Donnerstag, 24. September 2015

L wie Liebesleben I ABC eines Schwulen

Als ich mir über dieses ABC gedanken gemacht habe, war mir relativ schnell klar, dass es bei dem Buchstaben L um das Thema Liebe bzw. das Liebesleben eines Schwulen gehen sollte. Allerdings habe ich mir nie genauer Gedanken dazu gemacht, um was es genau dabei gehen sollte. Außerdem habe ich das Thema Liebe schon einmal in einem anderen Beitrag behandelt, sodass es unnötig wäre zweimal darüber zu schreiben.
Die logische Schlussfolgerung daraus wäre also, dass es nun um das Thema Liebesleben gehen wird. Aber wen wird das Interessieren? Was könnte man überhaupt dazu schreiben? Was sagt das Liebesleben eines einzelnen schon über eine ganze Gruppe aus? Und warum sollte ich über mein Liebesleben reden? Nur weil ich schwul bin? Habe ich allein aus diesem Grund kein Anrecht mehr auf eine Privatsphäre?

Doch, die habe ich. Jeder hat ein Anrecht darauf über private Angelegenheiten zu schweigen. Was bei mir im Bett passiert, dass geht wohl nur meinen Freund und mich etwas an. So wie es bei jedem anderen Paar auch der Fall ist.
Und dennoch beschleicht mich das Gefühl über das Liebesleben eines Schwulen berichten zu müssen. Es ist nochmal an der Zeit, dass euch jemand sagt, dass Ihr da etwas falsch verstanden habt. Denn in der Liebe und dem Liebesleben geht es nicht nur darum Sex zu haben. Sondern auch darum einen Menschen zu kennen, dem man zu 100 % vertrauen kann. Und zwar blind.  Einen Menschen zu kennen, dem man nicht Misstrauen braucht, der immer für einen da sein wird und alle Entscheidungen gemeinsam getragen werden.
Aber die Dinge ändern sich. Und das ist ok, das ist gut. Nur so kann sich etwas weiterentwickeln. Was gestern vielleicht noch ein Tabuthema war, darüber spricht man heute offen und ehrlich ohne jegliches Schamgefühl.
Welches Extrem der beiden nun besser sein mag, darüber lässt sich streiten. Letztlich muss man nämlich beide Extreme einmal austesten um später einen geeigneten Mittelweg zu finden.

Über Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte, wurde über das Thema Sex kein Sterbenswörtchen gesprochen. Es war nunmal eines der Tabuthemen. Aber mit jeder neuen Generation setzen auch Veränderungen ein. Nach und nach wurde immer offener und immer freier über das Thema geredet und diskutiert. Inzwischen sind wir sogar soweit, dass wir Liebe und Sex kaum noch voneinander unterscheiden können.
In einem Entwurf eines neuen Bildungsplans steht dann etwas von sexueller Vielfalt und nur kurze Zeit später heißt es, dass den Schülerinnen und Schülern bald gelehrt wird, was sie von einer Prostituierten alles erwarten könnten. Was natürlich ein Gerücht ist. Jeder hat den Begriff 'sexuelle Vielfalt' für sich interpretiert, wobei einige natürlich ausschließlich an den Geschlechtsverkehr an sich gedacht haben. Tatsächlich gemeint war mit sexueller Vielfalt aber, den Kindern und Jugendlichen zu zeigen, dass man sich nicht unbedingt in das andere Geschlecht verlieben muss. Gemeint war aufzuzeigen, dass es eben nicht nur Heterosexuelle, sondern auch Homosexuelle oder Transgender gibt. Und es eben keine Schande ist, wenn man so empfindet.
Die Debatte um den Bildungsplan - Worum geht es?
Aber die Macht, die ein einzelnes Wort hat, ist manchmal nicht zu überblicken. Allein schon die Tatsache, dass in dem Entwurf eines Bildungsplans das Wort 'sexuell' auftaucht, scheint viele verstört zu haben. Kaum sind die magischen drei Buchstaben gefallen, schon kreisen die Gedanken nur noch um das Thema Sex. Daran zu denken, was sich der Autor des Schriftstückes bei dieser Wortwahl vielleicht noch gedacht haben könnte, spielt wohl keine Rolle.

Machmal ist es schon erschreckend wie sehr man doch auf seine Wortwahl achten muss, um genau das auszudrücken, was man möchte. Sogar wenn es nur ein erster Entwurf, ein möglicher Lösungsansatz ist, an dem man noch Verbesserungen durchführen kann und muss.



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