Montag, 9. März 2015

Krankenhäuser - Hier geht's nur ums Geschäft


Krankenhäuser - eigentlich ein Ort um seine Leiden und Gebrechen zu kurieren. Wer hierher kommt hofft auf eine Heilung, auch wenn man noch so schlechte Aussichten hat. In Krankenhäusern kann einem eben geholfen werden. Hier laufen wer weiß wie viele Mediziner herum. Diese wissen was sie tun können, um einen Menschen zu heilen. Selbst aussichtslose Fälle sind schon gesund und munter wieder nach Hause gegangen. Aber was, wenn wirklich alles nichts mehr hilft? Was, wenn tatsächlich das letzte Stündlein geschlagen hat? Was ist, wenn selbst die Ärzte nichts mehr tun können?

Als ich noch jünger war, habe ich mich immer gefreut, wenn ich zu meinen Großeltern durfte. Es hat mir immer großen Spass gemacht mich mit meinem Großvater fertig zu machen. Zähne putzen, Rasieren - auch wenn ich noch keinen Bart hatte - etwas Morgengymnastik, anziehen und gemeinsam Frühstücken. Je nachdem welcher Tag war, wurde ich dann in den Kindergarten gebracht, habe mich mit Freunden verabredet oder etwas mit meinem Großvater und meinem Bruder unternommen.
Im großen und Ganzen war es eine schöne Zeit. Leider war aber mein Großvater schwer krank. Er hatte Bechterew, eine Krankheit, die die Bewegungsmöglichkeiten einschränkt. Mein Großvater konnte nicht aufrecht gehen. In den Jahre in denen er lebte, lag er zudem fast ausschließlich im Bett. Immer wieder musste ein Arzt kommen. Regelmäßig haben wir den Krankenwagen rufen müssen. Aber die Ärzte konnten ihn immer wieder gesund pflegen.
Eines Tages ist hat der das Gleichgewicht nicht mehr halten können und ist rückwärts die Treppe runtergefallen. Durch seine Krankheit konnte er den Sturz nicht abfangen und ist mit dem Hinterkopf gegen die Mauer gestoßen. Die Folgen: Der siebte Halswirbel war gebrochen.
Nach langem hin und her, habe die Ärzte aber auch dieses Problem in den Griff bekommen. Sogar die ersten Reha-Maßnahmen wurden schon besprochen. Was die Ärzte allerdings nicht bedachten war, dass mein Großvater schon etwas älter war und schon lange mit seiner Krankheit zu kämpfen hatte. Letztlich hatte mein Großvater wohl keine Kraft mehr und ist verstorben.

Mein anderer Großvater litt an Nierenversagen. Er bekam eine neue Niere, bekam Zucker. Ihm merkte man nicht an, dass er krank war. Er war eben ein ganz normaler Mensch. Aber eines Tages verschlechterte sich auch sein Zustand. Auch er kam ins Krankenhaus. Die Ärzte taten alles, was in ihrer Macht stand. Doch auch hier konnte nichts mehr getan werden. Mein Großvater starb.

Für unsere Liebsten würden wir wohl alles tun. Für sie ist uns kein Weg zu weit, kein Berg zu hoch, kein See zu tief. Wir wissen auch, dass die Zeit die wir hier auf der Erde verbringen eines Tages zu Ende sein wird. Aber das Ende sollte doch bitte weit, weit in der Zukunft liegen, oder vielleicht nie eintreten. Wir wollen unsere geliebten Menschen nicht so einfach verlieren. Wir geben die Hoffnung nie auf, dass vielleicht doch noch ein Wunder geschehen könnte, selbst wenn die Krankheit noch so schlimm ist und die Zukunft nicht rosig aussieht. Wir hoffen darauf, dass unsere Mediziner noch irgend ein Ass im Ärmel haben und uns wieder gesund pflegen können. In solchen Momenten spielt selbst Geld keine große Rolle mehr. Wir wollen nur wieder gemeinsam mit unseren Liebsten am Tisch sitzen, gemeinsam essen und ein paar schöne Stunden verbringen.

