All dies sind Fragen die sich Angehörige von Suizidanten stellen werden. Fragen auf die es keine eindeutige Antwort gibt und die man für den Rest seines Lebens mit sich herum tragen wird. Vor allem die Frage nach der Schuld. Wer hat mein Kind in den Suizid getrieben? War ich es vielleicht?
Etwa 10.000 Menschen bringen sich jährlich in Deutschland um. Allein 200 davon sind jünger als 20 Jahre. Bedauerlicherweise sind diese Zahlen in den letzten Jahren auch relativ stabil geblieben. Bei jungen Menschen gehört der Suizid sogar zur häufigsten Todesursache. 30 bis 40 Prozent der jungen Menschen kommen auf den Gedanken, sich umzubringen. Vier bis sechs Prozent versuchen es sogar.
Woran liegt es, dass sich so viele Menschen das Leben nehmen wollen? Was muss man erlebt haben, um den Tod als einzigen Ausweg zu sehen? Erwarten wir manchmal zu viel von unseren Mitmenschen? Drängen wir sie vielleicht in ein Leben, was sie gar nicht führen wollen?
Ein Artikel im Spiegel (Heft-Nr.: 12, vom 14.03.2015) handelt über das Thema Suizid. Seit über sechs Jahren versucht ein Vater den Suizid seines Sohnes zu verarbeiten. Er will verstehen, warum sich sein Sohn das Leben genommen hat. Aber anstatt Antworten zu erhalten, stellen sich nur noch mehr Fragen. Weder die Schule, noch das Jugendamt wollen sich mit dem Thema auseinandersetzen. Auch nachdem der Vater ein Buch verfasst hat und sich an den Spiegel gewandt hat, bleiben die Fragen weiter offen?
An das Thema Suizid wagt sich keiner heran. Es ist eines der Tabuthemen unserer Gesellschaft. Irgendwie ist dies auch verständlich. Wenn es um den Suizid eines Menschen geht, geht es auch immer um die Frage der Schuld. Und die möchte keiner haben. Niemand möchte Schuld am Tod eines Menschen haben.
Aber ist es wirklich richtig das Ganze Tod zu schweigen?
Nein, sagt der Kinder- und Jugendpsychiater Helmut Braun-Scharm. "Es ist wichtig, öffentlich über das Thema zu sprechen. Nur so können wir die Jugendlichen dazu bringen, sich damit auseinanderzusetzen."
Bei solchen Tabuthemen glaubt man oft, dass man alleine sei. Als ob man nur einer unter Tausenden oder gar Millionen sei. Oft stellt man aber fest, dass dem gar nicht so ist. Meist sind mehr Menschen betroffen als man glaubt. Allein diese Tatsache gibt einem Mut und Kraft über die unmöglichsten Dinge zu sprechen.
"Das Sterben der Seele beginnt nicht mit dem Verlust des Lebens,
sondern mit dem fehlen von Liebe."
Wer weiß schon welcher unserer Mitmenschen suizidgefährdet ist? Ein Nachbar? Ein Mitschüler? Ein Kommilitone? Vielleicht sogar einer unserer Eltern, Geschwister oder Kinder? Es könnte jeder sein. Was einen Menschen nun dazu bringt den Tod zu wählen, kann man wohl nie mit Gewissheit sagen oder an einer bestimmte Sache fest machen. Aber vielleicht bekommt der ein oder andere neuen Lebensmut, wenn man ihm zeigt, dass man ihn liebt und wertschätzt. Dass man gerne und viel Zeit mit ihm verbringt. Dass der Mensch eben nicht nur ein Lebewesen ist, welches zu funktionieren hat.
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