Donnerstag, 3. September 2015

I wie Infektionen I ABC eines Schwulen




HIV/Aids, Hepatitis A/B, Tripper, Chlamydien, Syphilis... die Liste an sexuell übertragbaren Infektionen (STI) scheint unendlich lang. Wer sich da sorgen über eine mögliche Ansteckung macht, kann schnell mal die Lust verlieren. Dazu gesellt sich die Angst vor dem Arztbesuch oder besser gesagt die Angst vor dem Testergebnis. Die Angst, dass das Ergebnis doch positiv sein könnte.
Aber warum habe wir diese Angst? Was lässt uns davor zurückweichen einen Test zu machen? Ist es die Angst bewusst mit einer Krankheit leben zu müssen? Sind es die möglichen Veränderungen in unserem Leben? Oder doch etwas anderes?

Eigentlich ist es ganz einfach. Man geht zum Arzt, lässt sich auf die verschiedenen STI's untersuchen und wartet auf das Testergebnis. Je nachdem ob dieses nun positiv oder negativ ausfällt, kann man weitere Schritte einleiten. Wobei ein negatives Resultat natürlich immer am Besten ist. Zudem sollte man nie unterschätzen: Je früher eine Krankheit bzw. eine Infektion erkannt wird, desto größer sind auch die Chancen einer vollständigen Genesung.
Und dennoch fürchten sich viele vor dem Gang zum Arzt. Die Angst vor dem Testergebnis scheint gigantisch zu sein. "Wenn man es mir nicht ansieht, kann ich auch nicht krank sein." So scheinen viele zu denken. Was auch nachvollziehbar ist, denn warum sollte ich mich Tag für Tag mit dem Gedanken rumschlagen, dass ich HIV oder andere STI's habe. Es ist doch immer gut gegangen.
Natürlich kann es bisher immer gut gegangen sein, aber was sagt meine Vergangenheit schon über meine Zukunft aus? Und wenn es schon immer gut ging, ist es dann nicht an der Zeit auch mal etwas schlechtes zu erleben?
Ich will hier niemandem irgendeine Infektion oder Krankheit wünschen, es hat schließlich niemand verdient. Aber ist es nicht so, dass wir die guten und schönen Dinge im Leben erst richtig wertschätzen, wenn wir auch die negativen Dinge einmal erlebt haben?

Mein erster Post auf diesem Blog befasst sich mit dem Thema Sterbehilfe. Zu diesem Zeitpunkt wieder ein aktuelles Thema, da sich eine krebskranke Frau dazu entschieden hatte am 01.11.2014 zu sterben. Dazu zog sie extra nach Oregon, da dort die aktive Sterbehilfe erlaubt ist.
Eine halbes Jahr zuvor habe ich selbst miterlebt, wie eine gute Bekannte an Krebs gestorben war. Sie hat immer und immer weiter gekämpft und hat schließlich ein halbes Jahr länger gelebt, als es die Ärzte vorhergesagt hatten. Eine erstaunliche Leistung wie ich finde.
Aber was hat dies nun mit dem Thema oben zu tun? Krebs und STI's haben nun nicht so viele Gemeinsamkeiten. Auf diese kommt es mir aber auch nicht an. Es ist der Fall an sich, der das ganze zusammenfügt. Die Bekannte, um die es sich hier dreht, hatte nämlich auch Angst zum Arzt zu gehen. Über Wochen und Monate hinweg hat sie sich über Knötchen am Hals beschwert. Die Angst, dass es Krebs oder etwas ähnliches sein könnte, war für sie wohl enorm groß. Durch Zureden und Mut machen hatte sie sich dann endlich dazu entschlossen zum Arzt zu gehen. Diagnose: Krebs, Metastasen im ganzen Körper. Die Entscheidung zu warten und zu hoffen, dass eventuell doch alles in Ordnung ist, war wohl falsch gewesen.
Vielleicht wäre sie heute noch am Leben. Vielleicht hätte sie den Krebs besiegen können. Man weiß es nicht. Ihr deshalb einen Vorwurf machen will und kann ich ihr nicht machen. Ich glaube nämlich, dass ich in der Situation ganz ähnlich reagiert hätte.
Dieser Vorfall regt aber auch zum nachdenken an. Vor allem, wenn man das Ganze live miterleben konnte. Der Besuch beim Arzt wird plötzlich in ein ganz anderes Licht gerückt. Das Testergebnis wird nicht mehr als mögliche Horror-Nachricht gesehen, sondern als Chance eine Krankheit zu erkennen und zu bekämpfen. Und wenn die Tests regelmäßig stattfinden, kann eine Infektion sogar frühzeitig behandelt werden. Die Denkweise hat sich also komplett geändert.
Liegt darin vielleicht die Angst? Dass man eben nicht mehr als gesunder Mensch gilt? Dass der Besuch beim Arzt automatisch eine Krankheit voraussetzen muss?

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