Montag, 25. Mai 2015

ESC 2015 - Building Bridges

Wir schreiben das Jahr 2014 - oder besser gesagt den 10. Mai 2014. An diesem Tag schaut alles auf die dänische Hauptstadt Kopenhagen. Hier wurde der Eurovision Song Contest 2014 ausgetragen. An diesem Abend fand das Finale statt. Es standen 37 Kandidaten zur Auswahl. 26 haben es in das Finale geschafft.
Einer dieser Kandidaten ist Tom Neuwirth. Er hat immer vom Showbuisness geträumt. Vom Glitzer und Glamour - und von Kleidern. Er hat eine Kunstfigur erschaffen namens Conchita Wurst. Sie ist eine Drag Queen, die einen Bart trägt. Anfangs ist nicht ganz klar, ist es ein Mann in Frauenkleidern oder eine Frau, die einen Bart trägt. Doch eines ist sicher. Conchita Wurst geht für Österreich an den Start und kämpfte sich bis ins Finale des ESC 2014.
Noch nie zuvor mag ein Auftritt so sehr polarisiert haben wie der von Conchita Wurst. Sie sang das Lied "Raise like a Phoenix". Eine typische James-Bond-Ballade. Ein Song der nicht hätte besser gewählt werden können. Österreich hatte lange Zeit keinen Erfolg mehr beim ESC. Zeitweise ist das Land noch nicht einmal angetreten. Dies sollte sich nun ändern. Wie der Phönix, der aus seiner Asche wieder aufersteht.
Relativ schnell erlangte Österreich seine ersten Punkte. Die Top 10 zu erreichen war ein leichtes, sogar in den Top drei war man schnell angelangt. Es regnete immer wieder acht, zehn oder Zwölf Punkte. Nach der Hälfte der Punktevergabe hatte Österreich schon lange den ersten Platz erreicht. Auch die folgenden Punkte konnten an diesem Ergebnis nichts mehr ändern. Mit insgesamt 290 Punkten (Das viert beste Ergebnis in der Geschichte) holte Conchita Wurst den sieg nach Hause.

Conchita Wurst schrieb Geschichte. Nicht nur weil Österreich zum ersten mal seit 1966 wieder den ersten Platz beim ESC belegte, nein, Sie rückte auch die LGBT-Community näher ins Rampenlicht. Die ganzen Gender-Debatten wurden wieder neu angeheizt. Die Frage nach Gleichberechtigung von LGBTI's wurde wieder neu aufgerollt. Der Sieg von Conchita brachte nicht nur ihr den Erfolg, sondern half auch all den Schwulen, Lesben, Bi- und Transsexuellen, die für mehr Toleranz und Akzeptanz in der Gesellschaft kämpfen. Der ESC 2014 zeigte uns, dass die Welt vielleicht doch toleranter ist als wir manchmal annehmen.

Am vergangenen Samstag fand das Finale des Eurovision Song Contest 2015 in Wien statt. Überall auf der Welt verfolgte man den Contest. Zum 60. Jubiläum des ESC durfte zum ersten mal auch Australien einen Kandidaten an den Start bringen. Insgesamt 27 Nationen schafften es in das Finale. Die Sendung schaffte es sogar in die Guiness World Records als längste musikalische Sendung.
Auch an diesem Abend standen die möglichen Gewinner des ESC 2015 relativ schnell fest. Italien, Russland und Schweden kämpften um die ersten drei Plätze. Die beiden letzteren setzten sich jedoch ab und führten ein enges Kopf an Kopf rennen. Zeitweise sah es so aus, als ob Russland gewinnen würde, dann bekam Schweden aber immer wieder zwölf Punkte und siegte schließlich mit 365 Punkten. Zum sechsten mal hat nun Schweden den ESC gewonnen.

2014 ein beispielloser Sieg für Österreich und die LGBT-Community.
2015 nun der Rückschritt?

Wer das Finale und die Punktevergabe des ESC verfolgt hat weiß, dass die möglichen Gewinner schnell feststanden. Vor allem Russland und Schweden kassierten immer wieder viele Punkte ab. Letztlich ging es nur noch um eben diese beiden Länder. Die Wahl stand also zwischen einem homophoben Staat und einem Sänger, der durch seine homophoben Äußerungen aufgefallen war.

