Sonntag, 7. Dezember 2014

Homophobie in der Schule


 
In letzter Zeit denke ich oft an meine Schulzeit zurück. Natürlich stelle auch ich mir die Frage: Was wäre wenn? Wäre ich heute jemand anderes? Wenn ja, wer wäre ich?
Solche Fragen sind immer schwer zu beantworten. Fest steht, dass man sie nie mit Gewissheit beantworten kann. Aber warum frage ich mich das?

Als Jugendlicher stellte ich fest, dass ich Gefühle für das gleiche Geschlecht hatte. Zunächst war das keine großes Problem, jeder hat schließlich mal eine solche Phase. Daher machte ich mir auch keine großen Gedanken darüber. Irgendwann werden sich schon Gefühle für das andere Geschlecht entwickeln. Dieser Zeitpunkt trat nie ein. 
Weder in der Schule noch zu Hause wurde das Thema Homosexualität angesprochen. Es war ein Tabuthema und niemand traute sich es anzusprechen. "Schwuchtel", "Homo", "schwul", all diese Worte galten für alles Negative. Auch ich benutzte sie. Ich hatte angst davor diskriminiert zu werden, als Außenseiter zu gelten. In meiner Klasse wurde ein Mitschüler gemobbt und ist schließlich von der Schule gegangen. Das wollte ich auf keinen Fall selber durchmachen. Ich zog mich aus dem Gesellschaftsleben zurück. Ich wollte nicht das jemand merkt, dass ich schwul war und schon gar nicht darauf angesprochen werden.

Inzwischen kann ich ganz gut mit meiner Homosexualität umgehen. Mir ist es egal, ob nun ein Fremder weiß das ich schwul bin oder nicht. Diese wissen schließlich nicht, was Schwule, Lesben und Transgender alles durchmachen müssen. Aber warum wird diese Gruppe in der Gesellschaft nicht anerkannt? Was ist so schlimm daran, dass sich zwei Menschen lieben?
Wie heißt es in dem Film Transcendence: "Der Mensch fürchtet sich vor dem, was er nicht versteht." Aber anstatt sich zu informieren und es wenigstens versucht zu verstehen, wird es tot geschwiegen. Die Ablehnung homosexueller Menschen kommt also von der puren Unwissenheit. Dabei kann man sich heutzutage so leicht informieren. Es gibt unzählige Internetseiten zum Thema Homosexualität. Manche Menschen werden ehrenamtlich tätig und kommen an Schulen, um die Jugendlichen aufzuklären. Es werden Seminare für alle Altersgruppen angeboten, und es wirkt. Die Zahl homophober Menschen ist gesunken. Immer mehr Leute tolerieren und akzeptieren Homosexuelle.

Aber wie sieht die Aufklärung an Schulen aus?
Meine Schulzeit liegt noch nicht lange zurück, daher kann ich mich noch gut daran erinnern. Nie wurde das Thema von einem Lehrer aufgegriffen. Letztlich musste ich mich selber mit dem Thema auseinandersetzen, worunter mein Selbstwertgefühl gelitten hat.
Auch heute scheint niemand das Thema Homosexualität anzusprechen. Dabei sollte es im Unterricht behandelt werden. Vor allem in Sexualkunde. Das Stillschweigen der Lehrer kommt nämlich einer Legitimation von Homophobie gleich. Jeder sollte sich das vor Augen führen und überlegen, ob er das will.

2 Kommentare:

  1. Leider immer noch kein Thema im Unterrichtsstoff. Es gibt in den "Lehrbüchern" immer nur "Mann und Frau". Das muss sich in Zukunft definitiv ändern. Unsere Erfahrungen zeigen, dass dies Deutschlandweit ein Problem an Schulen ist.

    Grüße von Chrissi

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  2. Mir kommen bei solchen Worten nur die Tränen.
    Homosexualität war nie ein Problem für mich, da meine Mutter immer schon homosexuelle Freunde hatte mit denen ich mich auch immer super verstand.
    Später in der Schule war es für mich völlig unverständlich warum man damit überhaupt ein Problem haben kann und es ist es bis heute!
    Ich kann mir nur vorstellen was es für ein innerer Konflikt für dich gewesen sein muss! Aber Kinder/Schüler/was auch immer suchen sich immer einen Grund um jemanden zu Mobben, ob du Schwul bist, klein/rießig oder deine Brüste kleiner/größer sind als die von Anderen. Wenn sie dich nicht mögen werden sie IMMER einen Grund finden und die Lehrer werden IMMER dem Konflikt aus dem Weg gehen.
    Liebe Grüße
    Tama

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