Jüngst hat sich das Bond-Urgestein Pierce Brosnan eingeschaltet. In einem Interview mit dem Männermagazin "Details" sagte er, er könne sich sehr wohl einen schwarzen oder auch einen schwulen Bond vorstellen. Allerdings glaube er, dass die Produzentin Barbara Broccoli einen schwulen Bond nicht auf die Leinwand lasse. Damit offenbarte Brosnan auch, wie festgefahren die Strukturen im Hollywood-Geschäft seien.
In diesem Zusammenhang begrüßte Brosnan die Entscheidung seiner Landsleute, die sich im Mai für die Gleichstellung der Homo-Ehen ausgesprochen hatten. "Genug des Schämens. Es ist ein großartiges Zeichen des zukunftsorientierten Denkens für eine Nation, die so von der Religion geschunden wurde."
Ob der nächste Bond nun schwarz oder schwul oder vielleicht beides wird, steht in den Sternen. Pierce Brosnan hatte jedenfalls den Rat: "Lassen Sie uns zunächst mit einem großartigen schwarzen Schauspieler als James Bond beginnen." Gemeint war damit Idris Elba, der schon seit einiger Zeit im Gespräch ist der neue 007 zu werden.
Die Bond-Kollegen scheinen das aber nicht so zu sehen. Roger Moore hatte in der Vergangenheit schon für einigen Wirbel gesorgt. Er sagte dem Blatt "Paris Match": Ein schwarzer Bond sei zwar eine 'interessante Idee', aber unrealistisch.
Ian Fleming, dem Autor des original Bonds zufolge, ist der Geheimagent der Sohn eines Schottischen Vaters und einer Schweizer Mutter. Seine frühe Kindheit verbrachte er demnach im Ausland. Mit elf Jahren verwaist, lebte er dann bei einer Tante im Südosten Englands und wurde später in Edinburgh ausgebildet.
Bedeutet das nun, dass James Bond weder schwarz noch schwul sein darf? Muss der Doppelnullagent wirklich von einem Engländer gespielt werden? Muss er tatsächlich europäisch aussehen? Wäre es wirklich so falsch unseren großartigen 007 als schwarzen darzustellen? Ist das so unrealistisch einen Schwarzen in England, Schottland oder Irland aufwachsen zu sehen? Und wenn wir schon bei unrealistisch sind, wie erklärt man die vielen verschiedenen Gesichter des James Bond?
Wir alle haben es mit Vorurteilen zu tun. Wir haben feste Meinungen und Weltbilder. Uns wird etwas gesagt und sofort entsteht ein Bild in unserem Kopf. Wir sehen einen Moslem und das erste an das wir denken ist Krieg, Terror und Zerstörung. Auch ich kann mich davon nicht freisprechen. Wir hören einen Namen und schon beginnen wir uns diese Person im Geiste vorzustellen.
James Bond zum Beispiel. Für ganze Generationen ist es ein weißer gutaussehender Mann, der schon diverse Damen an seiner Seite hatte. Er ist immer gut gekleidet, meist im schwarzen Anzug. Sein Lieblingsgetränk ist Martini, geschüttelt nicht gerührt. Er ist Geheimagent, im Dienste ihrer Majestät der Königin von England mit der Lizenz zu töten. Wenn der Name James Bond ertönt oder sein Kürzel 007, dann denken wir an Pierce Brosnan, Roger Moore oder Sean Connery. Die jüngeren wahrscheinlich eher an Daniel Craig, wobei dieser dem Bond-Image schon einen neuen schliff verpasst hat. Hier und da haben sich auch welche über diesen Imagewandel beschwert, aber letztlich wurde er doch als einer der Bonds anerkannt. Warum sollte er sonst nun zum vierten mal als 007 auf der Leinwand erscheinen?
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