Mittwoch, 17. Januar 2018

Ein Satz - eine Aussage - eine Wirkung

Wie bereits in den vorigen Posts ist mir zwischen den Jahren sehr viel passiert, was ich gerne in diesem Blog niederschreiben möchte. So verhält es sich auch mit dem Inhalt dieses Beitrages. Es geht um eine Situation, die ich am Morgen des 24. Dezembers miterleben musste. Eine Situation, welche eigentlich nur aussagen sollte "pass auf dich auf", aber am Ende doch nur für Verunsicherung sorgte. Und das alles nur weil sich die Eltern Sorgen machen um ihr Kind.

Aber beginnen wir doch einfach von Vorne. Wie in jedem Jahr wird bei uns in der Familie der Weihnachtsbaum am 23. Dezember geschmückt. Früher haben noch die Engel geholfen, aber dafür sind wir wohl inzwischen alle etwas zu alt geworden. Oder auch zu viele. In den letzten Jahren wurde daraus nämlich eine kleine Vorweihnachtsfeier, bei der ein paar Nachbarn und Freunde mitfeiern und jeder darf natürlich den Baum schmücken.
Doch was wäre eine Feier ohne Alkohol. Natürlich kann man auch ohne feiern und sehr viel spaß haben. An dieser alljährlichen Baumschmückparty floss bislang aber immer Alkohol. So auch im Jahre 2017. Da man natürlich im besoffenen Kopf auch kein Auto fahren sollte, gab es auch ein paar Leute, die direkt über Nacht geblieben sind.
So kam es dann auch zu der Situation am Morgen des 24.12.2017. Mein kleiner Bruder hat gefragt, ob er seine Freunde nach Hause fahren könne. Eigentlich kein Problem, wenn da nicht der etwas feucht, fröhliche Abend gewesen wäre. Und so Antworteten meine Eltern eben nicht mit: "Ja, aber fahr vorsichtig.", sondern mit der Frage: "darfst du denn schon wieder fahren?"
Beide Sätze tragen letztlich die Aussage in sich "sei Vorsichtig, ich mache mir sorgen um dich." Rüberkommen tun sie aber auf ganz unterschiedliche Art und Weise. Letztlich wurde mein kleiner Bruder durch die Frage nach seiner Fahrtüchtigkeit total verunsichert, was man auch an seinem Verhalten feststellen konnte. Die Frage impliziert nämlich nicht nur: "ich mache mir sorgen um dich", sondern auch: "ich traue dir in deinem Zustand nicht zu ein Auto zu führen." Genau um diese Aussage geht es letztlich, welche mich dazu bewegt diesen Beitrag zu schreiben.

Ich traue dir in deinem Zustand nicht zu ein Auto zu führen.
Eine Aussage, welche meine Eltern so wahrscheinlich garnicht beabsichtigt haben. Letztlich ist es nämlich ein enormer Vertrauensverlust. Wenn die eigenen Eltern einem nicht mehr zutrauen das Auto von A nach B zu fahren, obwohl man eigentlich total klar im Kopf ist. Natürlich ist am Morgen nach einem feucht, fröhlichen Abend noch Restalkohol im Blut. Oftmals sogar mehr als wir glauben. Ich weiß auch dass dadurch schon einige Unfälle geschehen sind, weil wir uns maßlos überschätzt haben. Doch ich kenne meinen kleinen Bruder. Ich habe ihn am Frühstückstisch erlebt und ich habe ihm diese Fahrt auch zugetraut. Er ist schließlich mein kleiner Bruder.
Eben weil er mein Bruder ist, mache ich mir auch ein wenig sorgen. Ich wohne nicht mehr bei meinen Eltern, wie er es tut. Ich bekomme also garnicht mehr alles mit, was dort alles vorfällt. Ich kann meinen Eltern garnicht mehr immer beratend zur Seite stehen. Ich kann meinen kleinen Bruder, und meine anderen Geschwister garnicht in Schutz nehmen, wenn es nötig ist. Denn was passiert mit einem Menschen, an den keiner mehr so richtig glaubt? Was passiert, wenn ein Mensch keinen Rückhalt erfährt? Was passiert mit einem, wenn die eigene Familie nicht mehr zu einem hält?

Ich kann verstehen, dass Eltern sich große Sorgen um die eigenen Kinder machen. Das ist okay. Das ist gut. Doch manchmal kann man sich eben auch zu viele Sorgen machen. Auch wenn es die Eltern nur gut meinen, können die Auswirkungen eben doch unangenehme Nebenwirkungen haben. Als Elternteil will man, dass das kleine Kind am liebsten immer zu Hause in den eigenen vier Wänden bleibt. Die Wahrheit ist aber, dass jeder Mensch irgendwann an einen Punkt kommt, wo er sein eigenes Leben führen möchte. Wo man einfach selbst da raus möchte und die Welt entdecken will.
Doch darauf muss man vorbereitet werden. Jeder Mensch lernt nach und nach wie er Dinge meistern kann. Jeder Mensch braucht einfach die Erfolgserlebnisse. Die ersten Worte, das erste Krabbeln, die ersten Schritte. Alles gehört dazu und die Eltern spielen da eben eine sehr sehr große Rolle. Wenn die Eltern einen damals nicht ermutigt hätten nach den ersten Schritten, noch weiter zu laufen, hätte man vermutlich nicht so viel Freude daran gehabt und das Ganze garnicht groß verfolgt, sondern mehr also notwendiges übel gesehen. Wenn man läuft kommt man schließlich schneller voran, als wenn man die ganze Zeit krabbelt.
Genau so verhält es sich wohl mit allem. Wenn uns keiner groß ermutigt etwas zu tun, dann sehen wir es nunmal als notwendiges Übel an. Als eine Sache, die für selbstverständlich gehalten wird. Letztlich fühlt es sich so an, als ob man den eigenen Eltern nichts recht machen kann. Ständig ist man der Buh-Mann. Immer hacken alle auf einem rum. Nie kann man es einem recht machen. Nicht mal den eigenen Eltern. Solche Situationen und Ereignisse können einem sehr an die Substanz gehen. Es nagt am Selbstvertrauen und am Selbstbewusstsein. Man selbst fällt nach einiger Zeit in ein tiefes, schwarzes Loch. Das Selbstwertgefühl sinkt immer weiter. Man hat keine Lust mehr überhaupt die Wohnung zu verlassen und man vereinsamt nach und nach.

Doch all das kann man verhindern. Denkt einfach ein wenig nach bevor ihr es aussprecht. Überlegt, was ihr aussagen wollt und entscheidet dann mit welchen Worten ihr es am Besten tun könnt. Natürlich gelingt das nicht immer. Gerade wenn man sauer auf jemanden ist und sich in rage geredet hat, fällt es sehr schwer. Im Normalfall kann man sich aber durchaus die Zeit nehmen und erst kurz überlegen, was man überhaupt aussagen möchte bzw. im Gespräch näher erläutern was man überhaupt gemeint hat.
Meinem kleinen Bruder hätte es bestimmt geholfen, wenn meine Eltern erstmal kurz nachgedacht hätten, was sie eigentlich aussagen wollten und mit welchen Worten. Der Satz: "Ja, aber fahr bitte vorsichtig." wäre in dieser Situation wohl passender gewesen. Er hätte nämlich ausgesagt: ja, wir trauen dir diese Fahrt zu. Und am Ende wäre das Selbstvertrauen und das Selbstbewusstsein ein wenig gewachsen und stärker geworden. Manchmal sind es eben Kleinigkeiten, die eine ungeheure Wirkung haben.

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