Überall in Deutschland werden Ängste geschürt. Der Verein "Besorgte Eltern" will Demo's in ganz Deutschland abhalten. Sie protestieren gegen den "Sexualkundezwang", der scheinbar mit dem neuen Bildungsplan in Kraft treten wird.
Im neuen Bildungsplan ist von sexueller Vielfalt die Rede. Allein das Wort "sexuell" scheint bei manchen schon die wildesten Fantasien zu wecken. Wenn dann auch noch Homo- und Transsexuelle erwähnt werden, drehen die Leute völlig durch. Sie haben Angst, dass ihr Kind schwul/lesbisch gemacht wird oder demnächst selbst entscheiden muss, welches Geschlecht es haben will.
Aber ist das wirklich so? Sieht das der Bildungsplan so vor? Kann ich schwul/lesbisch gemacht werden? Stehen meine Kinder bald vor der Entscheidung: Mann oder Frau?
Ein wichtiger Schritt im Leben eines Menschen ist es sich seiner Identität bewusst zu werden. Bei Homosexuellen ist das oft ein langer Weg voller Höhen und Tiefen. Diese Selbstfindungsphase ist vielen Heterosexuellen unbegreiflich. Sie verlieben sich in das andere Geschlecht, was auch als normal empfunden wird. Homosexuelle hingegen stehen irgendwann vor der Frage: "Bin ich schwul/lesbisch?"
Ich weiß noch wie ich vor dem PC saß und das World Wide Web befragte: "Bin ich schwul?" oder "Wie merke ich, dass ich schwul bin?" Wie alt ich damals war weiß ich gar nicht mehr. Mein Interesse galt aber schon länger den männlichen Schauspielern und auch bei Paaren auf der Straße wanderte mein Blick immer zu den Männern.
Für mich war das Ganze eine fürchterliche Zeit. Das Gefühl die Erwartungen meiner Eltern nicht erfüllen zu können war grauenvoll. Immer wenn das Thema Zukunft zur Sprache kam, ging es um eine Frau und Kinder. Homosexualität schien es nicht zu geben. Wenn es doch mal angesprochen wurde, wurde es problematisiert oder ins lächerliche gezogen. Zudem hatte ich selbst das Gefühl, dass meine Gefühle für Männer falsch seien und hoffte, dass sie eines Tages wieder vorbei gehen würden.
Eines Abends gestand ich mir dann aber selbst ein schwul zu sein. Eine große Last ist von mir gefallen. Ich wusste endlich wer ich war und was ich wollte. Mir war plötzlich klar, dass auch Homosexuelle ganz normale Menschen sind.
Ich hatte vorher nie mit dem Thema Homosexualität oder mit Homosexuellen zu tun und dennoch bin ich schwul. Man kann also nicht homosexuell gemacht werden, man ist es. Je eher man diese Tatsache annimmt, desto besser. Die Frage: "Bin ich schwul/lesbisch?" liefert also meist auch die Antwort: "Ja, ich bin's."
Niemand kann etwas daran ändern ob man nun Homo-, Hetero- oder Transsexuell ist. Auch kein Bildungsplan. Dieser soll nur für mehr Toleranz und Akzeptanz sorgen und so dem ein oder anderen bei dem Outing helfen. Es geht hier schließlich um das Thema Liebe. Welche Eltern wünschen sich nicht, dass das eigene Kind glücklich verliebt ist?
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