irgendwie sind wir auf das Thema Schule und Waldorfschule gekommen. Somit kam natürlich auch die wunderschöne und wohl nie endende Frage: "Kannst du deinen Namen tanzen?" Nur vorab: Ja, ich kann auch meinen Namen tanzen, genauso wie jeden anderen. Ich könnte mich sogar mit anderen Waldorfschülern so unterhalten. Ich habe auch einen Waldorfabschluss gemacht und somit sogar die Lizenz dazu.
Die Reaktionen auf mein "Outing" als Wladorfschüler waren wie üblich. Ein Teil hat nichts gesagt, Manche zeigten Interesse, wo nun der Unterschied zur "normalen" Schule sei und natürlich auch die Gegenreaktion. Diejenigen, welche die Schule schlecht reden. "Da lernen die Kinder dann ihren Namen tanzen und kriegen sonst nicht viel auf die Reihe." So oder so ähnlich war der Kommentar, den ich letzte Woche zu hören bekommen habe. Mit meinem geschulten Gehör habe ich das einfach überhört und dem Kollegen die Unterschiede verdeutlicht oder bessert gesagt, wie es auf einer Waldorfschule zugeht. Ich war nämlich nie auf einer "normalen" Schule und kann daher auch keinen Vergleich ziehen.
Vielleicht wird der ein oder andere Kollege nun anders auf die Waldorfschule blicken. Ich habe schließlich schon oft mitbekommen, dass die Menschen sich nie richtig  mit einem solchen Thema auseinandergesetzt haben. Die Klischees halten sich eben, weil sich jemand nicht intensiv genug mit einem Thema beschäftigt.
Was mich zudem immer wieder aufregt ist, dass sich relativ viele Menschen an Vorurteile klammern. Menschen, die eigentlich keine Ahnung von der Wahrheit haben und somit anderen Menschen das Leben unnötig schwer machen. Es mag sein, dass sich hier und da mal ein Klischee bestätigt, aber was sagt ein Mensch schon über eine ganze Gruppe aus? Sind Vorurteile und Klischees überhaupt haltbar? Warum glauben so viele überhaupt an Vorurteile? Warum trauen sich manche nicht auch mal selbst Recherchen anzustellen? Haben Sie vielleicht angst diskriminiert zu werden? Wenn ja, warum diskriminieren sie dann selbst andere Menschen?

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