Aber bedeutet es wirklich ein Rückschritt für die Community? All die Hoffnungen, die Fortschritte, plötzlich verschwunden? Waren all die Debatten und Diskussionsrunden umsonst? Wir wollen toleriert und Akzeptiert werden, schaffen es aber noch nicht mal andere zu tolerieren?

Der ESC 2015 stand unter dem Motto Building Bridges. Er sollte eine Verbindung zwischen den einzelnen Ländern und Kulturen schaffen. Er sollte darauf aufmerksam machen wie vielseitig unsere Gesellschaft doch ist. Ganz Europa vereint in Wien.
Es existieren rund 7 Milliarden Menschen auf der Erde. Jeder von denen hat andere Vorlieben. Jeder Mensch ist einzigartig. Jeder hat das Recht seine Meinung zu äußern, auch wenn sie mir nicht passt. Meine eigene Meinung passt schließlich auch nicht jedem. Aber einen Menschen deswegen zu verurteilen? Einen Menschen, den ich nie kennengelernt habe einfach so in die "dislike" Schublade zu stecken? Zu sagen mit dir möchte ich nichts zu tun haben ist leicht, aber nehme ich dadurch nicht dem Menschen die Möglichkeit sich zu ändern? Seine Meinung zu revidieren? Bleibe ich dadurch nicht auf meinem eigenen Standpunkt stehen und zwinge meiner Umwelt meine Meinung auf? 7 Milliarden Menschen die eines Tages alle so sind wie ich, wäre das nicht ziemlich öde und Langweilig?

Building Bridges, das Motto des ESC 2015. Letztes Jahr sah man Regenbogenflaggen und auch dieses Jahr haben sich wieder einige raus getraut und haben ihre Individualität zum Ausdruck gebracht. Dieser verdienst gilt vor allem Conchita. Sie brachte den Mut auf und sang vor einem Millionen Publikum ihre Ballade. Sie zeigte den Menschen, wie unterschiedlich jeder einzelne sein kann. Mit ihrem Song sprach sie tausenden, wenn nicht sogar Millionen von Menschen aus dem Herzen und hat gewonnen.
Conchita Wurst kämpft für die Gleichberechtigung aller Menschen. Dank des ESC kommen viele unterschiedliche Kulturen zusammen. Alle befinden sich unter einem Dach. Die Brücken sind gebaut. Das Ergebnis des letzten Jahres zeigt die Welt ist doch toleranter als man manchmal glaubt. Jeder selbst muss seine Vorurteile beiseite räumen und selbst entscheiden, ob er diese Brücken auch überquert.

Montag, 18. Mai 2015

Homosexualität - Stadt vs. Land

Jedes Jahr wird am 17. Mai der sogenannte Coming Out Day oder auch Internationaler Tag gegen Homo- und Transphobie (IDAHOT) gefeiert. Überall auf der Welt erinnern Menschen an den Tag, an dem Homosexualität aus dem Diagnoseschlüssel der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gestrichen wurde. 
Überall machen LGBTI darauf aufmerksam, dass die Welt eben nicht nur aus heterosexuellen Menschen besteht. Es werden Flashmobs geplant, Infostände aufgebaut. Vor allem in Großstädten und Metropolen. Auf dem Lande sieht es da schon etwas anders aus. Aber wieso ist das so? Gibt es auf dem Land keine Schwulen, Lesben oder Trans-Menschen? Wenn ja, warum ist das so?

