Montag, 9. Februar 2015

Homosexuelle in Führungspositionen

Es gehört immer noch zu einem Tabu. In bestimmten Bereichen scheint es keine Homosexuellen zu geben. Nur nach und nach traut sich mal jemand aus der Chefetage zu seiner Sexualität zu stehen, aber das kommt auch eher selten vor. Viele treten von ihren Führungspositionen zurück, auch wenn sie das nicht müssten.
Aber wieso ist das so? Gibt es tatsächlich nur sehr wenige Homosexuelle in den Chefetagen? Menschen, die scheinbar alles erreicht haben, scheitern daran ihre Liebe einem Menschen zu gestehen? Menschen, die Angst und Panik vor der Wahrheit haben? Wäre es nicht ein klarer Fortschritt, wenn man zeigt, dass auch bekennende Homosexuelle es bis in die Chefetage schaffen?

Ein Outing ist wie ein Befreiungsschlag. Endlich wissen die Arbeitskollegen, die Freunde, die Eltern und Geschwister, dass man anders tickt. Endlich muss man kein Geheimnis mehr daraus machen. Endlich kann man offen zu seiner Sexualität stehen.
Aber ganz so leicht ist es dann doch nicht. Bei einem Outing stellt man sich nicht mal eben vor eine Gruppe von Menschen, sagt die berühmten Worte "ich bin schwul" und geht wieder als sei nichts gewesen. Jedes mal, wenn man sich outet schwingt Angst und Panik mit. Der beste Freund, dem man noch vor kurzem alles anvertrauen konnte, könnte sich von seiner homophoben Seite zeigen. Arbeitskollegen könnten plötzlich abweisend sein. Sogar die eigene Familie, die Menschen auf die man sich immer verlassen konnte, könnten den Kontakt abbrechen.
All dies ist schon einmal passiert. Es sind Relikte aus der Vergangenheit, die ein Outing nur noch schwerer machen. Noch heute gibt es eine Generation von Topmanagern, die aus dieser Zeit stammen. Eine Zeit, wo Homosexualität noch unter Strafe stand. Verständlich, dass sich unter diesem Vorsatz niemand outen möchte. Es gibt aber immer mehr Menschen, die positiv überrascht waren über die Reaktionen ihrer Mitmenschen. Beispielsweise BP-Chef Browne. Er wollte sich nie outen. Er hatte angst, dass nicht nur sein eigener Ruf darunter leiden würde, sondern auch der Ruf seiner Firma.
Wenn Holger Reuschling von der Commerzbank gewusst hätte, wie viel positives Feedback er bekommen würde, hätte er sich viel früher geoutet. Er ist froh, dass das Versteckspiel nun ein Ende hat. Für ihn war es eine große psychische Belastung.
Studien belegen sogar, dass 20 bis 30 Prozent der Arbeitskraft geraubt werden, wenn man unter psychischen Belastungen leidet. Im globalen Kampf um Talente kann man nicht mehr auf Leute verzichten, nur weil sie anders lieben. Nach und nach melden sich daher immer mehr Unternehmen zu Wort und gründen LGBT-Netzwerke. In Deutschland gehören zu diesen Unternehmen die Deutsche Bank, die Commerzbank, SAP, die Telekom, die Deutsche Post, die VW-Bank, sowie Daimler. Sie tauschen sich aus, koordinieren ihre Aktivitäten über die Stiftung PrOut at work und präsentieren sich bei der Karrieremesse sticks and stones, welche immer mehr Zulauf bekommt.

Viele Großunternehmen setzen sich also für die Rechte von LGBT-Menschen ein. Warum outen sich dann nicht auch Vorstandsmitglieder? Was macht es da noch schwer? Woran scheitert das Vorhaben?
Der Ex-Telekom-Vorstand Thomas Sattelberger scheint eine Antwort darauf zu haben. Homosexuell zu sein gehört nicht nur zu den letzten Tabus in Führungskreisen, sondern die Welt ist leider nicht nur liberal und tolerant. Irgendwann kommt die Zeit, wo Informationen gegen einen verwendet werden. Wenn man offen Homosexuell ist, schwingt immer mit: Der trifft diese oder jene Entscheidung nur, weil er schwul ist.
Es geht also nicht nur darum sich zu outen und kein Doppelleben mehr führen zu müssen. Es geht auch um die Glaubwürdigkeit eines Menschen. Viele scheinen immer noch nicht begriffen zu haben, dass Homosexualität keine Krankheit ist, dass man trotzdem noch ein Mensch ist und Entscheidungen nach bestem Wissen und Gewissen fällt. Vielleicht sogar besser als jeder Andere. Man muss sich nur auch auf einen neuen Führungsstil einlassen. Bisher blieb dafür nur sehr wenig Spielraum.

2 Kommentare:

  1. Super Blog. :)
    Echt traurig das es in unsere Gesellschaft immernoch als etwas so ''seltsames'' angesehen wird homosexuell o.ä. zu sein.
    ginibaehmn.blogspot.de

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    1. Danke Gini

      Leider ist dem so. Es ist aber auch noch nicht so lange her, dass Homosexuelle verfolgt wurden. Daher ist es auch verständlich, dass man angst und panik vor einem Outing hat. Glücklicherweise gibt es aber auch viele positive Erfahrungsberichte. Diese tragen dazu bei, dass sich immer mehr Menschen auch öffentlich outen.

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