In den vergangenen Wochen haben sich viele Zeitungen darüber beklagt, wie viel Geld ein Krankenhaus mit dem Tod eines Patienten verdient. Sogar Patienten, die dem Tod schon in die Augen sehen, bekämen noch die letzte Chemotherapie. Patienten würden trotz ihres heiklen Zustandes noch operiert. Ärzte würden sich keine Zeit mehr für den Patienten nehmen. Alles ginge nur noch ums Geschäft. Wie man möglichst viel Gewinn aus einem Patienten schlagen kann.
Aber liegt das einzig und allein am Arzt? Eine Person die Tag für Tag über Leben und Tod entscheiden muss soll nun die gesamte Schuld treffen? Ist es nicht auch die Schuld der Krankenhäuser? Die Gier des Menschen noch mehr Geld zu verdienen? Liegt es nicht auch an der Situation unseres Gesundheitssystems?
In der medizinischen Forschung sind wir sehr weit vorangeschritten. Krankheiten die früher noch zum Tod geführt haben können heute mühelos behandelt werden. Wenn es uns schlecht geht, lassen wir uns ein Medikament verschreiben oder lassen uns operieren und alles wird wieder gut. Der Medizin scheinen einfach keine Grenzen gesetzt zu sein. Das wollen wir auch nicht. Wir wollen schließlich möglichst viel Zeit mit den Menschen verbringen, die uns am Herzen liegen. Dieses Verlangen nutzen manche Menschen aus und verdienen ihr Geld damit. Das heißt aber nicht, dass einzig und allein die Ärzte die Schuld trifft. Es gibt schließlich noch sehr viel mehr Menschen, die an einem Patienten verdienen und damit sind nun nicht die Krankenpfleger gemeint. Nein, gemeint sind die Menschen aus der Chefetage. Diejenigen, die ein Krankenhaus leiten und dabei natürlich auch ein paar Gewinne in Form von Geld sehen wollen. Den Managern kann es doch egal sein, ob der Patient nun kurz vor dem Tod steht oder nicht. Er sieht schließlich nur die Zahlen auf dem Papier. Solange wie die nicht rot sind ist doch alles in Ordnung.
Wer sich außerdem mal den Arbeitsmarkt anschaut, stellt fest, dass überall händeringend Ärzte und Pflegepersonal gesucht werden. Täglich müssen dutzende von Patienten versorgt werden. Hier und da müssen Doppelschichten geschoben werden. Auf die Dauer ist das ziemlich nervenaufreibend. Da kann man froh sein, wenn man auch mal ein paar freie Minuten hat. Eine Zeit, in der man abschalten kann.

Letztlich sind alle Menschen Egoisten. Wir wollen möglichst viel Geld verdienen. Wir wollen möglichst vielen Menschen helfen. Wie wollen möglichst viele Menschen heilen. Wir wollen möglichst viel Zeit mit unseren Liebsten verbringen. Wir wollen möglichst lange Leben. An unsere Mitmenschen denken wir dabei nur sehr selten.
Wer in der Medizinbranche tätig ist muss wissen, dass der Tod allgegenwärtig ist. Wer in der Finanzbranche tätig ist muss wissen, dass ein Unternehmen auch Verluste machen kann. Und jeder sollte wissen, dass die Zeit, die man auf der Erde hat, begrenzt ist. Wir sollten also jede einzelne Minute auskosten. Irgendwann wird die Zeit kommen an dem uns ein geliebter Mensch verlässt. Mit diesem Verlust kommen wir nunmal besser zurecht, wenn wir einem anderen Menschen die Schuld gegeben können. Leider gibt uns unser Gesundheitssystem sehr viel Zündstoff dafür.

1 Kommentar:

  1. Die Medizin. Ich kann nur immer wieder den Kopf schütteln. Dann bricht sich jemand den Hals, kann aber mit einer Schiene wieder in Ordnung gebracht werden und eine OP ist unnötig, aber dennoch wird sie durchgeführt, der Patient also unnötigenRisiken durch die OP und evtl. Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten durch andere Erkrankungen ausgesetzt - die Nachfolgend notwendige Reha wird aber schleifen gelassen. Umgekehrt gibt es Petienten die seit Jahren mit höllischen Schmerzen kämpfen und wenn sie nachts in die Notaufnahme kommen, weil es einfach nicht mehr auszuhalten ist, darf man sich anhören "es gibt jetzt 2 Möglichkeiten - entweder wir hängen uns da voll rein und machen alle möglichen Untersuchungen zum 2-3-4 Mal. Opfern unsere Zeit und unser Wissen und unser finanzielles Budget was wir pro Patient zur Verfügung haben, oder wir schicken sie wieder nach Hause weil es nicht akut ist - Und wir werden sie jetzt wieder nach Hause schicken". Lächerlich wie ich finde. Dein Beitrag aber keines Wegs - gefällt mir wieder super!
    Liebe Grüße
    Tama

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