Ich selbst habe auch eine Zeit lang in einem kleinen Dorf gelebt. Man musste nur aus der Haustür gehen und war eigentlich schon mitten im Grünen. Jeder kannte jeden. Jeder halft jedem. Man konnte nicht einmal in die ortsansässige Bäckerei oder Metzgerei ohne jemanden zu treffen, den man kannte. Ein Dorf ist eben wie eine große Familie.
Aber es gibt eben auch die Kehrseite der Medaille. Auch wenn Homosexualität schon seit Ewigkeiten aus dem Diagnoseschlüssel gestrichen wurde, so gibt es dennoch Menschen welche gegen die gleichgeschlechtliche Liebe sind. Menschen, die dies nicht nur verbal kund tun, sondern auch eine Prügelei dafür in kauf nehmen. Allein die Tatsache diskriminiert, ausgegrenzt und Opfer von Gewalt zu werden, lässt viele davor zurückschrecken ihre Homosexualität anzuerkennen und sich zu outen.
Vor allem wenn man auf dem Land lebt. Jeder kennt jeden und ein kleines Schwätzchen hält man immer. Da weiß man schnell, wenn der Nachbar im Krankenhaus liegt und wieso bekommt man dann auch schnell noch erzählt. Man kennt sich eben untereinander. Das Coming Out fällt einem da schon etwas schwerer. Es geht schließlich keinen etwas an, ob ich nun schwul, lesbisch, trans, bi, phan, inter oder sonstige sexuellen Orientierungen habe. Zudem entscheide ich selbst, wem ich sage, dass ich eben keine Hete bin.
In einer Großstadt kennt man vielleicht nur einen Bruchteil der Nachbarn. Dadurch ist die Anonymität auch viel größer. Hier fällt es nicht so sehr auf, wenn man Abends eine Szene-Kneipe besucht. Was interessiert mich schon was Fremde über mich denken mit denen ich zudem nichts zu tun habe. Kontakte zu LGBTI zu knüpfen fällt in einer Großstadt durchaus leichter, was den ganzen Coming Out Prozess natürlich erleichtert. Vorurteile lassen sich eben am besten abbauen, wenn man betroffene Personen kennenlernt. Nicht umsonst wird jedes Jahr der Coming Out Day gefeiert. Ebenso gibt es den Pride (CSD) bei dem man erste Kontakte knüpfen kann. Man muss sich nur trauen solche Veranstaltungen zu besuchen. Hier ist es doch egal ob man homo-, hetero-, trans-, bi-, inter- oder andere sexuelle Orientierungen hat.

Montag, 11. Mai 2015

Das innere Coming Out

Es gibt bestimmte Fragen, die werden einem immer wieder gestellt. Fragen, die teilweise sehr ermüdend sein können. Manche erklären sich von selbst. Andere kann man nicht beantworten, da man kein Vergleich ziehen kann.
Nachdem man sich bei Freunden, Verwandten, Bekannten oder Kollegen als schwul geoutet hat, kann es zu unterschiedlichen Reaktionen des Gegenüber kommen. Manche reagieren ablehnend und wollen nichts mehr mit einem zu tun haben. Anderen muss man versichern, dass es kein Scherz sei. Nachdem der erste Schock überwunden wurde, wird man dann auch mit Fragen und Kommentaren durchlöchert. Man merkt gar nicht, dass du schwul bist. Du kannst froh sein keine Frau zu haben. Wie ist es schwul zu sein? Wann hast du gemerkt, dass du schwul bist? usw. usw.
Manchmal komme ich mir vor, als sei ich ein Außerirdischer von weit weit weg, der gerade in einem Verhör sitzt und sämtliche Fragen wahrheitsgemäß beantworten muss. Aber manche Dinge gehen auch den allerbesten Freund/ allerbeste Freundin nichts an.
Ein Outing mag für viele heutzutage selbstverständlich sein, aber dass ist es keineswegs. Bis es zu dem Augenblick kommt, wo man die magischen drei Worte spricht, die alles verändern können, ist es ein weiter Weg. Das Coming Out umfasst schließlich nicht nur das öffentliche Bekenntnis zur Homosexualität, sondern auch die dazugehörige Vorgeschichte. Der Weg von den ersten homosexuellen Neigungen bis hin zum Eingeständnis schwul zu sein. Diesen Weg bis man seine Nicht-Heterosexualität akzeptiert, nennt man auch das innere Coming Out.

