Montag, 22. Juni 2015

Der deutsche Schulpreis

Es ist das Ereignis über dass sich alle die Mäuler zerreißen. Die 20-jährige Modestudentin Tanja Fuß scheiterte bei Wer wird Millionär schon an der 50-Euro-Frage. Eine Frage, die bisher jeder richtig beantwortet hatte. Aber nicht diesmal. Tanja durfte gerade einmal 45 Sekunden auf dem legendären Stuhl platz nehmen. Für Sie war das ganze ein kurzes Vergnügen.
Aber woran lag es? Hatte Sie die Frage nicht verstanden? Konnte Sie mit den Antworten nichts anfangen? Hatte Sie das Ganze auf die leichte Schulter genommen? Oder lag es eventuell an unserem Bildungssystem? Lernen wir nur noch für die nächste Prüfung? Folgen wir nur noch einem Ziel ohne auch mal links und Rechts des Weges zu schauen?

Vor gut zwei Wochen wurden die Besten Schulen Deutschlands ausgezeichnet. Dabei ging es nicht um die Schulform, das Bundesland, die Ausstattung oder das Geld. Bei dem deutschen Schulpreis wird die Schule ausgezeichnet deren Unterrichtskonzept besonders innovativ und exzellent ist. Es hängt also alles an den Lehrern, die den Mut haben, neue Wege zu gehen.

Eine der ausgezeichneten Schulen ist die Gesamtschule im Wuppertaler Stadtteil Barmen. Sie mache es möglich, dass "alle an ihr Ziel kommen", so Michael Schatz, der Sprecher der Jury.
In dem 20 jährigen Bestehen der Gesamtschule hat sich vieles verändert. So dauert hier eine Schulstunde 65 statt 45 Minuten, es lasse sich einfach besser arbeiten. Aber auch der Begriff Klassenzimmer wurde neu definiert. Nun lernen die Kinder auch in der Bibliothek, am Rande des Schulteichs oder auch auf dem Fußboden der Galerie unter einem riesigen Glasdach.
Eine dieser Veränderungen klingt aber gerade zu revolutionär: Es gibt an dieser Schule so gut wie keine Hausaufgaben. Lange Zeit war dies kaum vorstellbar. Heute ist es aber Realität geworden. Zumindest an dieser Schule in Wuppertal.
Die Idee dahinter ist aber schon älter. Bereits und den 80er Jahren gab es die ersten Forderungen Hausaufgaben abzuschaffen. Den Schülern sollte unnötiger Stress erspart bleiben. Leider ohne Erfolg. Eltern und Lehrer glaubten auch weiterhin an die Paukerei daheim. Der Schulstoff sollte mithilfe der Hausaufgaben weiter vertieft und gefestigt werden. Bildungsforscher bezweifeln dies aber schon seit längerem.
Statt der üblichen Hausaufgaben gibt in Barmen sogenannte "Arbeitsstunden". In dieser Zeit können die Schülerinnen und Schüler ihre Aufgaben für den Unterricht bearbeiten. Diese Schulstunden sind nicht wie in Ganztagsschulen drangehängt sondern finden zur besten Zeit des Tages statt: etwa um 10:30 Uhr, 65 Minuten lang. Solche Stunden finden zwei bis dreimal pro Woche statt. Die Klassenlehrer sind immer dabei.
In einer solchen Arbeitsstunde geht es aber nicht nur darum stumm und konzentriert vor sich hinzuarbeiten. Dies findet nur im ersten Teil der Stunde statt. Danach geht es raus auf den Flur. Nun beginnt der angenehmere Teil der Stunde. Die Kinder erzählen sich was sie gerade bearbeitet haben und was sie persönlich herausgefunden haben.
In Barmen hat jeder Schüler ein "Logbuch". Darin stehen die Aufgaben, welche bearbeiten werden müssen, natürlich maßgeschneidert für jedes Kind. Ist eine dieser Aufgaben erledigt, kann das Kind sie abhaken. Sollte sie nicht fertig sein, so muss der Schüler oder die Schülerin eben doch zu Hause nacharbeiten. Um dies zu kontrollieren müssen die Eltern jede Woche das Logbuch unterschreiben. Ganz ohne Hausaufgaben geht es dann wohl doch nicht. Aber dies haben die Schüler selbst in der Hand. Wer trödelt und nicht konzentriert arbeitet, der muss eben nacharbeiten. So lernen die Kinder aber auch ihre Zeit einzuteilen.
Die Unterrichtszeit ist zwar länger. In Barmen geht sie bis 15:05 Uhr. Dennoch haben die Schülerinnen und Schüler mehr Freizeit. Sie müssen sich schließlich nicht noch stundenlang mit den Hausaufgaben rumschlagen. So bleibt mehr Zeit für Freunde, Familie oder auch das ein oder andere Hobby.

"Früher lernte man für das Leben, heute gibt es Abschlussprüfungen."


Ein Dozent an der Uni sagte einmal: "Früher lernte man für das Leben, heute gibt es Abschussprüfungen." Ein Satz, der unser Bildungssystem auf den Punkt bringt. Natürlich gibt es Fächer und Themengebiete die macht man nicht so gerne, in denen bekommt man auch eher schlechtere Noten. Aber auch diese Zeiten gehen vorbei und es kommen interessantere Themen.
Was mich persönlich an unserem Schulsystem stört ist, dass der Schwerpunkt darauf gelegt wird eine Prüfung zu bestehen. Bei den Themen Zeitmanagement oder Eigenverantwortung, da werden die Schülerinnen und Schüler eher alleingelassen. Dabei gehören doch eben diese zu den Grundkompetenzen die man im späteren Leben braucht.
In der Gesamtschule in Barmen erlernen die Schüler auch diese Kompetenzen im Fach "Arbeitsstunden", wo sie selbständig ihre Aufgaben erledigen. Die Frage ist wann dieses Lernkonzept auch an anderen Schulen Einzug hält.

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