Freitag, 5. Dezember 2014

Schwul als Synonym für "scheiße"

Unsere Umgangssprache kreiert schonmal recht seltsame Umdeutungen von Worten. Wir alle benutzen solche Worte beinahe täglich, ohne uns große Gedanken darüber zu machen, was es tatsächlich bedeutet. Eines dieser Wort lautet "geil". Es steht eigentlich für sexuelle Erregung, aber unserer Umgangssprache hat daraus kurzer Hand ein Ausdruck für "toll" oder "super" gemacht.Eine weitere Bedeutungsänderung hat das Wort "schwul" genommen. Unter deutschen Jugendlichen gilt es als Synonym für "scheiße" oder für Dinge, welche nicht richtig laufen bzw. schlecht sind. Der leichtfertige Gebrauch des Wortes "schwul" hat dabei weitreichende Folgen. Die Gefühle von Homosexuellen werden verletzt. Viele Jugendliche trauen sich nicht offen zu ihrer Homosexualität zu stehen, weil sie Angst davor haben diskriminiert und ausgegrenzt zu werden. Wer Gefühle für das gleiche Geschlecht verspürt, reagiert verunsichert, wenn sich in der Sprache der Altersgenossen eine latente Homophobie erkennen lässt.

Sind es nur Jugendliche, die einen solchen Sprachgebrauch verwenden?

Leider nein. Auch unter Erwachsenen lässt er sich feststellen. So wird das Wort "schwul" auch gerne bei Werbeanzeigen verwendet. Die rheinlandpfälzische Stadt Zweibrücken kam um einen solchen Skandal nicht herum. In einem Schülerkalender wollte die Stadt Jugendliche vor dem übermäßigen Alkoholkonsum warnen. Dagegen ist erstmal nichts einzuwenden, allerdings war die Herangehensweise falsch gewählt. Die Stadt warnte vor dem übermäßigen Alkoholkonsum mit dem Slogan: "Nüchtern cool, saufen schwul". Nach der Empörung des LSVD und dem Bericht von Zeit online zog die Stadt Zweibrücken die Kalender zurück.Diese Kampagne ist leider kein Einzelfall. Auch die Werbeagentur "Scholz&Friends" hat sich ein solches Fauxpas geleistet. Diese Agentur sollte für die Steakhouse-Kette Maredo ein Plakat entwerfen. Ein Entwurf hatte folgende Aufschrift: "Tofu ist schwules Fleisch". Auf der Homepage der Steakhouse-Kette wurde sofort Stellung genommen. Darin nahm man Abstand von der Kampagne. Dennoch bildete sich ein Online-Protest auf Twitter. Prominente Unterstützung bekam der Protest von Volker Beck.

Es ist schwer zu verstehen, mit welcher Arglosigkeit viele Menschen das Wort “schwul” für alles Negative verwenden. Sogar bei einer öffentlichen Kampagne. Es zeigt, dass in unserer Gesellschaft immer noch das Bewusstsein fehlt, dass Lesben und Schwule großer Diskriminierung ausgesetzt werden.

Diskriminierung hat in der Öffentlichkeit nichts zu suchen. Weder Frauen, noch Ausländer noch andere sozialen Gruppierungen unserer Gesellschaft gehören im 21. Jahrhundert in der Öffentlichkeit verbal diskreditiert. Auch wenn das Wort “schwul” in der Jugendsprache akzeptiert ist , sollte es nicht in den allgemeinen Sprachgebrauch einziehen. Es Aufgabe der Erziehung, homphobes Vokabular zu sanktionieren. Da fehlt der Gesellschaft anscheinend aber noch das Gespür, das bei anderen Worten schon vorhanden ist. 
Das Wort “Neger”, welches abfällig für Schwarze verwendet wurde ist mittlerweile in weiten Teilen der Bevölkerung als diskriminierend akzeptiert und wurde sogar aus neueren Übersetzungen von Pipi Langstrumpf entfernt. So schwer ist es also gar nicht. Denn Diskriminierung fängt schon bei der Sprache an.

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