Wenn ich an diese Zeit zurück denke, war es für mich eine Zeit voller Höhen und Tiefen. Manchmal frage ich mich sogar, warum ich nicht schon früher erkannt habe, dass ich schwul bin. Letztlich habe ich immer nur den Jungs hinterhergeschaut. Wenn ein Freund eine Beziehung hatte, war ich nicht neidisch auf ihn, sondern auf seine Freundin. So erging es mir auch bei den diversen Paaren, die man in der Stadt traf. Immer wieder schaute ich den Jungs hinterher. Die Mädchen haben mich eigentlich nie interessiert. Ich konnte Damit noch nie etwas anfangen. Nur ein einziges mal habe ich mir die Frage gestellt, ob ich mich eventuell in eine Klassenkameradin verliebt habe.
Die Schulklasse, in die ich ging, wurde mit der Zeit immer kleiner. Der Zusammenhalt untereinander wurde dadurch aber auch besser. Alles, was wir gemeinsam erlebten, taten wir oftmals als Klassengemeinschaft. Eines Tages machte mich meine Mutter dann auch darauf aufmerksam, dass mich eine Klassenkameradin ganz verliebt ansehen würde. Einige Tage später verkündete sie, dass sie keinen Freund mehr habe. Ich musste natürlich an die Worte meiner Mutter denken. So kam es, dass ich mir Gedanken darüber machte, ob ich mich in meine Klassenkameradin verliebt habe, ich konnte auch nicht abstreiten, dass ich sie nicht mochte. Ich kam aber zu dem Schluss keine Beziehung mit ihr anzufangen. Irgendetwas sagte mir schon damals, dass ich nicht heterosexuell bin.
Dennoch gehörte es immer zu meinem Traum eines Tages eine Frau und Kinder zu haben. Ein Haus zu besitzen und ein Auto. Mir erging es wie vielen anderen wohl auch. Ich ging davon aus, dass ich heterosexuell bin. Auch als erstmals die Frage "bin ich schwul?" aufkam und ich mich im Internet informierte, kam ich zu dem Schluss, dass ich nicht schwul sein muss. Sämtliche Internetseiten, die über Homosexualität aufklären gab es damals nicht oder befanden sich im Aufbau. Vielleicht habe ich mich aber auch nicht intensiv genug mit dem Thema befasst. Homosexualität ist schließlich auch heute noch ein Thema über das nicht gerne gesprochen wird. Ich machte also weiter wie bisher und hoffte eines Tages doch eine Freundin zu haben.
Doch die Unsicherheit wuchs mit jedem Tag. Ich fühlte mich fehl am Platz. Keiner schien ähnliche Gefühle zu entwickeln. Sogar im Sexualkundeunterricht wurde nur über Verhütung und das Liebesleben zwischen Mann und Frau gesprochen. Homosexualität, Bisexualität, Transsexualität, all diese Themen wurden nie angesprochen. Es wurde tabuisiert und somit, wenn auch unbewusst, als falsch deklariert. Mein Selbstwertgefühl litt darunter. Meine schulischen Leistungen wurden schlechter und ich hatte niemanden, an den ich mich wenden konnte. Niemand zog in Betracht, dass ich vielleicht nicht nur faul war, sondern mich andere Dinge quälten.
Eine Aufklärungsstunde über LGBT-Menschen ist vielleicht nicht in jedermanns Sinn. Aber ich glaube, dass es mir in meinem Outing geholfen hätte. Es geht schließlich darum Vorurteile beiseite zu räumen und den Schülern zu verdeutlichen, was es bedeutet schwul, lesbisch, bi oder trans zu sein. Zudem können so erste Kontakte in die Szene geknüpft werden und das innere Coming Out fällt so eventuell leichter.

Montag, 4. Mai 2015

Sex Sex Sex Sex Sex...

Egal wo wir auch hinsehen, überall scheint es immer nur um das eine zu gehen. Wir leben in einer Gesellschaft, die an nichts anderes mehr denken kann. Man kann kaum noch einen Satz sagen, ohne dass ihn jemand falsch versteht. Es ist fast schon eine Sucht darüber zu sprechen.

Lange Zeit hat man sich noch nicht einmal getraut das Wort in den Mund zu nehmen. Es war nunmal ein Tabuthema. Man hat nicht darüber gesprochen. Ebenso wenig wie über die Kriegszeit. Natürlich hat man hier und da mal etwas gehört und irgendwie wurde das Thema doch angeschnitten, aber immer alles sehr wage und oberflächlich. Über mögliche Risiken wurde nicht geredet. Die Frau war des Mannes Untertan und hatte zu gehorchen.
Die Generation meiner Eltern gingen da schon eher auf das Thema ein. Sie haben selbst noch miterlebt, wie alles Tod geschwiegen wurde. Sie gehören aber auch zu der ersten Generation, welche die Anfänge des HI-Virus mitbekommen haben. Sie kennen die Folgen dieser Krankheit. Ihnen war klar, dass man das Thema Sex behandeln muss. Ihnen war wichtig, dass ihre Kinder aufgeklärt werden. Sie wollten nicht, dass sich ihre Kinder mit dem HI-Virus ansteckten. Damals war diese Krankheit noch tödlich. Heute haben HIV-Positive eine gleich hohe Lebenserwartung wie andere.
Die Hemmschwelle ist seitdem von Generation zu Generation gesunken. Für manche scheint es ein Thema wie jedes andere zu sein. Als ob es um den Wocheneinkauf im Supermarkt ginge.
Aber nicht nur Jugendliche sprechen plötzlich über Sex auch ältere Menschen sprechen nun darüber. Sogar im Altersheim gibt es den ein oder Anderen, welcher auf seine alten Tage noch mal etwas Schönes erleben möchte. Hier ist es aber immer noch ein Tabuthema. Unser Bild von alten Menschen muss nochmal überholt werden. Es sind eben nicht nur alte, gebrechliche Menschen die im Bett liegen und evtl. mal einen kleinen Spaziergang mit ihrem Rollator machen. Nein, auch sie haben noch gewisse Bedürfnisse. Doch Pfleger und Angehörige lernen erst langsam damit umzugehen. Vor allem bei Demenzkranken scheint dies häufiger der Fall zu sein. Die Pflegekräfte sind nicht ausreichend dafür ausgebildet. Es ist eine vollkommen neue Situation für sie, wenn der Patient Annäherungsversuche unternimmt. Dies geht so weit, dass sich manche Pfleger schon gar nicht mehr trauen bestimmte Patienten zu behandeln.

Catharina König ist ehemalige Steuerfachangestellte. Sie sagt selbst, dass sie "gut Menschen spüren" könne. So ist sie auch auf die Idee gekommen, als Sexualbegleiterin zu arbeiten. Anfangs hatte sie ausschließlich Menschen mit Behinderung als Kunden. Nach und nach sind aber auch Senioren hinzugekommen. Oft würden alte Menschen gar nicht mehr als körperliche Nähe wollen: "Ich nehme sie in den Arm, streichele, schaffe einen Raum von Intimität." Letztlich sind es nur Zeichen menschlicher Vertrautheit, für die im Alltagsbetrieb eines Heimes leider nur selten Zeit bleibt.
Catharina König erkundigt sich immer nach ein paar Tagen, wie ihre Dienstleistung gewirkt hat. Sie bekommt fast nur positive Rückmeldungen. Das Wohlbefinden nach Massagen oder intensiver Körpernähe halte oft länger als die Befriedigung nach einem Orgasmus. Geschlechts- und Oralverkehr bietet sie aber nicht an.

Wir leben in einer Gesellschaft, in der Sex eines der Hauptthemen überhaupt ist. Dabei denken wir alle zuerst an den Geschlechtsverkehr an sich. Dem zeugen von Kindern und der Befriedigung danach. Dass es aber auch andere Gründe geben kann, darauf kommt kaum jemand.
Die Universität Rostock hat kürzlich eine Studie zu Thema Liebe, Sex und Zärtlichkeiten herausgebracht. Es wurden insgesamt 194 Menschen im Alter von 74 Jahren befragt. Das Ergebnis: 91 Prozent der Männer und 81 Prozent der Frauen fanden Zärtlichkeiten wichtig. Knapp zwei Drittel der Männer fanden Sex wichtig oder sogar sehr wichtig. Bei den Frauen war der Trieb nicht mehr so ausgeprägt.

Vielleicht ist es langsam an der Zeit, dass wir anfangen umzudenken. Wenn wir über das Thema Sex nachdenken oder darüber Sprechen, dann sollten wir nicht immer nur den Geschlechtsverkehr an sich und die Befriedigung danach betrachten. Es sind auch die Zärtlichkeiten die wir austauschen. Die Nähe zu einem anderen Menschen.